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Die 20-jährige Amira lebt in einem eurasischen Dorf im 19. Jahrhundert zusammen mit der Familie ihres Ehemannes. Mit dem acht Jahre jüngeren Karluk wurde sie auf Wunsch ihrer Familie verheiratet. Doch sie fügt sich schnell in ihre neue Rolle. Aber ihr ruhiges Leben hält nicht lange an, denn sie wird zum Spielball im Kampf um Besitz und Macht …

Ein berührendes Märchen in opulenten Bildern.

 

Young Brides Story 02 

Originaltitel: Otoyome-gatari
Autor: Kaoru Mori
Übersetzer: Alexandra Keerl
Illustration: Kaoru Mori
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-8420-0230-2
Seitenzahl: 199 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Amiras Verwandtschaft versucht erneut, sie dem Clan ihres Mannes Karluk gewaltsam zu entreißen, um sie aus politischen Gründen mit einem anderen – dem Hörensagen nach ziemlich despotischen Ehemann – zu verheiraten. Nach der geläufigen Rechtsauffassung erlangt eine Ehe erst mit Eintritt einer Schwangerschaft Gültigkeit, somit kann die noch kinderlose zwischen Amira und Karluk jederzeit gelöst werden. Doch die Rechnung von Amiras Clan geht nicht auf, denn nicht nur Karluks Großfamilie, das ganze Dorf hilft tatkräftig mit, die unerwünschten Eindringlinge zu verjagen. Außerdem bekommt Amira in diesem Band eine neue Freundin und die Beziehung zu Karluk beginnt sich zu verändern…

Es ist wieder die gleiche Mischung aus häuslicher, familiärer Idylle auf der einen, sowie Abenteuer und Action auf der anderen Seite, verpackt in eine poetisch-kraftvolle Bildsprache von unglaublicher zeichnerischer Präzision, die den Leser vom ersten Moment an fesselt und nicht mehr loslässt, bis die letzte Seite umgeblättert wurde.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Einstieg in Band 2 erfolgt zunächst in beschaulichen, ruhigen Bildern. Sie zeigen Amira inmitten anderer Frauen aus dem Dorf beim wöchentlichen Brotbacken. In vielen Einzelbildern ist zu verfolgen, wie die Fladenbrote in mühevoller Kleinarbeit, Kunstgegenständen gleich mit Mustern und Dekoren verziert werden, bevor man sie zum Backen in den Ofen schiebt. Dabei lernt Amira die energische und eigenwillige Pariya kennen. Die zwei jungen Frauen verstehen sich auf Anhieb.

Ganz ähnliche Szenen vollziehen sich in Kapitel 10 ab Seite 130, diesmal mit Karluks Nichte Tireke im Mittelpunkt, wo es um die traditionellen Stickarbeiten der Familie väterlicherseits geht. Mädchen müssen schon frühzeitig mit dem Besticken verschiedenster Tücher für ihre Aussteuer beginnen, um rechtzeitig fertig zu sein, wenn der große Tag kommt. Am Beispiel von Tireke zeigen die Panels einzelne Stiche über Blumen- und Tiermotive in Nahaufnahme bis hin zu fertig bestickten Tuchwaren weit zurückreichender Generationen, die über eine ganze Doppelseite (Seite 152-153) ausgebreitet, in gestochen scharfer Optik eine atemberaubende Wirkung entfalten.

Als Kontrast ist zwischen diese ruhigen Bilder u.a. das zweiteilige Kapitel Fehde geschoben, in dem Amiras Freigabe von beiden Parteien heftig umkämpft wird. Um die ohnehin schon bedrohlich wirkende nächtliche Szenenerie noch dramatischer zu gestalten, hat man den Seitenuntergrund tiefschwarz grundiert. Gut gefiel mir, dass die Dorfbewohner trotz ihrer rasenden Wut auf die Fremden versuchen, niemanden wirklich ernsthaft zu verletzen. Auf Seite 74 sagt einer zum anderen, der einen großen Gesteinsbrocken in Händen hält: „Nicht damit! Das bringt sie um!“  Die Allgemeinheit der Dorfbewohner wirft nämlich nur mit kleineren Lehmziegelsteinen, die zwar ordentlich weh tun, aber nicht töten. Und es stellte sich für mich ganz unvermutet, dafür umso erfreulicher heraus, dass Amira sogar auf „Feindesseite“ ein paar freundlich gesinnte Helfer hat.

Der große Personenkreis war mir in diesem Band schon sehr vertraut, deshalb störte es mich auch nicht, dass mit Pariya eine wichtige neue Nebenfigur eingeführt wird. Obwohl bei Kaoru Mori eigentlich alle Charaktere ausdrucksstark gezeichnet sind, wirken sie gegen Pariya eher subtil und verhalten. Denn bei Amiras neuer Freundin ist jede Gefühlsregung überdeutlich in ihrem Gesicht ablesbar. Ihre Impulsivität und Offenheit machte sie mir auf Anhieb sympathisch. Weiterhin erfährt man ein bisschen was über den „geheimnisvollen“ Mr. Smith. In Band 3 wird ihm vermutlich sogar noch mehr Platz eingeräumt, soviel verrät schon mal die Vorschau.

Aufgrund klassischer Paneltrennung, eindeutig zuordenbarer Sprechblasen und einer überaus realistischen Optik, die gänzlich auf den Einsatz von SDs verzichtet, bietet sich die Serie ganz besonders auch für Genreeinsteiger an.


Aufmachung des Manga
Die Aufmachung des verlagsüblichen Taschenbuches lehnt sich natürlich an die des 1. Bandes an. Ganz vorn, neben der Inhaltszusammenfassung finde ich die Clan- bzw. Personenübersicht sogar noch besser platziert als im Anhang, wie es in Band 1 der Fall war. Weniger gut gefällt mir, dass die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel wieder die vom Vorgängerband ist. Im Anschluss an die sechs Kapitel wartet das Nachwort der Autorin in Mangaform und zuletzt eine kurze Vorschau in den nächsten Band.

Die Coverillustration ist wieder wunderschön geworden. Sie zeigt die stolze Jägerin Amira mit erlegter, lässig über die Schulter geworfener Beute. Ihre reich bestickten Kleider und der geschmiedete Silberschmuck um den Hals sind genauso ein Blickfang. Im Hintergrund ist die karge Gebirgslandschaft ihrer Heimat zu sehen.


Fazit
Dieser Band weiß wieder in der gleichen Weise zu bezaubern und zu fesseln wie sein Vorgänger. Young Bride’s Story zählt zu den herausragenden Manga-Neustarts in 2011, weshalb er auf keinen Fall verpasst werden sollte, sofern man realistische und atmosphärische Plots liebt.

 
5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1

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