Smaller Default Larger

Das älteste Gewerbe der Welt: Mord

Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der «zweiten Nitribitt» die Runde. Und wirklich: Auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt.

Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Marthalers schwangere Freundin Tereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Der Hauptkommissar erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Marthaler legt sich mit mächtigen Gegnern an, die ihre frühen Sünden vertuschen wollen. Die «Akte Rosenherz» soll geschlossen bleiben. Um jeden Preis.

 

Die Akte_Rosenherz 

Autor: Jan Seghers
Verlag: rowohlt
Erschienen: 09/2011
ISBN: 978-3499246722
Seitenzahl: 480 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe



Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext gibt die Handlung schon recht gut wieder, so dass nur wenig hinzuzufügen bleibt. Da seine Freundin in den aktuellen Fall involviert ist, wird Marthaler von den Ermittlungen ausgeschlossen und muss sich mit seinem zweiten Arbeitsbereich begnügen, den sogenannten „cold cases“. Nach einem etwas merkwürdigen Hinweis stößt er auf den Fall Karin Rosenherz und beginnt zu ermitteln. Der Hauptkommissar tappt lange im Dunkeln und erst als sich Journalismusstudentin Anna Buchwald einschaltet, bekommt er einige Hinweise, wo er die Täter suchen muss. Dass ein Zusammenhang zum aktuellen Überfall besteht, zeigt sich zwar schnell, worin dieser aber genau besteht, bleibt lange im Dunkeln.

Geschickt verknüpft hat Jan Seghers hier Fiktion und Wirklichkeit, das verleiht seiner Story einen schönen Anstrich von Authentizität. Schließlich könnte es ja wirklich so gewesen sein …


Stil und Sprache
Jan Seghers hat seinen Krimi sehr klar durchstrukturiert: Der erste Teil spielt in der Vergangenheit und behandelt den Mord an der Prostituierten Karin Rosenherz sowie einen Teil der damals geführten Ermittlungen. Im zweiten Teil hat Kommissar Marthaler seinen ersten Auftritt und erzählt ausschließlich in der dritten Person aus seiner Sicht. In Teil drei und vier kommt dann Anna Buchwald mit ins Spiel und die Handlung wird abwechselnd aus beiden Perspektiven dargestellt. Obwohl das Ganze so jetzt etwas eintönig klingt, ist es das ganz und gar nicht, denn Jan Seghers verfügt über eine variantenreiche, sehr lebendige Erzählweise, ohne zu ausschweifend zu werden. Mit klaren Worten beschreibt er Orte und Situationen und schafft so jederzeit eine authentische Atmosphäre. Man fühlt sich als Leser sofort wohl, auch ohne die Vorgängerbände mit dem etwas schrulligen Kommissar zu kennen.

Der Fall an sich ist eine sehr geschickte Verknüpfung der alten „Rosenherz“-Ermittlung mit dem aktuellen Überfall und Kunstraub. Dass der Autor als Ansatz dafür einen echten Fall benutzt hat, nämlich den der 1966 in Frankfurt ermordeten Prostituierten Helga Matura, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte, macht für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus. Spannend ist sie überdies und lässt auch für Profi-Krimileser keine Wünsche offen. Möglicherweise könnte man einige Details bei der Auflösung des Falles als etwas weit hergeholt empfinden, mich hat das hier jedoch nicht gestört.


Figuren
Hauptkommissar Marthaler kommt nicht zur Ruhe: Obwohl er sich mit seiner Freundin Tereza auf das gemeinsam erwartete Kind freut, im Job alles ganz gut läuft, ist er unruhig und bedrückt, hat er doch zufällig Tereza in einer etwas zweideutigen Situation gesehen und weiß diese nicht zu werten. Als Tereza dann schwer verletzt im Krankenhaus liegt, stürzt er sich in die Arbeit. Und hier liegt für mich auch der Bruch in seinem ansonsten sehr authentisch wirkenden Charakter. Zutiefst in Sorge um das Leben von Frau und Kind, lässt sich der gestandene Polizist im Krankenhaus regelmäßig abwimmeln, wacht nicht etwa am Bett seiner Freundin, sondern verschläft zu Hause alle Entwicklungen. Eine solche Verhaltensweise passt für mich einfach nicht ins Bild und so verspielt Marthaler bei mir damit ein paar Punkte.Anna Buchwald hingegen wirkt wie aus einem Guss, hat ein paar sympathische Ecken und Kanten, wenn sie auch manchmal etwas zu glatt aus gefährlichen Situationen herauskommt. Aber Fiktion ist ja erlaubt in Krimis …

Es kommen viele weitere Figuren vor in dieser vierzig Jahre umspannenden Geschichte, die alle gut ausgedacht und lebendig beschrieben sind. Auch hier bleiben keine Wünsche offen. Besonders gut gefallen hat mir Terezas nicht immer ganz korrektes Deutsch, das schon hübsche Wortkreationen hervorzaubert („Puhh, muss ich einen Tag hungern jetzt. Aber schmeckt ferkelgut.“ […] „Es heißt saugut, nicht ferkelgut.“[…]“ Ich weiß […], aber wollte ich nicht so hart ausdrücken.“; Seite 143).


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist quer geteilt und zeigt im oberen Drittel den Ausschnitt eines Frauengesichts im Halbdunkel neben einem roten Rand. Der untere Teil ist rot mit schwarzem Rand und zeigt eine Zeichnung eines Skeletts beim Geigenspiel auf einem Knochen. Ziemlich makaber, aber passend, vor allem unterstreicht die Ausführung in matt bzw. glänzend die beiden unterschiedlichen Fälle, um die es im Buch geht. Innen besteht das Buch aus vier Teilen und einem kurzen Epilog, dem eigentlichen Roman vorangestellt wurde ein Teil aus einer fiktiven Ermittlungsakte im Fall Rosenherz.


Fazit
Ein interessanter Fall für Hauptkommissar Marthaler, der geschickt historische Tatsachen mit reiner Fiktion verknüpft. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite und für alle genau richtig, die komplexe Zusammenhänge unterhaltsam aufbereitet mögen.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Ein allzu schönes Mädchen
Band 2: Die Braut im Schnee
Band 3: Partitur des Todes

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo