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Kategorie: Interviews mit Autoren

Mechthild Glaeser klein 

Hallo Frau Gläser. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen. Stellen Sie sich doch einmal kurz selbst unseren Lesern vor.

Ich bin 25 Jahre alt, lebe im Ruhrgebiet und studiere noch. Neben dem Schreiben lese ich auch sehr gerne, mag Ballett und liebe Pfefferminztee.


Stadt aus Trug und Schatten“ ist Ihr Debütroman. Was hat Sie zu diesem Werk inspiriert und wie genau sind Sie eigentlich zum Schreiben gekommen?

Auf die Idee zu „Stadt aus Trug und Schatten“ bin ich vor etwa zwei Jahren gekommen, als ich mich gefragt habe, was eigentlich passiert, wenn wir schlafen. Vor allem die Nächte, nach denen man sich an keine Träume erinnern kann, faszinieren mich. Denn in solchen Nächten könnte alles Mögliche passiert sein. Zum Beispiel könnte meine Seele in eine andere Welt gewandert sein und dort Abenteuer erlebt haben, ohne dass ich das Geringste davon ahne …

Mit dem Schreiben angefangen habe ich allerdings schon als Jugendliche. Ich war vierzehn und besuchte die Theatergruppe an meiner Schule. Die Lehrerin, die diese Gruppe leitete, schrieb die Stücke, die wir aufführten, selbst. Als ich das herausfand, war das für mich der Punkt, an dem ich begriff, dass echte, ganz normale Menschen hinter all den Geschichten steckten, die ich als Kind so gerne gelesen hatte. Das war der Moment, in dem ich entschied, es auch einmal zu probieren.


Beim Lesen Ihres Romans sprang mir etwas ins Auge: das Nichts, das Eisenheim umschließt. Und in Ihrer Danksagung meinen Sie, dass die Geschichte um Flora und Marian erst durch den Leser lebendig wird. Möchten Sie damit einen Bezug zu Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ herstellen?

Als Kind war ich ein großer Fan von „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ und das Nichts soll tatsächlich eine Hommage an Michael Ende darstellen, den ich sehr bewundere. Wobei das Nichts in meiner Geschichte jedoch eine ganz andere Bedeutung hat (und in den Folgebänden haben wird), als in Phantasien. Was die Danksagung betrifft, so hatte ich dabei eigentlich keinen derartigen Gedanken. Aber wer weiß, welche Rolle mein Unterbewusstsein gespielt hat. Ich habe beim Schreiben sowieso oft das Gefühl, dass sich (besonders am Ende) Dinge zusammenfügen, die ich gar nicht so explizit vorher überlegt hatte. Als würde ich mir die einzelnen Elemente gar nicht ausdenken, sondern nur Stück für Stück aufdecken wie ein Archäologe ein Mosaik.


Ihre Protagonistin Flora lebt wie Sie in Essen und tanzt mitunter Ballett. Trägt dieser Charakter auch weitere Züge von Ihnen?

Es stimmt, Flora und ich leben beide in Essen und machen Ballett (worin Flora sehr viel besser als ich ist). Aber da hört es mit den Ähnlichkeiten schon auf. Wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich, im Gegensatz zu Flora mag ich die Farben Rosa und Lila zum Beispiel gerne und das Problem mit dem Reden ohne vorher zu denken habe ich auch eher nicht.


Was bedeuten Ihnen Ihre Geschichten und Figuren? Fügen Sie der Namensgebung bestimmte Symbolik bei? Speziell der Akteur Barnabas ist mit Wesenszügen versehen, die man ihm aufgrund des Namens eher weniger zugetraut hätte …

Meine Geschichten und Figuren bedeuten mir sehr viel, vor allem in den Phasen, in denen ich konkret an den Projekten schreibe, werden sie zu meinen ständigen Begleitern. Besonders die „bösen“ Figuren wachsen mir meist ans Herz. Die Namen suche ich nach ihrem Klang aus. Dabei achte ich eigentlich weniger auf die Bedeutung selbst, sondern darauf, ob es sich „richtig“ anfühlt. Dass ein Name wie Barnabas zunächst ein wenig in die Irre führt, gefällt mir sogar ganz gut. Ich mag es, wenn Figuren nicht eindeutig gut oder böse sind und der Leser im Laufe der Geschichte seine Meinung revidieren muss. Deshalb versuche ich auch, allen meinen Figuren Graustufen zu verleihen. Es gibt ja auch im wahren Leben nicht nur Schwarz und Weiß und niemand ist nur gut oder böse.


Planen Sie Ihre Romane erst genau durch, bevor Sie anfangen zu schreiben oder schreiben Sie einfach los? Und wie wichtig ist Ihnen das Recherchieren?

Bevor ich anfange, plane ich schon sehr genau. Ich habe stets ein kleines Notizbuch bei mir, in dem ich meine Ideen notiere. Wenn es genug für eine Geschichte sind, sammle ich sie an einer großen Pinnwand, schiebe sie hin und her und komme schließlich zu einem Plot. Diesen unterteile ich dann in Kapitel und Szenen. Erst danach beginne ich mit dem Schreiben. Mir ist das Planen sehr wichtig, weil es mir einerseits effizienter erscheint und andererseits auch ein wenig den Druck nimmt, wann immer ich schreibe in kreativer Höchstform sein zu müssen. Anders gesagt: Wenn ich vorher plane, habe ich beim Schreiben nicht so viel Angst, die Geschichte an die Wand zu fahren, weil ich zum Beispiel einem zu verrückten Einfall nachgebe oder meinen Figuren zu viel durchgehen lasse. Das heißt aber nicht, dass sich meine Planung während des gesamten Prozesses nicht mehr ändert. Auch zwischendurch werkle ich wieder und wieder daran herum.

Gute Recherche ist meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen. Ehrlich gesagt habe ich sogar sehr viel Respekt davor. Deshalb habe ich mich auch, obwohl ich Geschichte studiert habe, bisher noch nicht an einen historischen Roman getraut. Wahrscheinlich würde ich Jahre in Bibliotheken verbringen, bevor das erste Wort auf dem Papier stünde.


Haben Sie einen bestimmten Platz / Ort, an dem Sie besonders gut schreiben können? Oder gar Schreibrituale?

Schreibrituale habe ich nicht. Meistens arbeite ich ganz langweilig an meinem Schreibtisch, manchmal auf der Couch und, wenn es sein muss, auch in der Uni zwischen zwei Seminaren.


Planen Sie aktuell bestimmte neue Romanprojekte? Wenn ja, wollen Sie ein wenig darüber verraten? Für „Stadt aus Trug und Schatten“ böte sich beispielsweise eine Fortsetzung an …

Bei „Stadt aus Trug und Schatten“ handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie. Aktuell schreibe ich am zweiten Band.


Und zum Schluss: Gibt es noch etwas, dass Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

In unseren Träumen ist alles möglich. Vielleicht sehen wir uns ja in Eisenheim ;)


Ich danke Ihnen für das Interview.

Ich bedanke mich auch.