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„In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit …“. Ohne große Ansprüche lebt Bilbo Beutlin im Auenland, bis er von dem Zauberer Gandalf und einer Horde Zwerge aus seinem beschaulichen Alltag gerissen wird. Auf einmal findet er sich mitten in einem Abenteuer wieder, das ihn zu dem riesigen und gefährlichen Drachen Smaug führt, der einen kostbaren Schatz in seinen Besitz gebracht hat und eifersüchtig hütet …

„Der Hobbit“ ist der Anfang aller modernen Fantasy und erzählt die Vorgeschichte zum „Herrn der Ringe“. Hier liegt der Bestseller in einer neu durchgesehenen deutschen Ausgabe erstmals mit Illustrationen des weltbekannten Malers und Tolkienkenners Alan Lee vor.

 

  Autor: J.R.R. Tolkien
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-608-93800-5
Seitenzahl: 400 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Bilbo Beutlin denkt an nichts Böses, als nach und nach 13 Zwerge und Gandalf, der Zauberer, bei ihm eintreffen. Eh er sich’s versieht, befindet er sich auf dem Weg in sein erstes Abenteuer, denn eigentlich halten Hobbits überhaupt nichts von solchen Aktivitäten und verbringen ihr Leben lieber friedlich und gefahrlos in ihren Höhlen. Doch umso weiter Bilbo, Gandalf und die Zwerge voranschreiten, umso öfter wünscht er sich in seine behagliche Höhle mit dem bequemen Sessel zurück. Allein schon, dass es nicht in regelmäßigen Abständen was Gutes zu Essen gibt, ist für einen Hobbit schon ein Ding der Unmöglichkeit! Doch das ist wohl das kleinere Übel, denn immer öfter befindet sich die Gruppe in Gefahren, die durchaus mit dem Tod enden könnten. Und alles nur, um am Ende dieser irrwitzigen Fahrt am Einsamen Berg anzukommen, dort auf einen Drachen zu treffen und das Gold, das einst den Zwergen gehörte, zurückzuerobern…


Stil und Sprache
Das Geschehen wird in der dritten Person aus der Sicht eines allwissenden Erzählers wiedergegeben, der durchaus auch mal einen munteren Plauderton drauf hat und den Leser bisweilen direkt anspricht. Der Erzähler weiß mehr als die Figuren und lässt den Leser hin und wieder an diesem Wissen teilhaben: Er macht Andeutungen auf zukünftiges Geschehen oder nimmt der Geschichte schon etwas Kommendes vorweg. Dies tut der Spannung jedoch zu keiner Zeit Abbruch, sondern stachelt die Neugier des Lesers durchaus noch an.

Einen dermaßen lebendigen, bildlichen und farbenfrohen Schreibstil wie den Tolkiens findet man selten. Immer wählt der Autor das treffende Verb, das sofort Bilder entstehen lässt. So ist der Leser dabei, als Bilbo, Gandalf und die Zwerge in die Gewitterfronten geraten: er sieht die Blitze, hört den Donner, spürt den Regen auf der Haut. Die Vergleiche und Metaphern, die den Beschreibungen Leben einhauchen und das Geschriebene wie einen Film vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen lassen, sind durchweg gelungen und passen hervorragend zum Text. Die Beschreibungen fügen sich in die Geschichte ein, ohne zu stören oder die Handlung unnötig zu unterbrechen.
Zudem versteht Tolkien es, Spannung aufzubauen, diese noch ansteigen zu lassen, den Figuren (und somit dem Leser) – wenn überhaupt – nur eine kurze Verschnaufpause zu gönnen, um gleich darauf den Spannungsbogen wieder straff anzuziehen. So bleibt kaum etwas anderes übrig, als Seite um Seite umzublättern, in gespannter Erwartung, was der arme Bilbo noch für Abenteuer und Gefahren zu bestehen hat. Immer wieder stiehlt sich aber auch ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers, denn der Humor kommt auch nicht zu kurz und lockert die Geschichte gekonnt auf.
Den Leser erwarten aber auch Lieder, die in Strophen im Buch abgedruckt sind. Hier muss an den Übersetzer Wolfgang Krege ein Lob ausgesprochen werden, denn auch in der deutschen Fassung reimen sich die Zeilen.


Figuren
Die Hauptfiguren sind durchweg gut ausgearbeitet und absolut überzeugend. Es fällt zu keiner Zeit schwer, sich in sie hineinzuversetzen oder ihre Gedanken und ihr Handeln nachzuvollziehen. Zudem sind sie absolut dreidimensional und weit entfernt von eintöniger Schwarz-Weiß-Malerei. So ist der Protagonist, Bilbo Beutlin, einfach nur liebenswert. Er liebt sein geregeltes, ereignisloses Leben und doch kitzelt ihn die Tuk-Seite seiner Verwandtschaft und sorgt, angetrieben von Gandalf, dem Zauberer, dafür, dass er sich schließlich auf diese abenteuerliche Reise einlässt. Unterwegs will er sich den Zwergen beweisen, was zunächst für nur noch größerer Scherereien sorgt, doch mit der Zeit wächst der Hobbit über sich hinaus und ist nach dem guten Jahr, das dieses Abenteuer in Anspruch genommen hat, zwar noch immer Bilbo Beutlin, der Hobbit, und doch hat er sich grundlegend verändert.

Gandalf kommt und geht, wie es ihm passt und doch meist im rechten Augenblick. Er spricht gerne in Rätseln, tut geheimnisvoll und bleibt auch für den Leser undurchschaubar – dafür aber umso interessanter.

Die Zwerge sind so, wie man sich heutzutage Zwerge vorstellt: recht klein - wenn auch nicht so klein wie ein Hobbit -, tragen lange Bärte (und das mit Stolz), lieben einen guten Schluck, um sich die Kehle zu befeuchten, doch am allerliebsten sind ihnen funkelndes Gold und glitzernde Steinchen. Die 13 Zwerge, mit denen der Leser in diesem Buch hauptsächlich bekannt wird, unterscheiden sich dabei nicht nur durch ihre verschiedenfarbigen Umhänge und Kapuzen, sondern auch ihre Eigenheiten machen sie zu Individuen.

Die Antagonisten sind hier einerseits Orks und Warge, vor allem aber der Drache Smaug. Alle Gegenspieler haben nur recht kurze Auftritte, bleiben aber dennoch nicht blass, auch wenn sie recht einseitig gezeichnet sind. Der Geschichte einen Abbruch tut dies jedoch nicht.

Auch die Nebenfiguren sind gut dargestellt und überzeugen den Leser. Keine kommt blass oder unglaubwürdig daher.


Aufmachung des Buches
Die Neuauflage des Fantasy-Klassikers ist gut gelungen, die Optik spricht auf jeden Fall an. Das Buch ist gebunden, mit Schutzumschlag und passendem Lesebändchen. Zudem finden sich vorne und hinten im Buch doppelseitige Karten, auf denen der Weg der Gefährten nachvollzogen werden kann. Die vordere Karte ist dabei diejenige, von der im Buch selbst auch die Rede ist.

Das Besondere an dieser Neuauflage sind die wunderbaren Illustrationen von Alan Lee (nicht Allan Lee, wie fälschlicherweise im Innenteil des Buches abgedruckt). Sowohl die ganzseitigen Farbbilder, als auch die wunderbaren Bleistiftzeichnungen, die der Leser auf vielen Seiten finden wird, sind wahrlich ein Genuss für das Auge. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die ganzseitigen Illustrationen nicht immer an passender Stelle auftauchen und so – da sie oft früher als die eigentliche Szene im Buch dargestellt sind – der Geschichte etwas vorwegnehmen.
Übrigens werden die ganzseitigen Bilder – die zudem auf einem glatteren, glänzenderen Papier gedruckt sind - bei der Angabe der Seitenzahlen nicht berücksichtigt.


Fazit
Mit dieser Ausgabe erwartet den Fantasy-Fan ein Klassiker in neuem Gewand. Viele dürften die Vorgeschichte des Herrn der Ringe kennen, wer nicht, sollte dies schnellstens nachholen, denn „Der Hobbit“ steht dem Herrn der Ringe in nichts nach. Es ist ein wunderbares Stück Literatur, dass sich zu lesen lohnt, dabei spannend, lustig, aber auch traurig ist.


5 Sterne 


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