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 „Ich kenne dich seit einer Ewigkeit – ich musste dich nur wiederfinden ...“
„Ich liebe dich“ flüstert er. „Und ich weiß nicht, wie ich je damit aufhören könnte.“
Faye lächelte, und die Tränen nahmen ihr die Sicht.
„Dann hör nicht auf damit“, flüsterte sie zurück.
„Hör einfach nicht auf.“

 

Mortal Kiss 

Originaltitel: Mortal Kiss - What would you sacrifice for a kiss?
Autor: Alice Moss
Übersetzer: Anna Serafin
Verlag: Ink Egmont
Erschienen: 08/2011
ISBN: 978-3-86396-018-6
Seitenzahl: 348 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Faye lebt bei ihrer Tante Pam in einem verschlafenen Kleinstadtidyll namens Winter Mill. Ihr Vater ist mal wieder auf einer seiner langen Reisen und so geht sie brav zur Schule, während sie auf ein Lebenszeichen von ihm wartet. Aufregend ist anders, aber was will sie schon groß ändern? Doch als es schon im September zu einem heftigen Wintereinbruch kommt, dreht sich das Blatt und die langweiligen Tage im Leben des Teenagers sind gezählt. Merkwürdige Dinge geschehen plötzlich in Winter Mill, die Menschen verändern sich und Faye lernt den Motorradfahrer Finn kennen. Er fasziniert sie - trotz seines abweisenden Verhaltens ihr gegenüber -, und sie hat das Gefühl ihn schon seit Langem zu kennen. Er verschlingt sie regelrecht mit Blicken, auch wenn er sich ihr sonst nicht nähert. Und dann ist da noch der reiche neue Mitschüler Lucas, der sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit anmacht. Faye sehnt sich nach der großen Liebe, doch was, wenn sie dafür einen hohen Preis – einen zu hohen – zahlen muss?  

Eine wunderbare Liebesgeschichte wird hier zum Leben erweckt, die mit den bösen Mächten der Unterwelt Annwn und einer Jahrhunderte alten Geschichte zweier Wesen – Faye und Finn – verwoben ist. Die Autorin hat hier auf grandiose Art einen Roman zu Papier gebracht, der wohl seinesgleichen suchen dürfte.


Stil und Sprache
Der Schreibstil ist klar, einfach, voller mystischer Andeutungen und herrlich flüssig zu lesen. Stetig kürzer werdende Szenenwechsel sorgen für einen ansteigenden Spannungseffekt, der sich konsequent bis zum Ende durchzieht. Im personalen Erzählstil erlebt der Leser die Gedanken sowohl von Protagonistin Faye als auch die von Finn. Dabei bedient sich die Autorin einer jugendlichen, aber nicht zu flapsigen Sprache, die dennoch gediegen und schön ist. Sicher, es kommt in der einen oder anderen Szene und Dialog zu heftigen Wortgefechten oder blutigen Zusammenstößen, doch es wird nicht geschmacklos. Das Sprachniveau ist hoch und Alice Moss beherrscht es auf wundervolle Weise ihre Fantasie melodisch in Worte zu fassen, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen. Die Handlung ist unglaublich tiefgründig, hält so manche Überraschung für den Leser bereit und liest sich für Erwachsene genauso packend und faszinierend, wie für Jugendliche. Ein vermeintliches Kleinstadtidyll wird hier raffiniert mit dem ultimativen Bösen kombiniert, was für eine klasse Spannung, herrliche Wendungen, unterschwellige Erotik und einen furiosen Showdown sorgt. Nichts ist, wie es scheint, Jahrtausende alte Geschichte wird zum Leben erweckt und mitten drin ein junges Mädchen, das im Grunde nur eins will: geliebt werden.


Figuren
So tiefgründig wie die Handlung, so tiefgründig sind auch die Figuren. Wer hier nach oberflächlichen Jugendlichen sucht, der sucht vergeblich. Sicher, auch die Protagonistin und ihre beste Freundin Liz sind einem Shoppingtrip nicht abgeneigt – Kleider kann ein Mädchen schließlich nie genug im Schrank haben, oder? - doch auch wenn bei Liz die Fassade klamottentechnisch gesehen stimmen muss, so ist sie doch ein Mädchen mit dem Herzen am rechten Fleck. Schön, sie gehört nicht gerade zu den mutigsten Charakteren in diesem Roman, würde lieber nicht so tief in den Wald gehen, wie Faye es mit der Kamera vor Augen macht, doch sie geht mit Faye mit, hält die Augen offen und ist im entscheidenden Moment da. Das hat mir sehr imponiert. So was nenne ich echte Freundschaft.
Sehr gelungen fand ich auch, dass hier moralische Kleinstadtwerte erscheinen, die doch mit dem einen oder anderen Vorurteil behaftet sind. Nicht dass das dem Roman schaden würde, im Gegenteil, es macht den besonderen Kick aus. So werden die Mädchen vom örtlichen Sheriff – seines Zeichens auch Vater von Liz und Vaterersatz für Faye (wenn ihr eigener mal wieder durch Abwesenheit glänzt), eindringlich vor der Motorradgang gewarnt – das sind schließlich alles böse, gewalttätige Kerle, die nichts Gutes im Schilde führen. Bei diesem figürlichen Kleinstadtmief an Moral und Vorurteilen gegenüber allem, was anders ist, musste ich immer wieder schmunzeln.
Besonders herausragend: Finn, der Sohn vom Boss der Gang. Er ist eher von der stillen Sorte, hütet ein dunkles Geheimnis und verschlingt Faye mit seinen Blicken. Für sein Aussehen benötigt er eigentlich einen Waffenschein, doch Wert legt er darauf nicht - das Aussehen, meine ich. Mit lässiger Eleganz bewegt er sich durchs Leben, auch wenn er aufgrund seiner Aufgabe als Beschützer der Bewohner von Winter Mill, ständig auf der Hut sein muss.


Aufmachung des Buches
Das weiß gebundene Buch hat einen ungewöhnlich gestalteten Schutzumschlag – der mich sofort fasziniert hat. Während im oberen Teil ein Mädchengesicht mit roten Lippen und ein Jungengesicht zu sehen sind, ist im unteren Teil ein Wolf vor Bäumen abgebildet, die nur sehr schwach zu erkennen sind. Durch die Hintergrundfarbe Weiß wirkt das Ganze irgendwie unschuldig und gleichzeitig voller Kontraste. Auch der Buchrücken ist wie das Cover gestaltet. Auf der Buchrückseite stehen, vor nur schwach erkennbaren Bäumen, ein Textausschnitt aus einer der schönsten und bewegendsten Szenen des Romans. Eine erfrischend andere optische Aufmachung, die mich einfach nur begeistert.


Fazit
Phänomenal! Hier wird Fantasy vom Feinsten lebendig. Da findet zwischen den Seiten ganz großes Kino statt. Hab den Roman buchstäblich über Nacht verschlungen. Wow! Wer Werwolf-Fantasy mag oder kennenlernen will, dem kann ich diesen Titel nur wärmstens empfehlen.


5 Sterne


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