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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Schottland im 17. Jahrhundert: Nach dem Tod ihres Vaters übernimmt die junge Avery McBain die Leitung des Clans. Doch durch eine Intrige ihres Vetters gerät sie bei einer Schlacht in die Hände der verfeindeten McCallens. Der Chief des Clans, der grausame Ewan McCallen, ist beeindruckt von dem Mut und der Kampfkunst seiner Gefangenen. Avery soll ihm als Trainingsgegnerin dienen. Je öfter sie gegeneinander kämpfen, umso stärker fühlen sie sich zueinander hingezogen. Bald schlagen nicht nur ihre Schwerter Funken …

 

  Autor: Kerstin Dirks
Verlag: Ullstein
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-548-26994-8
Seitenzahl: 286 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Avery ist die Älteste von drei Schwestern und für ihren Vater, den Chief des Clans McBain, der Sohn, den er niemals hatte. Er unterrichtet sie von Kindheit an im Schwertkampf und bildet sie zu seiner Nachfolgerin aus. Nach seinem überraschenden Ableben ist es an Avery, die Versammlung der Chieftains zu überzeugen, dem Wunsch ihres Vaters zu entsprechen und ihr die Leitung des Clans zu übertragen. Da die Tradition besagt, dass der nächste männliche Verwandte des verstorbenen Chiefs zu dessen Nachfolger gewählt wird, sträubt sich ein Teil der Chieftains und schlägt sich auf die Seite von ebendiesem Verwandten, Averys Vetter Amus. Doch Avery gelingt es, sich gegen ihren Herausforderer zu behaupten.
Kurze Zeit später wird ein Dorf der McBains von Angehörigen des Clans McCallen überfallen und angezündet. Avery stürzt sich in den Kampf. Doch sie wird durch eine hinterlistige Aktion ihres machthungrigen Vetters verletzt, von ihren Gegnern gefangen genommen und deren Chief, Ewan McCallen, übergeben.
Ewan McCallen ist seit einigen Jahren im Besitz einer, von König James ausgestellter, Urkunde, mit der ihm das Gebiet der McBains und zweier Nachbar-Clans übertragen wurde. Unnachgiebig fordert der verhasste Laird seitdem von den kleineren Clans eine überhöhte Pacht. Aus Respekt vor der Entscheidung des Königs, aber auch aus Angst vor McCallen, dem man nachsagt, grausam und brutal zu sein, wird die Pacht zähneknirschend entrichtet.
Obwohl verändert, erkennt Avery in dem düsteren Mann sofort den jungen, sorglosen Krieger wieder, den sie fünf Jahre zuvor an einem See kennengelernt hatte. Und auch Ewan weiß sogleich wer vor ihm steht. Er ist fasziniert von Averys Fähigkeiten im Schwertkampf und ernennt sie zu seinem Übungsgegner. Bald schon fühlen sich beide zueinander hingezogen, was eine Menge Probleme nach sich zieht.


Stil und Sprache
Kerstin Dirks bedient sich eines angenehm zu lesenden Schreibstils. Sie verwendet prägnante Sätze und vermeidet Schachtelsätze. Auch Wortwiederholungen sucht man vergebens. Gelegentlich zu viele bzw. an verkehrter Stelle gesetzte Kommata und ab und an ein vergessenes “s“ beim Wort “dass“ ist wohl weniger der Autorin als vielmehr ihrem Lektorat zuzuschreiben.
Ich weiß nicht, in welchem Maße Frau Dirks Wert auf Authentizität legt und ob der erwähnte König eine ebenso fiktive Person ist wie ihre Romanfiguren. Auf Seite 42 berichtet sie von König James I. von Schottland, der sich in England König James IV. nennen soll. Falls es sich um den James handelt, der nach dem Tod Elisabeth I. auch in England regierte, ist ihr ein Fehler unterlaufen. Er nannte sich nämlich in Schottland James VI. und in England James I. Doch da es sich hier nicht um ein geschichtliches Werk, sondern um einen historischen Liebesroman handelt, will ich diese Tatsache nur am Rande erwähnen.
Die (Wort-)Sparsamkeit der Autorin, die sich auf ihren Schreibstil positiv auswirkt, hat auf die Geschichte selbst einen eher nachteiligen Effekt. Manche Wendungen gehen etwas zu rasch vonstatten, was sie mit wenigen zusätzlichen Seiten durchaus hätte vermeiden können. Außerdem wird mit keinem Wort erwähnt, was der Grund war, der König James veranlasste, den McCallens diese Urkunde zu überreichen. Da im Grunde die Handlung auf ihr aufbaut, wären einige Erklärungen hierzu von Vorteil gewesen.
Ansonsten hat mich die Geschichte überzeugt, sie wird intelligent und sehr bildhaft vermittelt. Da fällt mir ein Beispiel ein, wie Avery während der Versammlung frustriert mit dem Bierkrug aufstampft. Man sieht förmlich das Bier überschwappen und auf den Tisch spritzen.


