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Kategorie: Krimis

Auch in der kleinsten Tiefkühltruhe ist Platz für eine Leiche.

Als sich die Gefängnistore für Mike Larsson öffnen, hat der Ex-Kleinkriminelle mit dem großen Herzen nur einen Gedanken: endlich ein anständiges Leben führen und seinem Sohn Robin ein guter Vater sein. Mike kehrt zurück in seine Heimat, das Provinznest Tomelilla. Dort kommt er bei seinem alten Kumpel Rolle unter und findet Arbeit bei Schrotthändler Boris. Doch ganz so glatt läuft es dann doch nicht. Als Boris ihn nach Litauen schickt, um einen kleinen Auftrag zu erledigen, entpuppt sich der als nicht ganz harmlos. Irgendwie scheinen auch Robin und Rolle etwas vor ihm zu verbergen. Und welche Absichten hat die geheimnisvolle Amela, die plötzlich auf Boris’ Schrottplatz auftaucht? Wieder einmal spielt das Leben Mike einen Streich. Ehe er sich’s versieht, hat er eine Leiche in der Tiefkühltruhe und steht unter Mordverdacht ...

 

Der Tod_geht_um_in_Tomelilla 

Originaltitel: Mike Larssons rymliga hjärta
Autor: Olle Lönnaeus
Übersetzer: Antje Rieck-Blankenburg
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: 12/2011
ISBN: 978-3862520169
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eigentlich hat Mike genaue Pläne, was nach seiner Haftentlassung passieren soll: Er will seinen Sohn zu sich holen, ein anständiges Leben führen, hart arbeiten und sich ein Boot kaufen. So weit, so gut, doch leider ist das Leben nicht ganz so leicht, wie Mike sich das vorstellt. Robin ist kein Kind mehr, sondern ein aufsässiger, wortkarger Teenager, der Job, den Mike ergattert, nicht ganz so koscher wie er sich das denkt und schon steckt er mitten drin im Schlamassel … und wie er da wieder rauskommen soll, ist ihm schleierhaft.

Nach seinem etwas bedrückenden Debüt „Das fremde Kind“ hat sich Olle Lönnaeus hier an einer völlig anderen Geschichte versucht und mich mit dem Ergebnis ziemlich überrascht. Mit Witz und Gefühl erzählt er eine traurige und doch auch immer wieder hoffnungsvolle Geschichte, die nicht nur gut unterhält, sondern auch ein bisschen nachdenklich macht.


Stil und Sprache
Olle Lönnaeus beleuchtet das Geschehen rund um Mikes Haftentlassung aus verschiedenen Perspektiven, neben Mike kommt auch sein Sohn Robin zu Wort sowie die aus Bosnien nach Schweden geflohene Amela. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen laufen die einzelnen Handlungsstränge aufeinander zu und man kann als Leser natürlich viel eher erkennen, was als nächstes passieren wird, als die Beteiligten selbst es können. Trotzdem weiß man als Beobachter von außen auch nicht alles, zu unabsehbar, zu zufällig sind die Ereignisse, die insbesondere Mike von einer schrägen Situation in die nächste geraten lassen. Ja, und an der Leiche in der Tiefkühltruhe trifft ihn eigentlich auch gar keine Schuld, wirklich nicht!

Neben aller Situationskomik steckt aber auch eine ernste Geschichte in diesem Roman und Olle Lönnaeus gelingt es ausgesprochen gut, die Balance zwischen Witz und Gefühl zu treffen. So ist Mikes Geschichte zwar die eines ewig Gescheiterten, aber driftet nie ins Lächerliche ab, auch wenn manche Zufälle schon etwas – sagen wir mal – außergewöhnlich sind. Dass sich am Ende alles doch noch irgendwie zum Guten wendet hofft man als Leser zwar, aber ob es so eintritt, wie man es erwartet, nein, das verrate ich natürlich an dieser Stelle nicht. Sprachlich ist Olle Lönnaeus sicher einer der begabteren unter den nordischen Krimiautoren, immer wieder fallen ihm treffende, unverbrauchte Bilder ein und so gerät diese ungewöhnliche Geschichte zu einem echten Lesevergnügen.


Figuren
Mike Larsson ist der geborene Verlierer. Im Leben stets irgendwie gescheitert, hat er mehrere Jahre im Gefängnis verbracht und kehrt nun zurück nach Tomelilla, wo sein Sohn Robin bei Pflegeeltern lebt. Obwohl Mike immer wieder vom Regen in die Traufe gelangt, bleibt er doch unerschütterlich in seinem Optimismus und bringt den Leser mit seiner manchmal grenzenlosen Naivität des Öfteren zum Schmunzeln. Er hat trotz allem das Herz am rechten Fleck und ist von der ersten Seite an ein Sympathieträger - genau wie Robin es ist, sein Sohn im Teenageralter. Olle Lönnaeus gelingt es dieses Mal perfekt, seine Figuren als runde Charaktere zu erschaffen, die aber trotzdem nicht gleich alles preisgeben. So hat zum Beispiel Rolle, Mikes alter Kumpel, eine Menge zu verbergen, aber eben auch viele kleine Eigenheiten, die ihn sofort lebendig machen. Sehr gelungen!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist relativ großformatig und in Klappenbroschur ausgeführt. Das Cover zeigt ein in gedämpften Brauntönen gehaltenes Bild eines typisch schwedischen Häuschens, das zwischen hohen Bäumen im Sonnenlicht liegt. So richtig zur Geschichte passt dieses Bild nur, wenn man annimmt, dass es sich um Rolles Haus handelt, in dem Mike nach seiner Haftentlassung unterkommt. Innen gibt es 32 Kapitel und einen kurzen Epilog, der einige Zeit nach den Ereignissen im Buch spielt.


Fazit
Wer etwas schräge Roadmovies mit sympathischen Figuren und einer ungewöhnlichen Handlung mag, wird dieses Buch auch mögen. Zwar ist es kein Krimi im eigentlichen Sinne, aber macht unbändigen Spaß und ist so durchaus einen Abstecher wert.


4 5 Sterne


Hinweise
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