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Kategorie: Thriller

Blind vor Angst

Er zählt zu den besten Augenchirurgen der Welt. Ein Meister im Operationssaal.
Nachts aber widmet er sich besonderen Patientinnen: Er verschleppt sie in seinen Klinikkeller und öffnet ihnen die Augen - im wahrsten Sinne des Wortes ...

 

Der Augenjaeger 

Autor: Sebastian Fitzek
Verlag: Droemer
Erschienen: 27.09.2011
ISBN: 978-3-426-19881-0
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Alexander Zorbach ist nach wie vor verzweifelt auf der Suche nach seinem Sohn, den Frank Lahmann - der Augensammler -  entführt hat. Wie alle Väter hat er 45 Stunden und sieben Minuten Zeit, um Julian zu finden, bevor dieser in seinem Versteck erstickt. Doch diesmal fordert der Augensammler für Julians Überleben mehr - viel mehr ...

Alina Gregoriev soll ihr Talent, durch reine Berührung etwas über einen Menschen zu erfahren, bei dem verdächtigen Vergewaltiger Dr. Zarin Suker einsetzen. Ohne ihr Zutun muss dieser andernfalls mangels Beweisen auf freien Fuß gesetzt werden. Dr. Suker schmiedet derweil ganz andere Pläne in Bezug auf die blinde Frau ...

"Das ist eine kranke Welt, Alina. Ich frage mich nur manchmal, ob wir die Ärzte oder die Patienten darin sind." (Seite 96)


Stil und Sprache
Sebastian Fitzek hat einen unvergleichlich eingängigen und packenden Schreibstil. Er weiß mit Worten umzugehen, erzielt scheinbar mühelos die gewünscht Wirkung beim Leser - nämlich Grauen, das unter die Haut geht, das für Gänsehaut sorgt und regelrecht zum Weiterlesen zwingt. Der Autor überzeugt mit treffenden Beschreibungen, die jedes noch so kleine Detail lebendig werden lassen, ohne dass dies der Spannung einen Abbruch tut. "In kerzengerader Haltung, mit korrekt geschnittenem lichten Haar, der Scheitel so scharf gezogen wie die Bundfalte seiner grauen Flanellhosen [...]" (Seite 20) - wer kann sich diesen Mann nicht direkt vorstellen? Selbst medizinisches Hintergrundwissen wird ansprechend und verständlich in die Handlung eingeflochten.

Auch wenn eigentlich nicht viel passiert, schafft Fitzek es, eine knisternde Atmosphäre aufzubauen - spannungsgeladen, mit dem Versprechen, dass da noch viel mehr kommen und den Leser in Atem halten wird. Der Autor weiß seine Leser mit einer dramatischen Geschichte und grausamen Details zu fesseln, schafft es, ihn dabei mehr als einmal zu überraschen und dem Thriller unerwartete Wendungen zu verleihen. Das Grauen ist dabei abstoßend und anziehend zugleich - Fitzek nutzt den menschlichen Drang nach Horror, die Sensationsgier, geschickt aus. Die Geschichte wird dabei aus Sicht verschiedener Figuren erzählt - bis auf Alexander Zorbach, der in der ersten Person berichtet, stets in der dritten Person -, wodurch der Leser einen guten Gesamteindruck gewinnt. Vor allem aber setzt Fitzek die Wechsel der Handlungsstränge geschickt ein, um die nervenzerreißende Spannung weiter hochzuschrauben. Ein gelungenes und überraschendes Finale und ein Ende, das zwar ein solches ist, aber Potential für einen weiteren Band bereit hält, rundet den Thriller schließlich zu einem vollkommenen Leseerlebnis ab.


Figuren
Der Thriller kommt mit wenigen, dafür umso besser ausgearbeiteten Figuren aus. An dieser Stelle hervorheben möchte ich drei. Zunächst ist da Alina Gregoriev, eine blinde Frau mit einem Hund namens TomTom, die den Lesern des "Augensammlers" bereits bekannt ist. Sie ist eine herrlich selbstbewusste und schlagfertige Person, die man schnell ins Herz schließt. Ganz im Gegensatz zu Mike Scholokowsky, genannt Scholle. Dieser ist Polizist und ein widerwärtiger Mistkerl - und dürfte ebenfalls aus dem ersten Band der Reihe im Gedächtnis geblieben sein. Für ihn zählt nur das Ergebnis, und um dorthin zu gelangen, ist ihm jedes Mittel recht.

Eine weitere Figur, die an dieser Stelle Erwähnung findet, ist Zarin Suker, einer der besten Augenchirurgen der Welt und ein Verdächtiger in einer grauenvollen Serie von Verbrechen. Er ist eine faszinierende Figur und allein durch folgenden Satz kann man ihn sich bereits wunderbar vorstellen: "Zarin Suker hatte eine Stimme, die wie dafür gemacht schien, schlechte Nachrichten zu überbringen." (Seite 43).


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des Hardcover ist äußerst passend zum Titel und zum Inhalt des Buches gestaltet: Ein gelbes Auge sieht den Betrachter direkt an und lenkt die Blicke auf den neuen Thriller Fitzeks. Die Vorsatzpapiere sind ebenfalls gelb gehalten. Die Kapitel selbst sind schlicht durchnummeriert.


Fazit
"Der Augenjäger" ist ein von Anfang bis Ende spannender Thriller, die Sprachgewandtheit Fitzeks faszinierend. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis das letzte Wort gelesen ist.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Augensammler

Wie Sebastian Fitzek zu Beginn des Buches erläutert, sind die Bücher unabhängig voneinander zu lesen: "Das bedeutet nicht, dass Sie unbedingt "Der Augensammler" gelesen haben müssen, um zu verstehen, worum es hier geht. Dieser Thriller ist eine eigenständige Geschichte und erfordert keinerlei Vorwissen. Aber natürlich nimmt der zweite Band häufig und intensiv auf den ersten Bezug. [...] Wenn Sie mit dem "Augenjäger" beginnen, wird der "Augensammler" danach nicht mehr ganz so spannend sein. Das ließ sich leider nicht vermeiden."