Figuren
Ewan und Avery sind zwei hervorragend ausgearbeitete Hauptprotagonisten mit Tiefgang und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Mit Avery beginnt die Geschichte. Sie hebt sich aus dem Kreis der sonstigen Liebesroman-Heldinnen etwas ab, weil sie, im Gegensatz zu ihren jüngeren Schwestern, nicht eine alles überragende Schönheit besitzt. Stattdessen zeichnet sie sich aus durch Klugheit, Sturheit, Intelligenz und Selbstbewusstsein bezüglich ihrer Kampfkünste und der Fähigkeit, einen Clan zu führen. Doch verspürt sie auch eine gewisse Schwermut, weil sie sich als unweiblich empfindet.
Ewan darf man erst im Verlauf der Handlung näher kennenlernen. Wieso er sich derart nachteilig verändert hat ist logisch und verständlich erklärt.
Auch mit der Figur Vetter Amus kann die Autorin überzeugen. Er ist keineswegs der klassische Bösewicht. Vielmehr will er zunächst seiner Cousine keinen körperlichen Schaden zufügen, fällt jedoch allmählich dem Wahnsinn anheim, der ihn machthungrig und grausam werden lässt.
Die Schar der Nebencharaktere ist überschaubar und daher nicht verwirrend.


Aufmachung des Buches
Beim Betrachten des Covers fällt der erste Blick auf ein geschmackvoll dargestelltes, anmutiges Paar vor schottischer Kulisse. Unter dem, mit schwarzen Druckbuchstaben eher nüchtern gehaltenem Namenszug der Autorin, prangt der Buchtitel. Art und Weise der Gestaltung, ebenso wie die rote Färbung, lassen in der Tat sogleich an Liebe und Leidenschaft denken. Auf der Rückseite befindet sich unter der, in gleicher Farbe und Art gedruckten Überschrift “Gefangen in den Armen des Feindes“, eine Inhaltsbeschreibung. Darunter erkennt man das Liebespaar von der Vorderseite, etwas verkleinert und seitenverkehrt. Die Umschlaggestaltung in ihrer Gesamtheit erfreut mit ihrer Unaufdringlichkeit nicht nur das Auge, sie macht auch neugierig auf die Geschichte, die sich dahinter verbirgt und ist sicherlich dazu angetan, den einen oder anderen Leser zum Kauf des Buches zu animieren. Und – was besonders wichtig ist – der Inhalt hält, was das Cover verspricht.

Die 286 Seiten des Taschenbuches sind in angenehm zu lesender, großer Schrift gedruckt. Sie sind unterteilt in einen Prolog, einen kürzeren Abschnitt mit der Überschrift “Fünf Jahre später“ und dem Hauptteil. Dieser beginnt mit der Bezeichnung “Eine Woche später“ und ist nicht in einzelne Kapitel, sondern in Absätze unterteilt und somit ausreichend übersichtlich gestaltet.


Fazit
In “Leidenschaft in den Highlands“ werden Clanfehden und Probleme im Schottland der damaligen Zeit angesprochen und mit einer romantischen, nicht übertrieben erotischen Liebesgeschichte verwoben. Das von Kerstin Dirks gelegentlich etwas zu rasante Voranstürmen in der Handlung trübt allerdings den Lesegenuss ein wenig.


4 Sterne


Hinweise
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