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Aus den höchst vertraulichen Papieren des Dr. John Dee, Astrologe und Berater Ihrer Majestät, der Königin

Wer schützt die Königin gegen die Mächte der Finsternis? Panik am Hofe von Elisabeth I.: Der Astrologe Nostradamus hat den Sturz der jungen Königin vorhergesagt, sollte es ihr nicht gelingen, «die Knochen ihres Ahnherrn zu finden». Gleichzeitig wird ruchbar, in der gewaltigen Ruine des Klosters von Glastonbury sei das Grab von König Artus entdeckt worden. Sofort schickt Elisabeth den fähigsten Mann auf die Suche: Dr. John Dee, Hofastrologe und aller verborgenen Wissenschaften kundig. Doch Glastonbury ist eine Stadt voller Geheimnisse. Bald verliebt sich der junge Gelehrte in die Tochter des Wundarztes. Erst spät erfährt er, dass ihre Mutter als Hexe starb. Wieder flammt der Hexenwahn auf in Glastonbury, grausame Morde geschehen, und am Ende steht John Dee tief in den Gewölben des Klosters einem stummen Feind gegenüber.

 

Die Gebeine von Avalon 

Originaltitel: The Bones of Avalon
Autor: Phil Rickman
Übersetzer: Alexandra Hinrichsen
Verlag: Rowohlt Polaris
Erschienen: 1. Oktober 2011
ISBN: 978-3862520015
Seitenzahl: 640 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
England im Jahre 1560. Seit zwei Jahren regiert Elisabeth I. aus dem Hause Tudor, doch ihr Recht auf den Thron ist umstritten, nicht nur im Ausland, sondern auch bei ihren katholischen Untertanen. Darum nimmt die Königin die Prophezeiung des berühmt-berüchtigten Nostradamus - Astrologe am feindlichen franzosischen Hof -, der ihren Sturz voraussagt, sollte es ihr nicht gelingen „die Gebeine ihres Ahnherren zu finden“, sehr ernst. Sie schickt ihren eigenen Astrologen und Berater Dr. John Dee nach Glastonbury - dem Volksglauben nach das geheimnisvolle Avalon -,  wo bereits 400 Jahre zuvor das Grab des Heldenkönigs Artus entdeckt wurde, aber seither wieder verschollen ist.
Zusammen mit Robert Dudley, dem Jugendfreund und Günstling - vielleicht sogar Liebhaber - der Königin, macht sich Dee inkognito auf die Suche und sticht dabei in ein Wespennest. Die meisten Menschen in Glastonbury - einer einst reichen, mächtigen Abtei, die durch die Auflösung der Klöster unter Elisabeths Vater Heinrich VIII. in Bedeutungslosigkeit versunken ist -, stehen den Beiden misstrauisch gegenüber. Nur wenige erweisen sich als hilfsbereit, unter ihnen die Heilerin Nel, deren Mutter als Hexe starb. Als kurz nach Dees und Dudleys Ankunft ein grausiger Mord geschieht, flammt der Hexenwahn wieder auf und sie geraten in einen Sog von Aberglauben, Gewalt und Gefahr.


Stil und Sprache
Wie bereits der Titelzusatz vermuten lässt, erweckt der Autor den Anschein, als würde die gesamte Handlung in der Ich-Form von Dr. John Dee persönlich geschildert, der sich dabei sogar manchmal direkt an seine imaginären Zuhörer wendet, z.B. mit: „[...] bevor Ihr jetzt fragt […]“ oder „ [...] Ihr könnt mir glauben, dass […]“. Daher sieht der Leser das Geschehen ausschließlich mit Dees Augen und weiß nur soviel, wie dieser gerade verraten will. Es ist aber des Öfteren erkennbar, dass der Erzähler rückblickend berichtet und der Spannung wegen sein Wissen zurückhält.
Spannend sind die Ereignisse in und um Glastonbury tatsächlich. Phil Rickman gelingt es, historische Fakten und Fiktion zu einer glaubwürdigen und nachvollziehbaren Geschichte zu verschmelzen. Authentisch ist auch die Sprache des 16ten Jahrhunderts und die Schilderung des täglichen Lebens. Obwohl die Handlung nicht mehr im „finsteren“ Mittelalter spielt, gibt es einige Szenen, die ziemlich drastisch-blutig beschrieben werden und manchem Leser ein bisschen zu ausführlich erscheinen könnten.

Solange es sich um reale Dinge handelt, liest sich das Buch interessant und flüssig. Schwierig, mitunter sogar zäh, wird es, wenn es um die wissenschaftlichen Theorien des Astrologen geht, die für unsere Verhältnisse doch recht fantastisch anmuten. Der historische Dr. Dee befasste sich z.B. mit der Frage, ob Engel existieren und wie man mit ihnen in Kontakt treten könnte, und der Autor lässt ihn über dieses Thema, aber auch über seine Träume und Visionen, seitenweise philosophieren, was zur eigentlichen Handlung des Buches nur wenig Bezug hat und den Lesefluss teilweise doch erheblich stört, sofern man es nicht sogar vorzieht, diese Abschnitte „quer“ zu lesen


Figuren

John Dee, die Hauptfigur des Buches, ist historisch verbürgt. Er war ein bekannter Gelehrter, der sich mit den verschiedensten Themen befasste und zu Beginn der Neuzeit praktisch zwischen Wissenschaft und Mystik stand. Viele seiner Zeitgenossen hielten ihn für einen „Zauberer“, Königin Elisabeth diente er als Astrologe und Berater. Phil Rickman lässt das alles von seinem Ich-Erzähler nach und nach selbst berichten und hält sich dabei recht genau an die bekannten Fakten. Da Dee zum Zeitpunkt der Handlung jedoch erst 32 Jahre alt ist, verleiht er ihm mit der Anhänglichkeit an seine Mutter und der Schüchternheit gegenüber dem weiblichen Geschlecht noch ein paar sympatische, glaubhafte Charakterzüge.

Robert Dudley ist ein früherer Schüler John Dees und zugleich Stallmeister und Jugendfreund der Königin, mit der er die Erfahrung der Gefangenschaft im Tower - unter der Regierung ihrer Halbschwester Maria I. -  teilte. Seine familiäre Situation und sein Verhältnis zu Elisabeth I. sind sehr gut in die Handlung integriert. Er ist ein Edelmann mit großem persönlichen Mut, aber auch viel Ehrgeiz. Ob er dadurch zum Verbrecher wird - was im Buch aber nur kurz anklingt -, ist bis heute nicht geklärt.

Die fiktiven Bewohner von Glastonbury treten in der Mehrheit feindlich und abweisend auf. Viele von ihnen haben den plötzlichen Wechsel ihrer Lebensumstände - bedingt durch die Auflösung der Abtei und den damit verbundenen Verlust von Arbeit und Einkommen - nicht verkraftet. Hass und Wut sind die Folgen, Glauben und Aberglauben vermischen sich und richten sich vor allem gegen die Fremden in ihrer Mitte.


Aufmachung des Buches
Obwohl es sich um eine gebundene Ausgabe handelt, ist der Umschlag weich und griffig und liegt gut in der Hand. Auf dem mattschwarzen vorderen Cover erhebt sich in Hochglanzdruck die Ruine einer Abtei, darüber steht - ebenfalls glänzend - der Name des Autors. Der Titel ist unter der Abbildung in erhabenen goldschimmernden Buchstaben aufgeprägt. Die Rückseite zeigt einen großen gotischen Torbogen als Rahmen für den Klappentext. Das Ganze wirkt sehr edel, aber auch düster und geheimnisvoll, und lässt einen spannenden Inhalt erwarten.

Am Anfang des Buches gibt es eine einfache Karte der Abtei Glastonbury und ihrer Umgebung, sowie eine kurze Lebensbeschreibung von Dr. John Dee. Zwischen Prolog und Schlusswort liegen fünf Teile mit 57 Kapiteln, die die Geschehnisse von Februar bis September 1560 zusammenfassen. Jedem Teil ist ein Zitat John Dees oder eines seiner Zeitgenossen zum Thema Glauben, Aberglauben und Legende vorangestellt. Anmerkungen und Danksagung des Autors sowie die Beschreibung des geheimnisvollen Symbols, das auf der letzten Seite abgebildet ist und mit dem John Dee versuchte, die Schöpfung zu erklären, beenden das Buch.


Fazit

Phil Rickman erzählt in diesem Roman eine spannende und in sich schlüssige Geschichte. Wie aber bereits angemerkt, hat das Buch doch einige Längen, da die philosophischen Betrachtungen Dr. Dees - die nach heutigen Maßstäben oft nicht mehr verständlich sind - einen ziemlich breiten Raum einnehmen, obwohl sie meist in keinem direkten Zusammenhang zur Handlung stehen. Hier hätte eine gewisse Straffung dem Lesefluss gutgetan. 

  
4 Sterne


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