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London 1529: Nach dem Tod seines Vaters erbt der vierzehnjährige Nick of Waringham eine heruntergewirtschaftete Baronie und den unversöhnlichen Groll des Königs Henry VIII. Dieser will sich von der katholischen Kirche lossagen, um sich von der Königin scheiden zu lassen. Bald sind die Papisten, unter ihnen auch Henrys Tochter Mary, ihres Lebens nicht mehr sicher. Doch in den Wirren der Reformation setzen die Engländer ihre Hoffnungen auf Mary, und Nick schmiedet einen waghalsigen Plan, um die Prinzessin vor ihrem größten Feind zu beschützen: ihrem eigenen Vater.

 

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Titel: Der dunkle Thron
Autor: Rebecca Gablé
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 11. Oktober 2011
ISBN: 978-3431038408
Seitenzahl: 960 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Liebhaber und Fans der Bücher von Rebecca Gablé, speziell der „Waringham-Reihe“, haben es geschafft, dass die Autorin nun einen vierten Band zu der von ihr schon abgeschlossenen Trilogie geschrieben hat. Nicht mehr im Mittelalter, sondern in der englischen Renaissance zu Zeiten König Henry VIII spielt die Geschichte, in dessen Mittelpunkt – wie könnte es anders sein – der junge Lord Waringham steht. König Henrys Ehen bringen nicht nur jede Menge innerpolitische Machtspiele und Intrigen mit sich, sondern führen auch zu großen Umbrüchen in Glaubensfragen. Henry will seine erste Ehe für ungültig erklären lassen, um Anne Boleyn heiraten zu können und zur rechtmäßigen Königin zu machen. Und mitten im Geschehen steht Nick, dessen Treue nach wie vor Königin Katharina und ihrer Tochter Mary gilt.

Von Rebecca Gablé ist man historisch akribische Hintergrundrecherche gewohnt und deshalb verwundert es umso mehr, dass die eine oder andere Begebenheit nicht mit den Geschichtsbüchern übereinstimmt. So zog sich Henry VIII erst 1536 eine schwere Verletzung am Bein zu, die nicht heilen wollte und ziemlich unangenehm zu riechen begann. Im Buch jedoch hinkt Henry schon 1929 und ist immens dick, was auch erst viele Jahre später der Fall war.


Stil und Sprache
Rebecca Gablés Sprache ist einfach, aber bildhaft, und sie versteht es ausgezeichnet, den Leser in die Geschichte zu ziehen und ihn bis zum Schluss darin zu fesseln. Es dauert aber ziemlich lange bis etwas Tempo in die Geschichte kommt. Bei vielen Szenen wird man daran erinnert, dies schon einmal irgendwo (in den vorhergehenden Bänden) gelesen zu haben. Es gibt nicht wirklich etwas Neues oder Innovatives. Ist der Erzählstil gewohnt dicht und packend, so sind es eher die langen ereignislosen Passagen, die nicht gerade Spannung aufkommen lassen.
Dazu kommt noch, dass so Einiges ziemlich unglaubwürdig ist. Hoch gestellte Persönlichkeiten verloren unter Henry VIII ihren Kopf, weil sie den Eid auf die Suprematsakte (bedeutet die Anerkennung des Königs als „höchstes Oberhaupt der Kirche von England auf Erden“) nicht ablegen wollten, aber Nick Waringham kommt natürlich stets ungeschoren davon - auch dann, wenn er vor dem König einen Eid ablegt und ihm gleichzeitig ins Gesicht sagt, dass er dies zwar macht, weil es von ihm verlangt wird, aber nicht so meint. Überhaupt schildert die Autorin so Manches nicht ganz nachvollziehbar.

Auffällig ist auch, dass Rebecca Gablé einen ziemlichen Hang zu gewissen Floskeln zu haben scheint, so lässt sie Figuren, die sich über etwas entrüsten oder eine unerwartete, schlechte Neuigkeit erfahren, ständig „Süßer Jesus“ sagen, und wesentlich häufiger und schon nervig oft (speziell ab gut der Hälfte des Buches), legt sie ihren Figuren die Worte „sei so gut“ in den Mund. So etwas sollte einer erfahrenen Autorin nicht passieren, und wenn, dann wäre es zumindest die Aufgabe des Lektorats, auf so etwas aufmerksam zu machen.


Figuren
Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß auch, dass ihr größter Schwachpunkt die extreme schwarz/weiß-Zeichnung der Figuren ist. Nicholas, genannt Nick, ist der Protagonist in diesem vierten Band, und waren seine Vorfahren in den anderen Bänden noch unfehlbar, ritterlich, edelmütig, heldenhaft und loyal - eben so gut, dass sie nicht mehr glaubwürdig erschienen -, so lässt Gablé Nick zwar in dieselben Fußstapfen treten, gibt ihm aber auch einen weniger positiven Charakterzug, wenngleich dieser nur bei einer Person deutlich wird. Nick zeigt sogar - und dies im wahrsten Sinn des Wortes - Galgenhumor, und natürlich steht er auch absolut treu zu seinem Wort.

Hat Gablé bei den historischen Persönlichkeiten stets darauf geachtet, diese möglichst so zu zeichnen, wie man sie aufgrund der Historie kennt, und hat ihnen auch sehr glaubwürdige Charakterzüge verliehen, so sieht dies hier gänzlich anders aus. Dass die Autorin eine extreme Aversion, ja, einen regelrechten Hass gegenüber Henry den VIII hat, konnte man schon in Interviews mit ihr lesen - und führt dies auch selbst im Nachwort des Buches an. Sie verachtet Henry geradezu und genau dies drückt sie durch ihren Protagonisten aus. Im Buch ist der König nur ein fettes, träges Monster, unfähig zu regieren und nur hinter den Frauen her. Im Gegensatz dazu wird seine Tochter Mary - bekannt geworden als „Bloody Mary“, da die spätere Königin hunderte Menschen als Ketzer verbrennen ließ - schon regelrecht verklärt. Mary, frömmelnd und bigott, wollte Gablé bewusst (wie die Autorin im Nachwort schreibt) von einer anderen Seite beleuchten und zeigen, warum sie später so radikal gegen Ketzer vorging. Dieser Versuch ist jedoch nicht geglückt, denn nur weil jemand vom Vater nicht geliebt oder gar verstoßen wurde, erklärt dies in keinster Weise die unglaubliche Brutalität und Kälte, mit der sie gegen die Protestanten vorging.

Alle anderen Figuren sind wie von der Autorin gewohnt, in gut- und böse-Schablonen gepresst. Tiefgang bei den Charakteren sucht man auch in diesem Buch vergeblich.


Aufmachung des Buches
Ein, wie von den anderen Büchern der „Waringham-Reihe gewohnt, ausgesprochen schön und liebevoll aufgemachtes gebundenes Buch. Rot mit schwarzen Schattierungen ist die dominierende Farbe des Schutzumschlages, auf dem vorne der Name der Autorin und ein Löwe unter einer Krone in Spotlack gedruckt sind. Ein Lesebändchen, ebenso in rot, ist bei so einer ansprechenden Ausgabe natürlich Obolus.
Auf den inneren Umschlagseiten findet man noch eine Karte von England mit Einteilungen der verschiedenen Grafschaften der damaligen Zeit und einen Stammbaum der fiktiven Familie Waringham. Unterteilt ist das Buch in vier Teile, deren Beginn stets von einer schönen Illustration eingeleitet wird. Diese sind wiederum in viele Kapitel gegliedert und am Ende des Buches bildet ein ausführliches Nachwort einen schönen Abschluss zu diesem knapp 1000 Seiten umfassenden Schmöker.


Fazit
Für Fans der „Waringham-Reihe“ ist dieses Buch natürlich ein Muss und sie verzeihen wahrscheinlich auch, dass sich im Grunde nur die Zeit und die politischen Hintergründe geändert haben, denn alles andere ist nicht unbedingt neu. Auch wenn das Buch einige Längen hat, lässt es sich flüssig lesen und erlaubt, dass man sich auf eine Zeitreise begibt - und kann man sich mit den genannten Schwächen arrangieren, taucht man ohne Anstrengung in eine andere Welt ab.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Das Lächeln der Fortuna
Band 2: Der Hüter der Rose
Band 3: Das Spiel der Könige

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