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Bier, ein Getränk, das allerhand Stoff für spannende Geschichten bietet – das weiß Günther Thömmes, Autor von drei Bierbrauer-Romanen und Herausgeber der vorliegenden Anthologie, schon lange. Dass auch Bier und Krimis wunderbar zusammenpassen, beweist dieser Band, in der bekannte Krimiautoren aus Deutschland und Österreich prickelnd-spannende Krimis rund um das Thema Bier präsentieren.

 

Malz und Totschlag 

Autor: diverse
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-8392-1187-8
Seitenzahl: 351 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Günther Thömmes Lieblingsgetränk ist wahrscheinlich das Bier, anders kann ich mir nicht vorstellen, dass er die Idee zu einer solch kuriosen Sammlung kriminalistischer Biergeschichten hatte. Herausgekommen ist dabei ein ansehnliches Werk, gespickt mit 22 bis auf das Thema Bier wirklich unterschiedlichen Kriminal-Appetithäppchen, die nichts vermissen lassen. Jede Story stammt von einem anderen Autor oder Autorin – ja auch hier gibt es Biertrinkerinnen – was natürlich viel Varianz und ausgefallene Texte nach sich zieht.

Mit dabei sind unter anderem Eva Almstädt, Raoul Biltgen, Julian Letsche, Claudia Schmid, Franziska Steinhauer, Conrad Seidl, Christoph Badertscher, Kurt Lehmkuhl, Nora Miedler oder Claudia Rossbacher, um nur ein paar zu nennen. Bei 351 Seiten ist natürlich klar, dass für die einzelnen Geschichten nicht viel übrig bleibt und so sind alle 22 knackig kurz und auf den Punkt gebracht, was die Lesefreude erhöht, schließlich gibt es kein seitenfüllendes Gelaber mit Umschreibungen oder Nebengeschichten, alles konzentriert sich auf das Wesentliche, die Tat und das Bier. Da ich bei diesem Umfang nicht jede Geschichte besprechen kann, möchte ich euch zumindest einen repräsentativen Querschnitt aufzeigen.

In ‚Die Bier-Entjungferung’ von Eva Almstädt geht es um einen jungen Mann, der vor kurzem eine gute Freundin bei einem Autounfall verloren hat. Seine Passion war und ist das Bier und die junge Frau, die immer nur Wein trank, wurde zu einer Bier-Entjungferung eingeladen. Sie selbst, etwas verliebt, hatte sich etwas anderes darunter vorgestellt und läuft im Anschluss an die Sause vor ein Auto – Selbstmord. Erst als er ihre Schwester kennenlernt und diese ihn zur Rechenschaft zieht, merkt er, welchen Fehler er gemacht hat. Bier lässt schon mal den Blick auf das Wesentliche verschwimmen, dumm nur, dass es für den jungen Mann vielleicht das letzte ist, was er trinken darf. Eva Almstädt zeichnet ein heiteres Bild mit feierlichen Szenen voller Vorfreude, denn er findet sie nicht unattraktiv. Auch der Leser bleibt lange im Dunkeln, um dann in einem plötzlichen Finale den Kampf ums Überleben zu sehen. Einfach wunderschön, der Wechsel von Entspanntheit auf nackte Angst.

Ganz anders bei ‚Gaudeamus Igitur’ von Raoul Biltgen; ein junger Lehrer wird in ein kleines Dorf abkommandiert. Dort trifft er auf eine eingeschworene Dorfgemeinschaft, ängstliche Schüler und einen 7er Rat, der die Geschicke des Dorfes lenkt. Nach und nach findet er heraus, was es mit dem rätselhaften Verschwinden seines Vorgängers auf sich hat und versucht, genau wie der Verschwundene frischen Wind in die Gemeinschaft zu bringen. Er schlägt die Warnungen des Pfarrers aus und begeht einen folgenschweren Fehler. Auch hier ist Bier das letzte, was er trinken wird. Der Autor entführt den Leser in eine verschlossene Dorfidylle und lässt dort Stück für Stück ein wahres Horrorszenario entstehen. Mit für den kurzen Text wirklich fulminanten Bildern, die er detailreich beschreibt, erleben wir einen packenden Thriller mit viel Spannung.

‚Eine mörderische Bierreise’ ist Julian Letsches Thema. Zwei Pärchen - eines kurz vor der Trennung - unternehmen eine lang geplante Bierreise in die Tschechei. Für die beiden soll es ein letzter Test sein. Ein alter Schulfreund von ihr arbeitet in einer großen Brauerei und soll als Bierführer herhalten. Es kommt wie es kommen muss, bei einem nächtlichen Besäufnis macht er sich an die Frau des Wirts heran und sie beschließt die Trennung, die sie dann auch gleich mit ihrem Schulfreund zelebriert. Am nächsten Morgen steht ihr Exfreund plötzlich als Mörder da. Er soll den Wirt im Streit erschlagen haben. Nur der Zufall hilft ihr, ihren Exfreund zu entlasten. Etwas leichtere Kost zwischen den ganzen schweren Bieren serviert uns Julian Letsche. Fast im Stile eines Liebesromans mit dramatischem Ausgang verfolgt der Leser die Reise der vier. Liebe, Misstrauen und Zusammenhalt werden von liebevollen Szenen-Beschreibungen begleitet und sorgen so für entspannte Lesefreude.

Auch für Hardcore-Thriller-Freunde ist etwas dabei. ‚Biertunke’ von Franziska Steinhauer beschreibt ein grässliches Menschenfresser-Szenario, bei dem das Bier in Form einer Tunke, sprich Soße sowie zum Marinieren der Menschenteile dient. Ein Mann stellt via Internet eine Bekanntschaft zu einem anderen Mann her, mit dem er ein entspannendes Wochenende verbringen will. Vor Ort spitzt sich die Lage schnell zu und als er merkt, wo er da hineingeraten ist, ist es bereits zu spät. Es ist bereits angerichtet. Hier fehlt wirklich nichts für viel Gänsehaut und Ekelgefühl. Eine erst heitere Stimmung schlägt schnell in pure Angst ums Überleben um. Düster beschreibt die Autorin die Orte und Szenen und zeigt dem Leser das nichts so ist wie es scheint. Nervenkitzel pur!!

Alle Texte haben neben dem Thema Bier schöne und detailreiche Beschreibungen von Orten und Szenen gemeinsam. Einzig die Figuren können bei so wenig Text natürlich nicht ausufern, sie sind aufs Wesentliche reduziert, sind aber zur jeweiligen Geschichte immer passend und stimmig. Da viele der Krimis in Österreich spielen, gibt es für die nicht immer gleich zu verstehenden ‚Fremdwörter’ unserer Nachbarn Fußnoten mit kurzen Erklärungen. Kurzum bieten die Geschichten viel Abwechslung und kurzweiligen Lesespaß für Bier- und Krimifans.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Gmeiner-Verlag ist qualitativ gut verarbeitet und zeigt auf dem Cover einen perfekt eingeschenkten Bierkrug mit einer wirklich schönen Schaumkrone. Der Hochglanzdruck auf schwarzem Hintergrund lässt einem das Wasser, respektive das Bier, im Mund zusammen laufen. Am Ende des Buches befinden sich eine kurze Übersicht der Autoren und deren Vitae.


Fazit
Lustig, skurril und nicht nur etwas für Krimifreunde. Wer ein gutes kühles Bier gerne mal mit entsprechender Spannung verbinden möchte, ist hier genau richtig.


4 Sterne


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