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Der Mord an einer jungen Frau bereitet der Polizei von Vigàta Kopfzerbrechen. Es gibt keine Hinweise auf die Identität des Opfers und das Gesicht ist völlig entstellt. Einziger Anhaltspunkt ist ein Tattoo: ein Schmetterling. Commissario Montalbano findet heraus, dass die Unbekannte zu einer Gruppe junger Russinnen gehörte, die von einer Institution namens ‚Der Gute Wille’ zwecks Jobvermittlung nach Italien gelockt worden war. Und ihm wird schnell klar, dass der Padrone des Vereins offenbar einiges zu verbergen hat …

 

Die Fluegel der Sphinx 

Originaltitel: Le Ali della Sfinge
Autor: Andrea Camilleri
Übersetzer: Moshe Kahn
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-404-16023-5
Seitenzahl: 271 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Commissario Salvo Montalbano ist gerade bei den Ermittlungen zum Entführungsfall Arturo Picarella, dessen Frau Ciccina alle Hebel in Bewegung setzt, um nach ihrem Mann suchen zu lassen, der nach Salvos Theorie mit einer Hure auf irgendeiner Südseeinsel sitzt, als eine tote junge Frau gefunden wird. Die Identifizierung ist schwierig, da der Schuss, der sie getötet hatte, ihr das halbe Gesicht weggerissen hat. Einziges Indiz ist ein Schmetterlingstattoo auf der Schulter. Per Zufall erfährt Montalbano von seiner Freundin Ingrid, dass bei ihr ein russisches Mädchen mit eben so einem Tattoo gearbeitet hat, aber nach einem Diebstahl nicht mehr aufgetaucht war. Die Fäden scheinen alle bei einer kirchlichen Institution namens ‚Der Gute Wille’ zusammen zu laufen. Doch nach der Befragung des zuständigen Monsignore Pisicchio bekommt Montalbano Ärger von höchster Stelle, sein Questore pfeift ihn zurück. Er findet trotzdem heraus dass es sich um vier junge Frauen aus Schelkowo handelt, die zum Diebstahl gezwungen werden. Und als er dem Mörder auf die Spur kommt, wird ein Mitarbeiter des 'Guten Willens' auf genau dieselbe Art getötet.


Stil und Sprache
Andrea Camilleri hat auch mit seinem 11. Fall ein Kriminalkunststück sizilianischer Art erschaffen, das die Serie um den charismatischen Commissario Salvo Montalbano abrundet und würdig fortsetzt. In gewohnter Art und Weise beschreibt er den sizilianischen Alltag eines Polizisten, der ständig zwischen seinem Willen zur Gerechtigkeit und dem Klüngel von Amigos und Absprachen hin und hergerissen wird und dabei trotzdem versucht, er selbst zu bleiben. Erzählt wird das Ganze aus der Zuschauerperspektive und der Autor benutzt hierfür ähnlich wie Georges Simenon nur einfache Worte und wenig Text. Er kommt sofort auf den Punkt und schafft es, mit seinen Beschreibungen eine Atmosphäre zu erzeugen, die andere selbst auf 500 Seiten nicht hinbekommen. Oft reichen wenige, dafür aber prägnante Ausdrücke, um alles zu sagen, eben die typische sizilianische Art, die auch eher von Gesten als von vielen Worten lebt. Die Zeit während der Ermittlung wird dabei stringent und ohne zwischen verschiedenen Handlungen zu wechseln aus der Sicht des Commissario erzählt.

Thema ist nicht selten das typische Italienische Problem der Korruption und des Amigo-Daseins, bei dem selbst Staatsanwälte vor scheinbar offensichtlichen kriminellen Machenschaften die Augen verschließen, nur weil es sich um bekannte und anerkannte Persönlichkeiten handelt. Auch in diesem Fall geht es darum, ein ehrenwerter Monsignore steht einer offensichtlich kriminell ausgerichteten Organisation vor und wird gnadenlos von hohen Persönlichkeiten gedeckt. Die Themen werden immer mit viel Witz aber auch der nötigen Spannung dargestellt und sorgen so für einen abwechslungsreichen Lesespaß. Abgerundet wird die Geschichte durch liebevolle und detailreiche Beschreibungen von den Handlungsorten und Szenen.


Figuren
Protagonist ist natürlich Salvo Montalbano, der nun schon die 50 überschritten hat und immer öfter an dem zweifelt, was er tut . Die vielen Jahre, in denen er gegen Verbrecher aber eben auch gegen jene, die eben diese zu schützen versuchen, ermittelt hat, haben ihn mürbe gemacht. Selbst das Leben mit seiner leider zu weit entfernt lebenden Liebe Livia schein langsam aber sicher zu bröckeln und an den vielen Kilometern, die zwischen ihnen liegen, kaputt zu gehen. Der Commissario, der launisch ist wie das Wetter, ist hart gegen die Großen und drückt oft bei den Kleine ein oder mehrere Augen zu. Wichtig für ihn ist, dass er zu einem Ergebnis kommt, auch wenn er nicht immer saubere Wege dafür einschlägt. Aber was bleibt ihm in einer solchen Gesellschaft schon anderes übrig...

Immer mit dabei sind seine Mitarbeiter Augello, Fazio und der geistig etwas minderbemittelte Catarella, der alleine durch seine Art für viele Lacher beim Leser und Schockmomente beim Commissario sorgt. Die Bösewichte sind so, wie man sich diese im heißen Sizilien vorstellt. Kleine Gelegenheitsgauner und zu allem bereite Profis, die jedes Mal mit neuen kriminellen Ideen aufwarten und den Commissario herausfordern. Abwechslung pur, denn kein Roman aus der Serie gleicht dem andern.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Lübbe Verlag zeigt auf der Coverseite eine Illustration von A. Belov. Zu sehen ist ein Laubengang vor einem ländlichen Haus, das den Blick zum Meer freigibt. Vielleicht eine Variante, wie man sich Montalbanos Haus in Marinella vorstellen könnte. Die frühere Umschlagsgestaltung mit unterschiedlichen Farben und Gemälden von Renato Gattuso hatte mir jedoch besser gefallen. Ansonsten kommt das Buch außer den obligatorischen Danksagungen ohne viel Schnickschnack daher.


Fazit
Spannung, Humor, Sizilianisches Flair und ein Montalbano, der ins Schwitzen kommt. Auch der 11. Fall ist ein wahres Kleinod der Krimikunst.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Die Form des Wassers
Fall 2: Der Hund aus Terracotta
Fall 3: Der Dieb der süßen Dinge
Fall 4: Die Stimme der Violine
Fall 5: Das Spiel des Patriarchen
Fall 6: Der Kavalier der späten Stunde
Fall 7: Das kalte Lächeln des Meeres
Fall 8: Die Passion des stillen Rächers
Fall 9: Die dunkle Wahrheit des Mondes
Fall 10: Die schwarze Seele des Sommers

Kurzgeschichten
Buch 1: Das Paradies der kleinen Sünder
Buch 2: Die Nacht des einsamen Träumers
Buch 3: Die Rache des schönen Geschlechts
Buch 4: Der falsche Liebreiz der Vergeltung

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