Smaller Default Larger

„Ich werde tun, was du gesagt hast, und zu dem Ort des endlosen Eises gehen. Und vielleicht, wenn das wirklich der Ort ist, an dem die Seelen tanzen, werde ich auch dich dort finden.“

Hoch im Norden Amerikas machen sich drei junge Bären auf eine außergewöhnliche Reise: Lusa, die kleine Schwarzbärin aus dem Zoo, kann dem Ruf der Wildnis nicht länger wiederstehen. Doch so hart hat sie sich das Leben draußen nicht vorgestellt. Kallik, die junge Eisbärin, die unter dramatischen Umständen ihre Mutter verloren hat, sucht verzweifelt ihren Bruder. Nur Toklo, der Grizzly, ist stark und unabhängig. Warum lässt er sich ausgerechnet auf die Freundschaft mit Ujurak ein? Dieser Vielgestaltige, der mehr ist als nur ein Bär, gibt ihm immer neue Rätsel auf …

 

Seekers 01 

Originaltitel: Seekers, The Quest Begins
Autor: Erin Hunter
Übersetzer: Karsten Singelmann
Verlag: Beltz & Gelberg
Erschienen: 18.02.2012
ISBN: 978-3-407-81104-2
Seitenzahl: 340 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Die Beschreibung der Buchrückseite fasst den Inhalt bereits so gut zusammen, so dass ich hier nichts ergänzen kann, ohne bereits zu viel zu verraten. Seekers ist ein spannendes Abenteuer um drei junge Bären, die sich auf eine Reise in die Weite der nordamerikanischen Wildnis begeben – auf der Suche nach dem Ort des ewigen Eises.

Erin Hunter – ein Pseudonym für die Autorinnen Victoria Holmes, Cherith Bladry, Kate Cary und Tui Sutherland – ist bereits durch die Katzen-Fantasyreihe Warrior Cats bekannt und startet mit Seekers nun das zweite Projekt. Während bei den ClanKatzen auch eine feste Hierarchie eine wichtige Rolle spielt, wendet sich diese Geschichte den Bären, die eher Einzelgänger sind, zu. Einen großen Teil des Buches bin ich davon ausgegangen, dass es sich um einen reinen Tierroman handelt, bis sich die Handlungen überraschend im 24. Kapitel wandelt, wo sie eine mystisch-fantastische Komponente erhält.


Stil und Sprache
Die Geschichte führt mit einer Legende über die Entstehung der Sterne und die Himmelsjägerin Silaluk ein, die den Wechsel der Jahreszeiten symbolisiert. Danach wendet sich der Blick des in der dritten Person berichtenden Erzählers der kleinen Eisbärin Kalluk und ihrer Familie zu, und gibt gleich in dem ersten Kapitel einen Eindruck davon, wie schwer das Überleben im kanadischen Winter ist. Im zweiten Kapitel wechselt der Handlungsstrang, und man lernt die fünf Monate alte Schwarzbärin Lusa kennen, die im Zoo geboren wurde. Zuletzt folgt der junge Grizzly Toklo, und so werden nicht nur die drei Bären, sondern auch ihre gänzlich unterschiedlichen Lebensbedingungen nach und nach vorgestellt. Dabei wechseln die Schauplätze des Geschehens kapitelweise in einem festen Rhythmus von Kallik über Lusa zu Toklo, um wieder bei der Eisbärin zu beginnen.

Fans von Erin Hunter werden den angenehmen und doch sofort mitreißenden Schreibstil wiedererkennen, auch wenn die Übersetzung aus dem Englischen von einer anderen Person stammt. Wie bei den Warrior Cats wird die Geschichte auch hier aus der Sicht der Tiere erzählt. Der Blick über ihre Schulter schafft Nähe zu ihnen und gibt Einblicke in ihre Lebensweise. Die Gedanken und Überlegungen der jungen Bären sorgen immer wieder für Schmunzler; besonders humorvoll wird es für eine Passage ab Seite 143 (11. Kapitel), als sich die Autorin ausmalt, wie wohl andere Zootiere, Fahrzeuge und Häuser der „Flachgesichter“ und die Berglandschaft außerhalb des Tierparks auf eine Bärin wirken müssen, die all dies neu kennenlernt.

Erin Hunter kombiniert Recherchearbeit mit eigener Fantasie und schafft damit den Auftakt einer spannenden Abenteuerreise für junge wie erwachsene Leser. Auch wenn ein Teil der Geschichte das harte Überleben in der Wildnis beschreibt, entspricht die sprachliche Gestaltung fast immer der Altersempfehlung, nur einen Satz auf Seite 326 fand ich für Leser/innen ab 10 Jahren etwas heftig: „Ich schlitze dir das Fell auf mit meinen Krallen und reiß dir das Herz aus dem Leib“.

