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Atemlose Spannung: Eine Welt aus Stein erwacht zum Leben.

„Deine Rettung liegt im Stoneheart und das wird dir helfen. Um zu beenden, was angefangen wurde, musst du zuerst dein Stoneheart finden.“

„Der Drache richtete seine toten steinernen Augen direkt auf George. Der Rest des Körpers folgte dem Kopf und wandte sich nach und nach in dieselbe Richtung. George wusste auf einmal, was der Blick bedeutete. Die Augen fixierten ein Opfer. Und das Opfer war er. George begann zu laufen."

Der 12-jährige George Chapman läuft durch die Straßen von London. Er läuft um sein Leben. Verfolgt wird er von einem gewaltigen Flugsaurier. So sehr George auch um Hilfe ruft - niemand hört ihn. Niemand hilft ihm. Niemand scheint zu bemerken, was hier Außergewöhnliches und Verstörendes passiert: Die steinernen Monumente und Statuen der Stadt sind zum Leben erwacht.
Für George eröffnet sich eine neue Welt. Er wird hineingezogen in einen uralten Kampf, der im Reich der Steine tobt. An der Seite seiner beiden Gefährten, des Kanoniers und des Mädchens Eddie, sucht er die goldenen Sphinxe auf, die Orakel dieser anderen Welt, um herauszufinden, wie er der Rache der steinernen Wesen entgehen kann. Die Antwort stellt ihn vor ein schwieriges Rätsel: Er muss sein Stoneheart finden. Doch wer oder was ist sein Stoneheart?

 

  Autor: Charlie Fletcher
Verlag: cbj
Erschienen: 12/2006
ISBN: 978-3570131794
Seitenzahl: 384 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
George ist ein Durchschnittsjunge. In dem Museum, was seine Schulklasse gerade besuchte, war nicht er es, der den Ständer mit den Broschüren umgestoßen hat und trotzdem will er seinem Lehrer Mr Killingbeck nicht verraten, wer es war. Mr Killingbeck lässt George zur Strafe in einem Raum mit allerlei Urzeittieren stehen. Schließlich trifft George auf einen steinernen Drachen, der ihm sehr lebendig erscheint und zugleich zutiefst zuwider ist. In seiner Wut schlägt er ihm den Kopf ab -- und gerät so in ein Abenteuer, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.
Denn von nun an machen steinerne Flugsaurier, Drachen und Wasserspeier, die es in London an jeder Straßenecke zu sehen gibt und im Paralleluniversum „Taints“ genannt werden, unerbittlich Jagd auf ihn -- und keiner der Londoner Bürger scheint etwas zu bemerken!

Die Grundidee der Geschichte ist durchaus gut (wenn auch nicht besonders neu). Das Erzähltempo stellenweise enorm, ohne jedoch zu überfordern, und immer spannend.


Stil und Sprache
Das Buch ist, da als Jugendbuch gedacht, vom Schreibstil locker und leicht zu lesen. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz und angenehm. Die Sprache und Ausdrucksweise sind erzählerisch auf angenehmem hohem Niveau, fordern große Lesekonzentration, überfordern jedoch auf keinen Fall. Es wird sich nicht mit langen Erklärungen aufgehalten oder versucht, die Sprache der Jugendlichen zu kopieren. Ein paar Seiten zur Einführung in die Story und dann: „Klappe Action“. Vergangenheit (im historischen Sinn) und Gegenwart werden immer wieder vermischt, was die volle Aufmerksamkeit verlangt.

Die Geschichte wird immer in der dritten Person erzählt und die einzelnen Figuren sind klar voneinander abgegrenzt, haben Ihr eigenen Stärken und Schwächen. Durch das hohe Tempo der Geschichte ist es jedoch kein Buch, das zum Entspannen geeignet ist, da dem Leser kaum Zeit zum ausruhen gegeben wird. Ständig passiert etwas, bei manchmal schnell wechselnden Orten und Figuren. Das wirkt teilweise etwas sprunghaft, weil gerade an der spannendsten und interessantesten Stelle plötzlich der Ort oder die Figur gewechselt werden; das entspricht aber durchaus dem heute üblichen Stil von Jugendlichen.
Wer hier ein Buch sucht, bei dem Entspannung und Leseruhe im Vordergrund stehen sollen, ist hier definitiv falsch gelandet. Die zwangsläufig vorkommenden Fremd-/Fantasywörter werden, wenn sinnvoll, entweder sofort erklärt oder dazu benutzt, den Spannungsbogen zu erhöhen, so dass man direkt darauf wartet, was es denn nun damit auf sich hat.

Die Geschichte selbst spielt in London, welches voll von Statuen, Drachen und Wasserspeiern ist, die jedoch niemand wirklich wahrnimmt. Doch jetzt werden sie alle bedeutsam und zusammen mit dem Kanonier, George und dem Mädchen Eddie, das sich so cool und ruppig gibt, lernt man ein anderes London kennen; durchaus so interessant beschrieben, dass man direkt Lust bekommt, der Stadt einen Besuch abzustatten. Gerade weil die Stadt immer nur als geschichtlicher Hintergrund dient und wie selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass man London kennt, entsteht ein Reiz jenseits von Big-Ben, Tower und anderen typischen Touristenklischee.


Figuren
Mit den beiden Hauptpersonen (George und Eddie), müsste sich eigentlich jeder Jugendliche identifizieren können. In der Geschichte selbst werden Werte wie Freundschaft, Vertrauen und das „sich selbst beweisen“ angenehm und nicht in geringster Weise „lehrerhaft“ vermittelt. Aber auch der gesellschaftliche Aspekt kommt nicht zu kurz.
Die Hauptfigur (George, 12 Jahre), wächst ohne Vater auf und die Mutter muss die kleine Familie alleine durchs Leben bringen. George selbst würde man wahrscheinlich als schwierigen Einzelgänger bezeichnen und er muss nun lernen, Kompromisse zu machen und zu Vertrauen.
Eddie, das einsame Mädchen, bleibt immer geheimnisvoll, gibt sich nach außen hin cool (wenn aus ihrer Person erzählt wird), stellenweise aber auch zickig und altklug (aus der Perspektive von George betrachtet), wirkt aber in allen Situationen so traurig, dass man nie genau weiß, wie sie sich als nächstes verhalten wird. Von vorne herein ist klar, wie das Buch am Ende ausgehen wird. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, weil man immer wissen will, wie George sich denn da aus seinem selbstverursachten Problem herauswindet.
Man kann sich als Jugendlicher in der Altersstufe 10 bis 14 Jahre sehr leicht in die Personen hineinversetzen, dürfte es doch den Gemütszustand dieser Altersklasse repräsentieren.

Der Gegenpart zu den Hauptfiguren (hier mal als „die Guten“ bezeichnet) ist der sogenannte Wanderer, dessen Herkunft sowie eigentliches Ziel immer irgendwie im Dunkeln bleiben, und dessen Part in der Geschichte zumindest nicht in diesem Band völlig aufgeklärt wird. Am Anfang wirkt diese Figur eher etwas blass, da der Zusammenhang mit den Abenteuern von George und Eddie sich nicht sofort erschließt (und man ja sowieso immer glaubt, dass die Guten siegen und die Bösen verlieren), und wenn man dann meint, man hat es nun verstanden, ist das Buch plötzlich zu Ende. Spätestens dann ist klar, dass man jetzt die Wahl hat, sich entweder in seiner eigenen Fantasie die Geschichte zu Ende zu erzählen, oder man nicht darum herum kommt, sich den zweiten Teil zu besorgen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein gebundenes Buch und erinnert vom Einband her ein bisschen an Bartimäus. Das Titelbild ist duster und spricht eher die allgemeine Fantasygruppe an, was aber schade ist, da es eindeutig als Jugendbuch ausgelegt ist. Die Schriftart ist angenehm groß.


Fazit
Das Buch besticht durch ein rasantes Tempo und eine durchaus gute Grundidee als Geschichte (wenn auch nicht unbedingt als neu zu bezeichnen). Es ist spannend bis zur letzten Seite. Die einzelnen Charaktere sprechen Jungen wie Mädchen gleichermaßen an (Erwachsene übrigens auch); ganz nebenbei wird etwas Londoner Geschichte vermittelt, aber immer so, dass das Abenteuer selbst in keinem Maße unterbrochen wird.
Eine höhere Bewertung verpasst das Buch, weil man immer irgendwie genau weiß, dass den Hauptfiguren nie wirklich etwas schlimmes passieren wird, „Gut“ und „Böse“ zu stark abgegrenzt sind und ihnen etwas an Tiefe fehlt. Das dürfte man aber eher nur als Erwachsener so sehen, man sollte hierbei nicht vergessen, dass es ein Jugendbuch ist. Gefordert ist man vor allem vom temporeichen Schreibstil.
Bei meinen Kindern, denen ich immer wieder versuche, ein Buch unterzujubeln, hörte ich das erste Mal „Ich gehe dann schon mal in mein Zimmer, ich muss da noch was lesen“.
Die Stoneheart-Reihe wird wohl aus drei Bänden bestehen und wenn man den ersten Teil gelesen hat, wartet man direkt auf die Fortsetzung.


4 Sterne


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