Entdecken Sie neue, vielfältige Möglichkeiten mit HDR!
HDR-Fotografie hält neue, spannende Ausdrucksformen für künstlerisches Fotografieren bereit, die Sie mit diesem Buch erkunden. Entdecken Sie die Spielräume, die sich zwischen Originaltreue und freier Kreativität auftun!
Fructuoso Navarro zeigt Ihnen ausführlich die grundlegenden HDR-Techniken – von der Aufnahme und den Kameraeinstellungen bis hin zum HDR-Rendering und dem anschließenden Tone Mapping. Daneben beschreibt er detailgenau fünf Möglichkeiten der Aufnahme und passt die jeweiligen Konzepte an verschieden Aufnahmebedingungen an. Außerdem bringt er Ihnen zusammen mit international bekannten Kollegen wie Trey Ratcliff, Tony Sweet und Kim Shatwell die HDR-Fotografie in vielen Bildbeispielen unterschiedlicher Fotogenres näher.
Originaltitel: Fotografia de Alto Rango Dinámico |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
In den letzten Jahren überfluteten in öffentlichen Plattformen wie flickr.com HDR-Bilder (HDR = High Dynamic Range, also Hochkontrastbild bzw. Bild mit hohem Tonwertumfang) das Internet. Hatte man sich hier schon nach kurzer Zeit an den oft übertrieben starken HDR-Bearbeitungen vieler Amateurfotografen satt gesehen, bekam vielleicht deshalb sogar eine negative Einstellung gegenüber dem erweiterten Tonumfang, so eröffnet einem dieses Buch neue Blickwinkel und ein neues Verständnis gegenüber der HDR-Fotografie.
Nach einem Vorwort von Ramfis Campiz wird der HDR-Fotograf Asmundur E. Porkelsson kurz biografisch und mit großformatigen Abdrucken einiger seiner HDR-Arbeiten, die sich über eine halbe bis hin zu einer vollständigen Doppelseite erstrecken, vorgestellt. Weitere international bekannte Fotografen und einige ihrer Fotoarbeiten werden in den Übergängen der einzelnen Kapitel vorgestellt.
Nach den fotophysikalischen und softwarebedingten Grundlagen geht Fructuoso Navarro in einem weiteren Abschnitt auf die Voraussetzungen (z.B. Ausrüstung) und Herangehensweisen sowie Tipps und Tricks zur HDR-Fotografie ein. Der Autor verfolgt nicht nur das Ziel, dem Leser die HDR-Fotografie nahe zu bringen, sondern auch bei der Verbesserung der Bildqualität zu unterstützen. Der für viele Leser wohl wichtigste Teil beginnt ab Kapitel 5 – der Verarbeitung der Aufnahmen am Computer. Auch hier unterteilt der Autor zwischen den entsprechenden Grundlagen und der tatsächlichen Umsetzung, den Workshops, danach stellt er fünf Methoden vor, zum Ziel zu kommen. Zu jedem Programm, welches er vorstellt, spricht er die wichtigsten Funktionen, Verfahren und Einflussmöglichekeiten an und nennt Bilddateien der beiliegenden DVD, um mit den vorgestellten Verfahren üben zu können. Hier sei empfohlen, die Dateien nicht von der DVD in das jeweilige Programm zu laden, sondern sie vorher auf die Festplatte zu kopieren – da die TIFF-Bilder bis zu 120 MB groß sind, ist sonst die Ladezeit extrem lang.
Das Buch macht Lust auf mehr – ich habe mir fast zeitgleich die weit verbreitete Software Photomatix Pro 4.0 zugelegt. Wer allerdings erwartet, die vorgestellten Programme werden in allen Funktionen und Möglichkeiten erläutert, ist hier falsch und sollte zu entsprechend spezieller Lektüre greifen, denn hier sind die Erläuterungen nicht abschließend.
Navarro bringt auch bei verschiedenen Verfahren Beispiele für die unterschiedliche Bildwirkung. Allerdings finde ich es bei einem Fachbuch wie diesem schade, dass bei vielen von ihm und anderen Fotografen gezeigten Bildern keine Informationen angegeben wurden – auch wenn die Künstler ihre Programmeinstellungen im Einzelnen nicht verraten möchten, wäre doch zumindest das verwendete HDR-Programm und die darin verwandte Methode (z.B. Fusion oder Tone Mapping) interessant gewesen.
Die Sprache von Navarro ist offen und sympathisch und vor allem sehr nah am Leser. In dem er regelmäßig auf Vergleiche zurückgreift – beispielsweise der Vergleich des Wissens um die Grundlagen und einem Kochrezept – betont er, dass es ihm vorrangig um das Verstehen und weniger um das bloße Kennen der Fachbegriffe geht. Dennoch geht es in solch einem Fachbuch nicht ohne Fachbegriffe, so bringt er auch Definitionen mit, z.B. zu Luminanz oder Reflexion. Und so erscheinen - trotz der Bemühungen des Autors, recht komplizierte Begriffe in eigenen Worten wiederzugeben und mit Beispielen und Vergleichen leichter verständlich zu machen - die ersten zwei Kapitel doch recht wissenschaftslastig. Persönliche Anmerkungen bzw. auch Konkretisierungen ergänzen in einer Schriftart, die handgeschriebener Blockschrift gleicht, den Fließtext. Blaue Felder geben besondere Hinweise, zudem zeigen sie an den passenden Stellen auf, welche Dateien der beiliegenden DVD sich zum Üben eignen.
Das Buch ist so konzipiert, dass man es in einem Stück durchliest, denn spätere Kapitel bauen auf vorher eingebrachte Definitionen und Begriffe auf. Als Nachschlagewerk eignet es sich nur dann, wenn man es bereits vollständig gelesen hat oder sich mit der Thematik ohnehin schon sehr gut auskennt. Geeignet ist das Buch für Fortgeschrittene und Profis, die sich der HDR-Fotografie widmen wollen – Unerfahrene sollten zunächst eher zu Lektüre greifen, die stärker die allgemeinen Grundlagen der Fotografie bespricht.
Aufmachung des Buches
Das Format des mit einem festen Einband versehenen Buches entspricht der verlagsüblichen Gestaltung der dpi-Fotofachbücher. Verarbeitung, Materialwahl und Druckqualität sind innen wie außen tadellos, die vielen abgedruckten Arbeiten der internationalen Künstler kommen als ganz- oder gar doppelseitiger Druck voll zur Geltung. Das dreiseitige Inhaltsverzeichnis ist umfassend gegliedert, ein Index hilft beim schnellen Nachschlagen, und das Lesebändchen sorgt dafür, dass man immer die Stelle wiederfindet, an der man zuletzt das Buch zugeschlagen hat.
Auch wenn es den Lesefluss nicht stört, so ist das Lektorat doch nicht perfekt. Immer wieder fallen dem aufmerksamen Leser Wort-, Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler auf, z.B. heißt es auf Seite 78: „Wird kein Licht empfangen, ist das Signal ist schwach oder überhaupt nicht vorhanden“. Ein weiteres Beispiel von Seite 82: „Für alle Sensoren, egal ob CCD, CMOS oder andere Typen gibt es das beschrieben Rauschen“.
Fazit
Fructuoso Navarros Buch führt – zumeist sehr gut verständlich – in die komplexe Thematik der HDR-Fotografie ein und stellt dabei verschiedene Programme, Verfahren und Künstler vor. Die Beschreibungen der Programme hätten etwas umfangreicher ausfallen dürfen, davon abgesehen konnte das Fachbuch aber, im Gegensatz zum unsauberen Lektorat, rundum überzeugen.
Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den Addison-Wesley-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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