Smaller Default Larger

Klassisch inszenierte Gartenkunst in aktueller, meisterhafter Fotografie

  • Die 28 schönsten Gärten Japans, vorgestellt in Bild und Text
  • Eine Bereicherung für Japanreisende und auch für diejenigen, die lieber vom Sessel aus Schönes erkunden möchten
  • Mit Adressen aller vorgestellten Gärten sowie nützlichen Webseiten

 

Der japanische Garten 

Originaltitel: The Gardens of Japan
Autor: Helena Attlee
Übersetzer: Claudia Arlinghaus
Fotograf: Alex Ramsay
Verlag: DVA
Erschienen: Februar 2012
ISBN: 978-3-421-03840-1
Seitenzahl: 136 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Stil, Bilder- und Textdarstellung
Nach Traumgärten Italiens und Gartenlust – Traditionelle und moderne Gärten in Großbritannien zeichnet sich für mich in meinem nunmehr dritten Gartenbildband des britischen Autoren- und Fotografenteams Attlee & Ramsay eine deutlich erkennbare „Handschrift“ bzw. ein eigener, einheitlicher Stil ab.

Helena Attlee, ganz der Routinier, schafft es auch hier wieder die 28 schönsten Gärten Japans dem Leser in wenigen, präzisen Worten näherzubringen. Von ihrer Entstehungsgeschichte vor vielen Jahrhunderten über die speziellen Charakteristiken jedes einzelnen Gartens bis hin zum heutigen Ist-Zustand der Anlagen, wie sie sich im Bild präsentieren, spannen sich Attlees hochinteressante Erzählbögen. In den meisten Fällen kommt sie pro Garten mit einer Seite Text aus, so dass man sich ihm gezielt - ohne lästiges Umblättern oder Ablenkung durch Fotoeinschübe - widmen kann.

Alex Ramseys Fotos schätze ich für ihre absolut unverfälschte und ungekünstelte Natürlichkeit. Weder spielt er mit überscharfen Objekten im Bildvordergrund und weichgezeichneten Hintergründen, noch werden bei ihm Farben verfälscht. Alles zeigt sich genauso, als betrachte man es mit eigenen Augen. Ich bin zwar nur Laie, trotzdem denke ich, in Alex Ramsay einen Meister seines Fachs zu erkennen, weil er vor Ort immer genau weiß, wie er sich Perspektiven (z.B. bei der „geborgten Landschaft“ ) und natürliche Lichtverhältnisse optimal zunutze macht, ohne hinterher auf technische Tricks und Computersoftware zurückgreifen zu müssen. Bei fast allen Gärten folgen dem Text auf mehreren Seiten reine Fotostrecken. In der Größe variieren die Bilder zwischen halb, ein- und doppelseitig, kleiner als halbseitig sind sie selten. Sie bieten einem beim Durchblättern die perfekte Projektionsfläche zum Schwelgen und Wegträumen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Dass Japaner ein gänzlich anderes Verständnis von einem Garten haben als wir Europäer, könnte nicht deutlicher zum Ausdruck gebracht werden wie in diesem Bildband. Japanische Gärten sind Kunstwerke, unübertroffen in Minimalismus und Ästhetik. Häufig stellen sie echte Landschaften in Miniatur nach oder sie bilden chinesische Tuschelandschaften in Stein ab (Trockenlandschaftsgärten). Kein Trieb, keine Blüte, kein Felsbrocken und kein Kieselstein wird sich selbst überlassen, sondern solange mit viel Liebe geschnitten, gepflegt und geharkt, bis alles „maßgeschneidert“ ins Gesamtbild des Gartens passt. Ich muss zugeben, vor diesem Bildband nur sehr wenig über japanische Gartenhistorie und -architektur gewusst zu haben, doch nun bin ich Dank Helena Attlee ein wenig schlauer.

Die Fotos zeigen auffallend viel Grün von Bäumen, Büschen und Moos. Ebenso begegnet einem viel Grau in Form von Felsbrocken, Steinen und Kies in den berühmten japanischen Trockenlandschaftsgärten. Üppige Blumenpracht wird der Gartenliebhaber hier allerdings schmerzlich vermissen, denn abgesehen von den allgegenwärtigen blühenden Kirschzweigen und ein paar roten Kamelien- und fliederfarbenen Azaleenblüten finden sich so gut wie keine anderen Blumen in dem Buch. Ob dies ein typisches Phänomen des Frühlings ist, zu der Zeit sämtliche Aufnahmen von Alex Ramsay gemacht wurden, oder ob Blumen in Japans Gärten nicht so gerne gesehen sind, darauf geht die Autorin leider nicht ein. Obwohl ich diesen Band als besten der mir bekannten von Attlee & Ramsay bezeichnen würde, finde ich es doch ein Manko, die Gärten diesmal in einem so begrenzten Zeitfenster anzutreffen.

Bis auf zwei Gärten, bei denen eine Voranmeldung notwendig ist, sind alle vorgestellten frei zugänglich. Somit eignet sich der Band hervorragend zur Vorbereitung und als Begleiter einer Japanreise. Alle anderen dürfen sich mit den wunderschönen Bildern schon mal eine große Portion Sehnsucht einholen oder, wer weiß, sich vielleicht zu einem eigenen kleinen Garten im japanischen Stil inspirieren lassen …


Aufmachung des Buches
Im Format beinahe quadratisch (25 cm x 26,7 cm), liegt einem der gebundene Bildband sehr gut in der Hand. Bindung, Papier- und Druckqualität sind hochwertig. An diesem Buch wird man auch bei häufigem Gebrauch lange Freude haben. Das dicke Papier mit seidenmattem Schimmer bringt die Fotos hervorragend zur Geltung, die Spiegelung ist minimal und beim Umblättern empfand ich es angenehm griffig.
Auf dem hochglänzenden Schutzumschlag mit grauem Untergrund oder besser gesagt der stillen Wasseroberfläche eines Gartenteichs sammeln sich herabgefallene Kirschblütenblätter um die Samenstände von Lotosblumen. Darüber sind in Weiß und Hellgrau Titel und Autorennamen angeordnet. Ästhetik pur, wie der ganze Band. Die Rückseite des Schutzumschlages wirkt dagegen umso üppiger, aber nicht weniger stimmungsvoll mit einem Foto, auf dem blühende Hängekirsche-Zweige sich über einen Gartenteich neigen und in dessen Vordergrund der Holzsteg eines alten Pavillons zu sehen ist.

Was ich bei Gartenlust bemängelte, wird nun hinreichend im Adressverzeichnis des Anhangs dokumentiert. Mit Adressen, Telefonnummern und Webseiten sowie der wichtigen Info, ob frei zugänglich oder nicht, stehen für die 28 im Buch vorgestellten Gärten lückenlos alle Daten zur Verfügung, die für einen Besuch notwendig sind. Außerdem gibt eine Zeittafel mit den verschiedenen japanischen Epochen Orientierungshilfe für den Textteil.


Fazit
Für mich persönlich ist dies der dritte und gleichzeitig eindrucksvollste Gartenbildband des britischen Autoren- und Fotografenteams Attlee & Ramsay. Vielleicht deshalb, weil japanische Gärten mit unseren nur wenig gemein haben, somit das Gesehene und Gelesene eine starke Faszination auf mich ausübte. Nur schade, dass alle Gärten im Frühjahr fotografiert sind und einem damit doch einiges vorbehalten wird. Für Japanreisende ist dieser „grüne Wegweiser“ sowieso unerlässlich.

 
4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo