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17. Jahrhundert, irgendwo vor der Küste Venezuelas: Captain Alexander Crown wird aus seiner Kajüte entführt und grausam ermordet.
Sein erster Offizier Red macht sich mit der Crew auf, Crowns letzten Willen zu erfüllen und dessen Nachkommen ausfindig zu machen. Die “fünf Hurenkinder” des Kapitäns verfolgen jedoch ganz eigene, undurchsichtige Ziele …
Der Beginn eines abenteuerlichen Piratenkrimis in der tropischen Inselwelt der Karibik.

- Warum unsere Zeit mit diesem Galgenvogel vergeuden? Die Krebse werden sich um ihn kümmern!
- Weil Viktor im Testament steht. Er ist dein Bruder, Siltje.
 

Das Testament_des_Captain_Crown_01 

Originaltitel: Le Testament du Captaine Crown – Cinq Enfants de Putain
Autor: Tristan Roulot
Übersetzer: Marcel Le Comte
Illustration: Patrick Hénaff
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 10/2011
ISBN: 978-3-7704-3506-7
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Crown, Piratenkapitän der Astarté, wird von Bord entführt und grausam ermordet. Seinem letzten Willen entsprechend, sucht der erste Offizier Red seine Kinder auf, um mit ihnen die Vision des Captains umzusetzen. Doch die fünf Kinder gehen ihren eigenen Weg und werden Red und der Mannschaft zunehmend gefährlicher …

Roulot webt ein Piratenabenteuer, das den Leser nicht nur durch seine offenen Geschehnisse, sondern vielmehr durch die versteckten Intrigen, Geheimnisse und undurchsichtigen Handlungen fesselt. Der Plot kommt dabei, entgegen dem aktuellen Trend, ganz ohne mystische und fantastische Elemente aus. Zudem endet der erste Band an einer offenen, besonders dramatischen Stelle, so dass man dem Abschluss der zweiteiligen Serie, der im März 2012 erscheint, bereits entgegenfiebert.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Geschichte beginnt düster in einer stillen Nacht, begleitet von einleitenden Worten aus Sicht von Redmond, dem ersten Offizier von Captain Crown. Roulot und Hénaff lassen sich aber nicht lange bitten, schnell nehmen die Ereignisse an Fahrt auf und sorgen für Spannung. Und dies weiß der Zeichner auch in seinen Bildern umzusetzen.

Hénaffs Zeichnungen – sowohl von den Charakteren als auch den Landschaften – sehen auf den ersten Blick, insbesondere im Vergleich zum fast parallel von Ehapa veröffentlichten Piratenabenteuer Barracuda, einfacher und etwas skizzenhafter aus, sein Stil erinnert an die von Mathieu Lauffray illustrierte Serie Long John Silver. Beim genaueren Hinsehen offenbaren die Bilder Hénaffs jedoch sehr filigran hervorgehobene Details, so z.B. die Takelage des in der stillen Bucht liegenden Piratenschiffs (Seite 3) oder in dem Hafenpanorama auf Seite 10.

Die Figuren sind sorgfältig, aber auch sehr individuell ins Leben gerufen, jede von ihnen ist einzigartig und aus Gruppen heraus klar erkennbar. Besonders in Portraits arbeitet der Zeichner hier aufwendig und genau, auch wenn Schattenpartien und Körperbehaarung – besonders bei Vriess – grob schraffiert sind. Dafür sind die Gesichtsform und Details wie verfaulte Zähne, Schmuck und Verzierungen in der Kleidung oder auf Waffen gezielt hervorgehoben. Nehmen die Charaktere jedoch nur einen kleineren Raum innerhalb eines Bildes ein, oder werden sie gar aus der Ferne betrachtet, lassen Einzelheiten schnell nach. Besonders Statisten werden gegenüber der Hauptpersonen etwas vernachlässigt, womit der Blick des Lesers geführt wird. Der letzte Feinschliff fehlt also – dies passt allerdings zu den rauen Seeleuten und Halunken, die hier ihre Rollen spielen, recht gut. Der letzte Blick auf den sterbenden Captain Crown (Seite 23) ist nicht nur ziemlich düster und schaurig; hier erspart der Illustrator seiner Leserschaft durch eine einfachere Form der Darstellung auch die genauen Art der Verstümmelungen und Verletzungen, die dem Freibeuter zugefügt wurden. 

Die erste Rückblende ist nicht nur über die Erzählung Reds, sondern auch durch die reduzierte Farbsättigung erkennbar. Der zweite Rückblick auf die Vergangenheit Crowns und der Astarté ist in finsterem Schwarzweiß umgesetzt, durchdrungen nur von sehr wenigen zarten Rot- und Gelbtönen sowie dem kräftigeren Gelb der Erzähltext-Felder.

Praktisch bei jedem Bild hat sich Hénaff die Mühe gemacht, ein entsprechendes Umfeld um die Figuren zu zeichnen, und dies in der Regel sehr aufwendig. Sowohl die Festungsanlage und die Stadt Saint-Christophe, als auch die vielen Szenen an Bord des Schiffes sind sehr schön dargestellt. Landschaften selbst sind etwas verhaltener, aber immer noch überzeugend ausgearbeitet. Nur in sehr wenigen Panels sind die Hintergründe weiß belassen oder grafisch auf farbige Flächen reduziert.

Die Farben – verantwortlich ist hier Jean-Noël Le Moal -  ist realistisch und abwechslungsreich und passt sich damit den Szenen gut an. Ob es nun die kalten Töne der Nacht, die warmen Farben in der Kapitänskajüte, das satte Blautürkis der See oder das kräftige Grün des Dschungels sind – sie unterstreicht gezielt die vorherrschende Atmosphäre. Besonders stimmungsvoll ist dem Koloristen der Sonnenuntergang gelungen.


Aufmachung des Comics
Der Comicband wurde, fest eingebunden, in dem vom Verlag bekannten und Din A4 geringfügig überschreitenden Großformat aufgelegt. Hiervon profitiert der Inhalt, denn es bietet den Bildern Hénaffs ausreichend Platz, um sich zu entfalten.

Die Druckqualität kann, genauso wie die Verarbeitung und Materialwahl, absolut überzeugen. Von den Danksagungen der Beteiligten einmal abgesehen, ist die Ausstattung ansonsten aber spärlich, Kurzinfos zum Autor, Zeichner oder Koloristen sucht man genauso vergebens wie Hintergründe zur Entstehung der Reihe.


Fazit
Das Testament des Captain Crown trifft den Zeitgeist, Piratenabenteuer sind spätestens seit dem Auftakt von Fluch der Karibik sehr gefragt. Roulot fesselt mit einer abwechslungsreichen und undurchsichtigen Story, die durch Eigenständigkeit zu überzeugen weiß, während Hénaffs Illustrationen für atmosphärische Tiefe sorgen.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den Ehapa Comic Collection-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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