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A_Xochil_klein


Xóchil, du bist als Hörspielautorin, Dichterin, Slammerin, Erzählerin und jetzt Romanautorin eine sehr vielseitige, zuweilen auch exotische Künsterlin. Ebenso exotisch ist dein Vorname. Kannst du uns mehr über ihn verraten?

Es handelt sich um einen mexikanischen Indianernamen. Er bedeutet „Blume“ oder „Maisblüte“. Ich schätze, meine Eltern wollten phantasievoll sein …


Wie erwähnt bist du in mehreren Genres bewandert und insbesondere als Performance-Poetin bekannt geworden. Mit „Was ist“ ist nun dein erster Roman bei asphalt & anders erschienen. Was ist für dich persönlich das wichtigste künstlerische Ausdrucksmittel und warum?

Für mich ist Sprache wichtig, wobei ich es sehr schön finde, sie mit Musik zu verbinden. Sprache ist für mich selbst oft Musik, mindestens musikalisch. Ich schreibe gerne rhythmisch und trage meine Texte gerne vor.
Für mich sind alle literarischen Gattungen gleich viel wert und gleich wichtig. Je nach Stimmung schreibe ich einmal eine lustige Kurzgeschichte, einmal ein Gedicht, einmal ein Hörspiel u.s.w.


Bei der Verbindung von Sprache und Musik fällt mir deine CD „Perlenkind“ ein. Kannst du kurz erklären, was auf dieser CD zu hören ist und wie die Idee dazu entstanden ist?

Ich habe schon als Kind liebend gerne vertonte Gedichte und Balladen gehört. Als ich im Jahr 2000 auf die Poetry-Slam-Szene stieß, entdeckte ich Produktionen amerikanischer Spokenword-Poeten, die ihre Texte vertonten. Ab dem Moment war mir klar: Das mache ich auch. Die passenden Musiker und eine Plattenfirma zu finden und die Songs zu entwickeln, hat dann einige Jahre in Anspruch genommen.


Aber nun zurück zu deinem Roman „Was ist“: Wie hast du die Arbeit an dem Buch empfunden?

Ich habe zum ersten Mal so viel Zeit mit einem einzigen Text verbracht – im Ganzen mehrere Jahre. Insofern war es doch ein besonderer Moment, als ich das Buch dann in Händen hielt.


Der Roman handelt von einer sehr nachdenklichen und verletzten jungen Frau, die sich von einer tyrannischen Familie befreit, um die eigene Identität zu finden – und die große Liebe. Auch in „Perlenkind“ und deinen Gedichten geht es immer wieder um die Liebe in dem Bewusstsein der Vergänglichkeit und die eigene Verortung in der Welt. Sind dies Themen, die dir besonders am Herzen liegen?

Ja. Als ich den Roman geschrieben habe, waren diese Themen mir gerade sehr nah.


Die beiden Hauptfiguren der Geschichte leben in zwei verschiedenen Großstädten, die aber nicht konkretisiert werden. Überhaupt muss der Leser viel zwischen den Zeilen lesen. Warum?

Ich fand die Vorstellung schön, dass die Handlung überall auf der Welt spielen könnte. Und ich wollte ein Buch schreiben, das den Lesenden Raum für Eigenes lässt.


Der Roman ist nachdenklich, melancholisch, zuweilen auch traurig. Sind das Attribute, die auch auf dich selbst zutreffen?

Bestimmt. Zugleich schreibe ich auch lustige Kurzgeschichten, sehnsüchtige Poesie und auch einmal eine böse Kritik. Ich glaube, die meisten Menschen kennen das ganze Spektrum an Gefühlen. Und in der Kunst kann jedes einzelne ausgestaltet werden.


Dass heißt Kunst ist für dich auch die Möglichkeit, jeder Facette der eigenen Persönlichkeit Raum zu geben? Und was würdest du als „gute Literatur“ bezeichnen?

Für mich ist Kunst und Literatur gut, wenn sie mir in irgendeiner Weise eine Anschlussmöglichkeit bietet: wenn ich danach irgendetwas besser verstanden, tiefer gefühlt, genauer entdeckt habe.
Natürlich schüttele ich einmal den Kopf, wenn ein Autor heute noch konsequent so reimt wie vor 300 Jahren. Das langweilt mich. Den Kopf schüttele ich auch, wenn jemand so unbedingt neu sein will in seiner Art, zu schreiben, dass man als normaler Mensch überhaupt nicht mehr kapiert, was die Person sagen will. Außerdem gibt es natürlich Texte, die mich inhaltlich nicht interessieren.
Im Ganzen hänge ich aber keiner bestimmten literarischen Richtung an. Vieles ist toll und kann nebeneinander stehen.


Du hast nach deinem Abitur Politik studiert und dein Studium kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem bist du parallel immer schon Autorin gewesen. Was bedeutet es dir, Schriftstellerin zu sein?

Als ich begonnen habe, zu studieren, habe ich längst literarisch geschrieben, aber ich habe damals nicht gedacht, dass ich einmal Autorin werde. Plötzlich war ich es, und dann war erst einmal keine Zeit mehr fürs Studium, und ich habe es abgebrochen. Jahre später fand ich das schade und habe mein Diplom noch gemacht. Ich lebe aber weiterhin als Autorin, weil es ein Beruf ist, der mich glücklich macht. Alle privaten und gesellschaftspolitischen Themen lassen sich in der Literatur abhandeln. Außerdem kann ich alleine und selbstbestimmt arbeiten. Durch die regelmäßigen Lesungen und Auftritte komme ich trotzdem unters Volk. Und durch meine jahrelange Eingebundenheit in die deutschsprachige Poetry-Slam-Szene habe ich eine literarische Heimat. Ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen.


Wenn du als Autorin einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir wünschen?

Die Möglichkeit, ein paar Jahre um die Welt zu reisen.


Um noch mehr von der Welt zu erleben und Stoff für den nächsten Roman zu sammeln? Wird es auch so einen neuen Roman geben?

Momentan schreibe ich tatsächlich an einem neuen Roman – das macht gerade sehr viel Spaß, und ich bin gespannt, wohin er sich entwickeln wird.


Eine letzte Frage zum Schluss: Welches Buch liegt zur Zeit bei dir auf dem Nachttisch?

Vor einigen Wochen habe ich mit „Mara und Dann“ einen beeindruckenden Science Fiction der Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing gelesen. Zufällig habe ich entdeckt, dass sie einen zweiten Roman veröffentlicht hat, in dem sie die Geschichte fortschreibt. Er heißt „Die Geschichte von General Dann und Maras Tochter, von Griot und dem Schneehund“. Den werde ich nun lesen.


Herzlichen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

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