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EIN TÖDLICHES TURNIER AUF DER WARTBURG
Durch eine perfide List geht es den größten Dichtern des Mittelalters an den Kragen: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und vier weitere Sänger lassen sich auf einen Wettstreit ein, bei dem der Beste gekrönt und der Schlechteste geköpft werden soll.

Tragikomisch, düster und drastisch – Robert Löhr sprengt mit seiner Erzählung des legendären Sängerkrieges alle Ketten des historischen Romans.

 

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Autor: Robert Löhr 
Verlag: Piper
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3492054515
Seitenzahl: 320 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Die Wartburg bei Eisenach ist einer der geschichtsträchtigsten Orte Deutschlands, um den sich viele Sagen und Mythen ranken. Dort lebte und wirkte die heilige Elisabeth, übersetzte Martin Luther das Neue Testament - und warf sein Tintenfass nach dem Teufel - und sie war auch der Schauplatz, an dem Hermann I. von Thüringen zu Weihnachten 1206 die bedeutensten Dichter dieser Zeit versammelte, um seinem Ruf als Förderer von Kunst und Kultur gerecht zu werden. 

Das Fest steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Zu groß ist die Rivalität unter den Teilnehmern, zu unterschiedlich ihre Interessen im Streit um die deutsche Krone, der zwischen den Staufern und den Welfen tobt und in dem Landgraf Hermann schon mehrmals die Seiten gewechselt hat. Unversehens wird aus dem geplanten fairen Wettbewerb blutiger Ernst und die sechs Beteiligten lassen sich durch List und Provokation verleiten, einen Sängerkrieg auf Leben und Tod auszutragen, bei dem der Sieger gekrönt und der Verlierer geköpft werden soll.

Robert Löhr macht aus den historisch verbürgten Fakten, dem Wenigen, was tatsächlich über die Sänger und ihre Werke bekannt ist und viel Phantasie eine temporeiche, stimmige Geschichte, mit hintergründigem Humor, Spannung und einem unerwarteten Ende.


Stil und Sprache
„Dies Buch gehört der Wartburg“ lautet die Widmung am Anfang und tatsächlich spielt das alte Gemäuer eine große Rolle darin. Im Prolog trifft der Leser dort im Jahre 1521 auf Martin Luther, der hier Zuflucht vor seinen Gegnern gefunden und eben begonnen hat, das Neue Testament zu übersetzen. Dabei wird er vom Teufel heimgesucht, der dieses Werk gern verhindern will. So kommt es, dass er Luther erzählt, was sich 300 Jahre früher - an gleicher Stelle - beim „Sängerkrieg“ wirklich abgespielt hat, ein Kunstgriff, mit dem der Autor sein Publikum überrascht und sofort gefangen nimmt.

Die eigentliche Geschichte schildert er hauptsächlich aus der Sicht von Biterolf, dem jüngsten der sechs Sänger, der glücklich ist, in diesem erlauchten Kreise überhaupt auftreten zu dürfen. Seine fünf „Kollegen“ werden jeweils in einem eigenen Kapitel näher vorgestellt, jedoch stets im Rahmen der Handlung, sodass keine Brüche entstehen. Diesen „Meistern des Wortes“ hat Robert Löhr „auf´s Maul geschaut“. Wie in seinen früheren Büchern trifft er auch diesmal glänzend die Sprache der von ihm geschilderten Epoche, je nach Situation von höfisch-höflich bis deftig-derb und mit Dialogen, die von Witz, Schlagfertigkeit und Ironie nur so sprühen.


Figuren
Über die „größten Dichter des Mittelalters“ ist wenig mehr als ihre Namen bekannt, auch ihre Werke sind nicht immer genau zuzuordnen. Trotzdem hat es der Autor hervorragend verstanden, jedem von ihnen besondere Charaktereigenschaften, Stärken und Schwächen zu verleihen. Der bescheidene Biterolf, der ritterliche Wolfram von Eschenbach, der blinde und daher um seine Zukunft bangende Reinmar, der arrogante Heinrich von Ofterdingen … sie alle werden - wenn auch nicht immer sympathisch – so doch sehr menschlich und in ihrem Handeln nachvollziehbar geschildert.

Landgraf Heinrich von Thüringen und seine Familie sind historische Personen. Von ihm ist bekannt, dass er ein Freund der Kunst und Förderer der Künstler war, aber im Thronstreit zwischen Welfen und Staufern seine „Treue“ nicht viel Wert besaß, da er nicht weniger als sieben Mal die Seiten wechselte, was auch in dieser Geschichte ein zentrales Thema bildet. Der Teufel hat zwar nur eine kleine Nebenrolle, aber es gelingt Robert Löhr tatsächlich, ihn als „Person“ – beinahe menschlich – darzustellen und ihm sogar ein paar sympatische Züge zu geben.


Aufmachung des Buches
Das dunkelrote - mit einem Lesebändchen versehene - Hardcover zeigt auf beiden Innenseiten einen Grundriss der Wartburg um 1206. Die Handlung gliedert sich in einen Prolog, das erste Buch: „Sängerstreit“, ein Zwischenspiel, das zweite Buch: „Sängerkrieg“ und den Epilog.
Die beiden Hauptteile enthalten jeweils mehrere Kapitel, die entweder ein bestimmtes Datum oder – bis auf Biterolf von Stillaha - den Namen eines der am Wettstreit beteiligten Sänger tragen. Diese, sowie die weiteren wichtigsten Personen sind in einem Verzeichnis am Anfang des Buches aufgeführt. Auf dem hinteren Schutzumschlag ist der Schauplatz des Buches – die Wartburg – abgebildet, während auf der Vorderseite ein Rabe – im Mittelalter als Unheilsbringer gefürchtet – auf eine tragische, düstere Handlung hindeutet.


Fazit
Das Thema „Sängerwettstreit auf der Wartburg“ ist schon mehrmals in Literatur und Musik thematisiert, aber wohl selten so spannend, so makaber und - bei aller Tragik – so komisch erzählt worden, wie von Robert Löhr. Ein wunderbares Buch, das ich gern weiter empfehle


5 Sterne


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