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Langsam ließ Gabriel die Hand sinken und sah Marie aus dunklen Augen an. „Du musst das nicht allein tun. Wir finden einen Weg. Zusammen.“ Seine Worte, so düster sie auch waren, klangen wie ein Versprechen. Ein Versprechen, das Marie trotz aller Trostlosigkeit einen winzigen Hoffnungsschimmer erahnen ließ. Er hatte recht. Sie durften nicht aufgeben. Mühsam zwang sie sich zu einem Nicken.

Als ein gefährlicher Schwarm schwarzer Feen Marie bedroht und alle, denen sie nahesteht, in Gefahr bringt, gibt es nur einen, der ihr helfen kann: Gabriel, der mysteriöse Junge, der die dunklen Wesen zu sehen vermag, die sich in den Schatten der Menschen verbergen. Doch als Marie sich entschließt, Gabriels Hilfe zu suchen, haben die schwarzen Feen die Grenze zu unserer Welt bereits durchbrochen ...

 

Als die_schwarzen_Feen_kamen 

Autor: Anika Beer
Verlag: cbj
Erschienen: 12.März.2012
ISBN: 978-3-570-40147-7
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die fünfzehnjährige Marie hat es nicht leicht. Seit ihr Vater gestorben ist, ist nur noch ihre Mutter da. Auch von ihrer besten Freundin Theresa scheint sie sich immer mehr zu entfremden. Da ist es nicht gerade förderlich, dass sie nachts von gefährlichen schwarzen Feen und einer geheimnisvollen Obsidianstadt mit geisterhaften Bewohnern träumt. Sie denkt, dies sei alles nur Einbildung, bis sie von Gabriel angesprochen wird, der behauptet, diese Feenwesen zu sehen. Ist er nur irgendein Spinner oder kann er Marie wirklich helfen, gegen diese Macht vorzugehen, die immer mehr ihre Familie, Freunde und ihr ganzes Umfeld bedroht?

Die grundlegende Idee, dass Feen auch düster und böse sein können, ist ein völlig neuartiges Konzept und besticht daher vor allem durch Originalität. Dieser Gedanke wirft die althergebrachte Meinung, Feen müssten wunderschön sein und immer nur das Gute wollen, komplett über den Haufen. Ein mutiger, aber sehr gelungener Einfall!


Stil und Sprache
Die Geschichte wird in dritter Person aus wechselnden Perspektiven erzählt, nämlich vorwiegend aus der von Marie, aber auch von Gabriel und Lea. Lea ist – wie sich später herausstellt – ein Alter Ego von Marie. Gerade durch diesen Wechsel erfährt man von beiden Protagonisten unglaublich viel bei einem einzigen linearen Handlungsstrang.

Zu Beginn wirkt der Roman wie ein gewöhnliches Jungendbuch mit den typischen Problemen: Zickereien, erste Liebe und Bewältigung des Schulalltags. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als die schwarzen Feen ins Spiel kommen, von denen Marie immer häufiger träumt. Das letzte Mal offenbar trat dies kurz nach dem Tod ihres Vaters auf, weswegen sie erneut ihren Psychologen aufsucht. Dann kommt Gabriel und behauptet, er kann ihre Feen sehen und will ihr helfen. Erst lehnt sie ab, aber immer mehr Menschen scheinen offenbar ohne Grund krank zu werden. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto stärker verdichtet sich die Spannung, woher die Feen kommen, was sie wollen und wie sie überhaupt in unsere Realität gelangen können. Wird am Ende alles gut ausgehen und werden sie verschwinden? Eine hochbrisante Lektüre erwartet den Leser.

Wie man es von einem Jugendbuch gewohnt ist, ist es vom Stil her einfach und flüssig gehalten. Es ist gerade so anschaulich, dass man genaue Bilder von Menschen und der Umgebung vor Augen hat. Dennoch ist die Sprache so eindringlich und fesselnd, dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte, um nichts zu verpassen.


Figuren
Im Zentrum des Buches steht die fünfzehnjährige Marie. Anders als ihre Freundinnen Jenny und Theresa ist sie nicht so sehr modebewusst und trägt am liebsten Kapuzenpullis und Baggypants. Dies führt natürlich zu Differenzen, ebenso wie die Tatsache, dass sich Theresa in den Kopf gesetzt hat, sich mit ihrem 21-jährigen Tanzlehrer anzufreunden, wenn sie ihn schon nicht haben kann. Theresa und Jenny wirken durch ihr Verhalten und ihr auffallendes Interesse für Mode und Jungs ein wenig oberflächlich. Zudem gönnen sie Marie den Umstand nicht, dass sich Gabriel möglicherweise für sie interessiert. Aufgrund des Verlustes ihres Vaters war Marie früh in psychiatrischer Behandlung, hat immer wieder Anfälle unbekannter Ursache. Dies lässt sie sehr zerbrechlich und empfindsam wirken. In früher Kindheit hatte Marie scheinbar ein Alter Ego, nämlich Lea, die in einer Fantasie-Parallelwelt zu leben scheint. Immer wenn Marie träumt, schlüpf sie in deren Haut und landet in der Obsidianstadt. Alles nur Einbildung? Oder gibt es diese andere Welt tatsächlich?

Gabriel stellt man sich als düsteren Einzelgänger vor, der ein Geheimnis hat: Er kann die Schattenwesen der Menschen sehen. Und er sieht auch Maries Schatten, der allerdings die Gestalt unzähliger schwarzer Feen hat. Zudem scheint es ein „Loch" zu geben, durch das die Wesen aus der Schattenwelt in die unsere gelangen können. Ist Marie etwa eine Art „Portal" oder „Tor"? Diese beiden Protagonisten Marie und Gabriel sind absolut glaubwürdige Charaktere, die überzeugend und dreidimensional dargelegt werden. Man kann sich sehr gut in beide, am besten allerdings in Marie, hineinversetzen und ihr Denken und Handeln nachvollziehen.

Dann gibt es natürlich auch noch zahlreiche Nebenfiguren wie Maries Mutter, Maries Psychiater Dr. Roth und viele andere. Sie alle tragen mehr oder weniger zum Fortgang der Geschichte bei, sind ebenfalls glaubwürdig dargestellt, aber eben nicht so ausführlich wie die Protagonisten.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein grünlich-betontes Cover. Um den Rand ranken sich etliche schwarze Hände, die nach etwas zu greifen scheinen. Auf dem Cover selbst sieht man die Feen, die hier als schwarze Schmetterlinge dargestellt sind. Außerdem kann man einen schemenhaften Menschen erkennen, der in die Weite geht, vielleicht einer der geisterhaften Bewohner der Obsidianstadt? Auch im Inneren des Buches findet sich an jedem Kapitelanfang ein kleiner schwarzer Schmetterling. Die Gestaltung ist sehr gelungen und wirkt einerseits durchaus düster, aber auch ansprechend und erweckt sicher Neugier bei den potentiellen Lesern.


Fazit
Mit ihrer neuen und frischen Idee hat die Autorin Mut bewiesen, der belohnt wird. Eine fantastische Geschichte, in der Wirklichkeit und Fiktion zu verschwimmen scheinen, wartet mit Spannung auf den Leser. Am Ende bleibt immer die Frage offen, gibt es die schwarzen Feen wirklich oder sind sie nur Auswüchse einer fortgeschrittenen Psychose?


5 Sterne


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