Die Beschreibungen von Landschaften, Bären und anderen Tieren sind gut dosiert – unaufdringlich bilden sie einen natürlichen Bestandteil des Textes, und doch kann man sich sofort in jede Szene hinein versetzen wie in einen Film. Sehr schön sind auch manche Vergleiche, den jeweiligen Charakteren der drei Bären angepasst, so heißt es z.B. auf Seite 298: „Erneut spürte sie Gewissensbisse, und die Einsamkeit legte sich auf sie [Lusa] wie ein heftiger Regen, der die Wassernäpfe im Gehege füllte“.
Das langweilige, aber gut behütete Zooleben von Lusa wird dem täglichen Kampf um Nahrung und Überleben der freilebenden Bären gegenübergestellt, und so sorgen schon früh die gefährlichen Erlebnisse, z.B. auf dem dünner werdenden Eis, für dramatische und packende Szenen. Das erste Mal schwimmen zu müssen, um das Festland zu erreichen, ist für Kallik und und ihren Bruder Taqqiq nur eine erste von vielen Herausforderungen. Toklo und Kallik müssen beide schon als Jungtiere erste Erfahrungen mit dem Tot machen, und ihnen ist gemein, plötzlich alleine zu sein. Ganz anders bei Lusa: ihre Abenteuer bestehen vorerst darin, klettern zu lernen und mehr über die Umgebung ihres Geheges herauszufinden. Doch das bleibt nicht lange so, als sie das Grizzly-Weibchen Oka kennen lernt. Erin Hunter gelingt es schon früh, den Leser zu fesseln, die Geschichte voranzutreiben und Spannung aufzubauen. Cliffhanger zum Ende der Kapitel unterstützen dies noch gezielt, und so fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Handlungen sind schlüssig und – von den wenigen Fantasy-Elementen abgesehen – auch realistisch, nur das Ende von Kapitel 28 erscheint ein wenig zu dramatisch und überzogen; mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.

Ähnlich wie bei den ClankKatzen thematisiert Erin Hunter auch hier die durch Menschen verursachten Eingriffe in die Natur, begonnen bei Straßen und den auf ihnen dahin rasenden „Feuerbiestern“ bis hin zum Bau von Dämmen, die den Grizzlys, die in den Flüssen Lachse jagen, ihre Nahrungsgrundlage nehmen. Auch die Menschen selbst, die auf freilebende Bären schnell mit „Feuerstöcken“ reagieren, werden eher feindselig dargestellt. Dennoch verzichtet die Autorin gezielt auf Schwarz-Weiß-Malerei und stellt die „Glattpelzigen“ (Menschen) in einen wirklichkeitsnahen Konzext.


Figuren
Die Protagonisten dieses Romans sind drei Bären unterschiedlicher Art. Dabei sind sie nicht nur äußerlich sehr individuell, auch ihre Charaktere sind gänzlich anders. Jede(r) von ihnen hat Träume und Wünsche sowie einige Ecken und Kanten - und dadurch wirken sie sehr glaubhaft.

Toklo wächst zunächst im Schatten seines kranken Bruders auf, der die ganze Aufmerksamkeit seine Mutter erhält. Hierdurch ist er stark auf sich und seine eigenen Sehnsüchte bezogen, lernt aber auch früh, sich unabhängig und alleine durchs Leben schlagen zu müssen. Von den drei Bären hat er wohl den kernigsten Charakter, ist dem Leser aber trotzdem fast sofort sympathisch.

Kallik muss bei ihrer ersten Reise vom Eis aufs Festland hilflos mit ansehen, wie ihre Mutter von Orcas getötet wird. Sie verliert auch ihren Bruder aus den Augen und macht sich auf, ihn wiederzufinden. Die kleine Eisbärin erlebt wohl die dramatischten Abenteuer, doch durch ihre Suche und ihren Mut findet sie die Kraft, sie durchzustehen.

Die Schwarzbärin Lusa träumt schon früh von einem Leben in der Wildnis, und als sie auf Oka – Toklos Mutter, die gefangen wurde – trifft, setzt sie alles daran, zu entkommen und Toklo zu finden. Doch ist die Wildnis so, wie in ihren Vorstellungen?


Aufmachung des Buches
Das mir vorliegende Buch ist fest gebunden und sehr liebevoll gestaltet. Dies beginnt schon bei dem Umschlagkarton, dessen Bild sich von der Vorder- bis zur Rückseite erstreckt und verschiedene Elemente – das Eis, das Meer, die Berge und Wälder – mit einbezieht. Auf der Vorderseite trifft man zudem auf das Eisbärenmädchen Kallik, die ihre Nase in Richtung Mond streckt. Mit glänzender Silberfolie setzt sich der Titel – verziert mit drei laufenden Bären – von der mattierten Gestaltung ab, was edel wirkt.

Auf dem Vorsatzpapier vorne ist eine Karte Nordamerikas aus Bärensicht abgedruckt, auf dem hinteren Vorsatzpapier eine aus Menschensicht. Auf diesen Karten kann man gut die Reisewege der Bären mitverfolgen. Ergänzt wird das Buch durch Hinweise auf den zweiten Teil der Serie, auf die erste und zweite Staffel der Warrior Cats sowie einige andere Veröffentlichungen des Verlags.


Fazit
Die Reise beginnt ist der Auftakt zu einer bärenstarken Fantasy-Reihe für junge wie für ältere Leser, und man darf gespannt sein, welche Abenteuer die jungen Bären Kallik, Toklo und Lusa auf ihrer Reise zu dem Ort, an dem die Seelen tanzen, noch bestehen müssen.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den Beltz & Gelberg-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo