Die Ankunft von Zisterziensermönchen aus Burgund auf der aufgegebenen Burg der Grafen von Berg löst bei den Menschen im Tal der Dhünn keine Begeisterung aus. Den adligen Grundherren erwachsen Rivalen, die Bauern sehen noch mehr Abgaben und Frondienste auf sich zukommen. Als die beiden Kinder des Dorfvorstehers Bodo spurlos verschwinden, brechen die verborgenen Konflikte auf und bald scheint es, als wollte der Teufel selbst Kloster Altenberg vernichten. Realitätsnah und packend beschreibt Franz-Josef Mundt die Schicksale des Ordensbaumeisters Horatio, des Bauernjungen Ludger und Eleonoras, der Tochter des Ritters Enzo. Ihr Kampf um die Verwirklichung ihrer Ideale und ihr persönliches Glück, gegen alle Intrigen und Standesschranken, zieht den Leser unwiderstehlich in seinen Bann. Erneut entwirft Franz-Josef Mundt ein farbenfrohes Panorama des Lebens im Bergischen Land am Beginn des 12. Jahrhunderts. Gekonnt verwebt er die zahlreichen Sagen, die sich um den Altenberger Dom ranken, und sein profundes Wissen über das Mittelalter in der Region zu einem fesselnden Drama.
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Die Grundidee der Handlung
Im Jahre 1133 schenkt Graf Adolf von Berg dem Zisterzienserorden im burgundischen Morimond ein Stück Land mit der alten, verlassenen Stammburg seiner Familie, nicht weit von Köln. Zwölf Mönche werden ausgesandt, um im Tal der Dhünn ein neues Kloster zu gründen. Das Leben der dort ansässigen leibeigenen Bauern verändert sich dadurch grundlegend, aber leider nicht zum Besseren. Mussten sie bisher nur dem vom Grafen eingesetzten Vogt Enzo Frondienste und Abgaben leisten, sollen sie nun auch die Mönche versorgen und ihnen gehorchen, also „zwei Herren“ dienen, deren Interessen noch dazu sehr unterschiedlich sind. Trotzdem verlaufen die ersten Jahre des Miteinander einigermaßen ruhig, aber als die beiden Kinder des Dorfvorstehers verschwinden, kommt es zur Eskalation der bisher im Geheimen schwelenden Spannungen. Aberglauben, Angst und Misstrauen beherrschen von nun an die Menschen und es scheint, als solle das Kloster Altenberg nicht lange Bestand haben.
Anders als im Klappentext angedeutet, ist das Buch jedoch kein Kriminalroman. Der Leser ist von Anfang an „Zeuge“ des Verbrechens, das für die meisten der Akteure unaufgeklärt und ungeahndet bleibt, dessen Auswirkungen aber den weiteren Verlauf der Handlung bestimmen.
Stil und Sprache
Franz-Josef Mundt beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Mittelalter und der Geschichte des Bergischen Landes - das seinen Namen von den Grafen von Berg herleitet - insbesondere mit der Region, die zwischen den Flüssen Rhein, Wupper und Dhünn gelegen ist. Als Erzähler von außen beschreibt er authentisch und detailliert den Alltag der Menschen im 12ten Jahrhundert, wechselweise aus der Sicht der drei beteiligten Gruppen: Ritter, Mönche und Bauern. Der Leser erfährt viel Interessantes über die schwere Arbeit der Leibeigenen, die mit einfachsten Mitteln der Natur ihren Lebensunterhalt abgewinnen und dabei den Großteil am Ertrag ihrer Mühen an Andere abgeben mussten. Aber auch die Ritter und Mönche hatten es nicht viel leichter, dazu war die Umgebung zu karg und die Zeit zu gefährlich. Musste der Vogt mit seinen wenigen Männern die Sicherheit von Dorf und Kloster gewährleisten, sahen sich die Mönche besonders den „Verlockungen des Teufels“ in der Welt außerhalb desselben ausgesetzt und versuchten, ihnen mit Fasten, Gebeten und strenger Einhaltung der Ordensregeln zu begegnen. Das alles schildert der Autor in einer klaren, an der Zeit orientierten Sprache so plastisch und wirklichkeitsgetreu, dass man das kleine Flusstal und seine Bewohner, oder das mittelalterliche Köln buchstäblich vor Augen hat.
Die Schenkung des Grafen von Berg und die Gründung des Klosters durch die 12 Mönche ist historisch belegt. Es gibt aber aus dieser Zeit auch eine Fülle von Sagen und Legenden, die in der Region um Köln und Altenberg spielen und die F.J. Mundt sehr stimmig in die Handlung seines Romans integriert hat.
Figuren
Franz-Josef Mundt hat seine Figuren sehr liebevoll und vielschichtig gezeichnet. Es sind lebendige Menschen, mit mancherlei Sorgen, aber auch kleinen Freuden, wie sie eben vor fast 900 Jahren alltäglich waren. Der Autor beschreibt ihre Charaktereigenschaften, ihre Stärken und Schwächen sehr einfühlsam, der Leser kann sich in sie hinein versetzen und ihr Verhalten zwar - aus heutiger Sicht - nicht immer gutheißen, aber doch nachvollziehen.
Horatio, der Baumeister der Mönche, steht durch seine Kenntnisse und seine Aufgabe, das Kloster zu errichten, in der Hierarchie der Gemeinschaft zwar gleich unter dem Abt, aber einigen seiner Brüder erscheint er in Glaubensfragen etwas suspekt, vor allem, da er viel von seinem Wissen aus dem Werk des Römers Vitruv (Erstes Jahrhundert vor Chr.) bezieht, den er sehr verehrt, der aber nach der Auffassung frommer Christen ein Heide war. Auch ist er eher praktisch veranlagt und sieht im Bau einer Getreidemühle an der Dhünn mehr Nutzen für das Gedeihen des Klosters, als Abt Notker, der das Geld dafür lieber in einem Reliquienschrein anlegen will, um freigiebige Pilger anzuziehen.
Ritter Enzo, der Vogt des Grafen von Berg, versucht mit seinen begrenzten Mitteln den Wünschen der Mönche, der Sorge um seine kranke Frau und die ungebärdige Tochter und den Anliegen der Bauern gerecht zu werden. Für Letztere bleibt dabei oft am wenigsten übrig, aber trotzdem ist Enzo kein harter Herr und tut für seine Leute, was er kann.
Zwischen Horatios Ziehsohn Felix und Enzos Tochter Eleonore entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte. Der Autor erzählt sie sehr unaufdringlich und fast nebenbei, sodass sie keineswegs die Bedeutung einnimmt, die der Klappentext vermuten lässt, aber dem Buch einen schönen Abschluss gibt.
Aufmachung des Buches
Das Titelcover des Taschenbuches zeigt die Altenberger Klosterkirche – häufig auch Bergischer Dom genannt – auf einem Stahlstich des Künstlers J.G. Poppel (1807-1882). Auf der Rückseite ist - passend zum Titel - ein Ausschnitt eines alten hölzernen Mühlrades zu sehen.
Dem Prolog - der den Auszug der Mönche aus ihrem burgundischen Mutterkloster beschreibt – folgen 12 Kapitel, deren Überschrift sich auf die jeweils darin geschilderte Handlung bezieht. Ein doppelseitiger Kupferstich von J.J. Sartor gibt einen guten Eindruck von der weitläufigen Klosteranlage im Jahre 1707, ehe der Epilog mit einem Nachwort des Autors zur Geschichte und den „Bergischen Legenden“ das Buch beschließt.
Fazit
Dieses Buch ist für mich ein Stück „Heimatgeschichte“, da ich selbst im Bergischen Land lebe und mir die Orte der Handlung und auch viele der Sagen wohlbekannt sind. Gerade deshalb hat mich die Lektüre besonders fasziniert. Ich bin aber überzeugt davon, dass die Erzählung auch andere Leser in ihren Bann ziehen wird, weil es dem Autor glänzend gelungen ist, historische Fakten, Legenden und eigene Phantasie zu einem interessanten und überaus stimmigen Abbild des Mittelalters zu verbinden.
Hinweise
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