Spanien, Juli 1809. Die französischen Truppen ziehen mit einer besonderen Standarte nach Talavera: einem prächtig vergoldeten Adler, Symbol ihrer militärischen Triumphe. Sie hüten ihn wie einen Schatz, denn sein Verlust wäre ein herber Schlag für ihre Kampfmoral. Nur einer von Frankreichs Feinden könnte es wagen, diese Trophäe zu stehlen: Richard Sharpe. Und den reizt nichts mehr als eine scheinbar unlösbare Aufgabe ...
Originaltitel: Sharpe's Eagle |
Die Grundidee der Handlung
Seit den letzten Abenteuern ist etwa ein halbes Jahr vergangen und Richard Sharpe gemeinsam mit seinen wenigen Schützen und dem britischen Heer von Portugal nach Spanien gezogen, das die Franzosen besetzt halten. Zunächst erhalten er und Captain Hogan, ein Pionier, den Auftrag eine Brücke zu sprengen, damit sie nicht von den Feinden genutzt werden kann. Eigentlich kein Problem, aber der Colonel des "South Essex" und der Befehlshaber der Spanier, die ebenfalls mit von der Partie sind, zeigen sehr deutlich, dass sie vom Krieg keine Ahnung haben und es kommt zur Katastrophe – dem Verlust der Fahne. Das "South Essex" ist entehrt. Leichtfertig verspricht Sharpe, dies durch die Eroberung eines französischen Adlers wieder wett zu machen. Ob er dieses Versprechen einhalten kann, wird sich zeigen. Parallel dazu hat er sich wieder einmal unglücklich verliebt – und diese Liebe verlangt ihm einiges ab und verschärft bestehende Feindschaften. Die Heere der Briten und Spanier treffen schließlich auf das Französische und die Schlacht von Talavera nimmt ihren Lauf.
Der Autor richtet seinen Roman an den historischen Ereignissen des Kampfes der Briten gegen Napoleon in Spanien aus, wobei er einen fiktiven Helden an realen Schlachten, dieses Mal der von Talavera teilnehmen lässt. Im Wesentlichen gelingt ihm das gut bis sehr gut. In diesem Band empfand ich die Beschreibung der Schlacht aber als zu lang und zu unübersichtlich. Darüber hinaus nutzt er seine Bücher, um die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit und die Zustände im Heer der Briten zu schildern und auch dezent zu kritisieren.
Stil und Sprache
Cornwell ist ein guter Erzähler, dem es rasch gelingt, den Leser in die Geschichte, die aus Sharpes Perspektive erzählt wird, hinein zu ziehen. Sie ist von Anfang an spannend, aber es gibt auch zu Beginn Phasen, in denen man etwas ausruhen kann, bevor sich sein Held in den nächsten Kampf oder die nächste Kalamität stürzt. Darüber hinaus gibt es dieses Mal keinen eindeutigen Höhepunkt auf den die Geschichte zustrebt, denn es reihen sich viele einzelne kleine Höhepunkte aneinander. Das macht Sinn, denn so hält der Autor die Spannung in der zweiten Hälfte des Buches auf nahezu dem gleichem Niveau. Die Beschreibung der Landschaften gelingt ihm wie immer ausgezeichnet, ebenso die Gestaltung der Dialoge. Etwas ungünstig finde ich in diesem Band allerdings die vielen Rückerinnerungen Sharpes, wenn er sich gerade in einem Gespräch befindet. Das hindert manchmal den Lesefluss.
Bisher schilderte der Autor Schlachten in ihrer ganzen realistischen Brutalität, die manchmal abstoßend wirkte, hier allerdings vermisse ich diese Distanz. Die Schattenseiten des Tötens klammert er fast aus und das Heroische nimmt zuviel Raum ein. Überzeugte die Übersetzung von Honnef nicht immer, so habe ich an der Übersetzung von Müller nichts auszusetzen: Sehr gut gelungen, auch der militärische Jargon.
Figuren
Sergeant Harper und Sharpe sind schnell beste Freunde geworden, trotz der Hierarchie des Heeres, die die Offiziere von den niedrigeren Rängen trennt. Zusätzlich "bemuttert" Harper seinen Vorgesetzten und der lässt sich das gefallen. Allerdings, ganz störrisches Kind, hört Sharpe nicht immer auf Harper und auch nicht auf Hogan, der ihn gerne ebenfalls vor so mancher Dummheit bewahren möchte. Privat mag Sharpe noch unreif sein, als Offizier hat er seit den beiden letzten Bänden sehr viel dazu gelernt und ist nicht nur bei seinen Schützen beliebt. Serienhelden machen nicht immer einen Reifeprozess durch, daher finde ich es angenehm, dass Cornwell seinen Figuren eine Entwicklung zugesteht und ihnen so die Lebendigkeit erhält, ohne die es doch schnell langweilig würde.
Josefina, die Frau in die Sharpe sich verliebt, überzeugte mich auf ganzer Linie. Sie weiß, was sie will und schafft es sich durchzusetzen; auch wenn sie eigentlich nur eine Nebenfigur ist, trägt sie doch einen nicht unwesentlichen Teil der Handlung alleine.
Dann sind da noch die anderen Nebenfiguren wie Colonel Simmerson, die zwar nicht alle sympathisch sind, aber glaubwürdig agieren. In Welleslys Stab trifft Sharpe Lawford wieder, der in Indien gemeinsam mit ihm einige Zeit im Kerker des Tippu Sultan verbracht hat. Die Wiederkehr vertrauter Personen schafft Kontinuität, und beim Leser das Gefühl von Vertrautheit mit den Personen und deren Geschichte, ja mit der Roman-Serie überhaupt.
Aufmachung des Buches
Das überwiegend in dunkelbraun, fast schwarz gehaltene Cover des Taschenbuches zeigt mittig einen martialischen Adler. Dahinter auf etwas hellerem Grund, aber verschwommen dargestellt, kann man marschierende französische Soldaten erkennen. Der Titel ist dieses Mal in Rot gedruckt. Der Name des Autors wie immer in Gold. Der Verlag verwendet in diesem Band eine neue, hellere und griffigere Papiersorte. Eine schöne Geste an die treuen Leser. Auch in diesem Band fehlen die historischen Anmerkungen nicht, die klarstellen, welche Heldentaten erfunden und welche "echt" sind. Leider hat man auch hier wieder auf Karten verzichtet, die die ersten Bände der Reihe so gut ergänzten.
Fazit
Ein spannender Roman aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, der zwar nicht viel Neues zu bieten hat, das Bewährte aber ordentlich darstellt.
Hinweise
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Backlist:
Band 3: Sharpes Festung
Band 4: Sharpes Trafalgar
Band 5: Sharpes Beute
Band 6: Sharpes Aufstieg
Band 7: Sharpes Mission