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Jacob Hunt hasst die Farbe Orange. Und er hasst es, wenn sein gewohnter Tagesablauf gestört wird. Routinen sind für ihn lebenswichtig, denn er leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer autistischen Störung. Deshalb kocht Emma, seine Mutter, montags nur grüne Speisen und dienstags rote. Und längst hat sie Jacobs Besessenheit für Kriminaltechnik akzeptiert. Doch dann wird seine Erzieherin Jess erschlagen aufgefunden, und Jacob wird des Mordes an der jungen Frau verdächtigt. Die mühsam erkämpfte "Normalität" in Emmas kleiner Familie bricht zusammen. Jacob muss sich vor Gericht verantworten. Alle Beweise sprechen gegen ihn. Doch Emma nimmt den Kampf auf. Denn es geht darum, ihren Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren - und um die Rechte von Menschen, die anders sind.

 

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Originaltitel: House Roules
Autor: Jodi Picoult
Übersetzer: Rainer Schumacher
Sprecher: Nicolás Artajo, Maximilian Artajo, Irinia Scholz, Philipp Schepmann, Rolf Berg
Verlag: Lübbe Audio
Erschienen: August 2011
ISBN: 978-3-7857-4510-6
Spieldauer: 399 Minuten, 6 CDs; gekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Damit Jacob ein halbwegs normales Leben führen kann, muss seine Mutter einiges auf sich nehmen. Denn Jacob ist Autist - er leidet am Asperger-Syndrom. Der intelligente junge Mann - Jacob ist 18 Jahre alt - interessiert sich brennend für Forensik. Sein Faible für kriminalistische Schauplätze bringt ihn schließlich vor Gericht: Er wird verdächtigt, seine Therapeutin Jess aus enttäuschter Liebe getötet zu haben. Obwohl sein Anwalt alles unternimmt, um dem Gericht das Asperger-Syndrom zu erklären, wird das Verhalten Jacobs von der Staatsanwaltschaft und vom Gericht mit Argwohn beobachtet. Immer mehr Indizien sprechen gegen Jacob - und der junge Mann selbst verheddert sich in belastenden Aussagen. Sehr feinfühlig und gekonnt setzt die Autorin Jodi Picoult dieses Szenario um. Sie stellt die Frage in den Raum, wie stark die Justiz auf Jacobs Krankheit eingehen kann und wo sie an ihre Grenzen stößt. Das Unverständnis, mit dem die "Normalen" dem Menschen mit Behinderung begegnen, tritt immer deutlicher zutage. Ebenso stark setzt die Autorin aber auch den Familienalltag der Hunts um. Sie zeigt auf, welche Kraft die Mutter aufzubringen hat, wie Jacob mit seinem Asperger umgeht und wie Theo, der jüngere Bruder Jacobs darauf reagiert. Gewohnt, problematische Situationen in den Mittelpunkt ihrer Romane zu stellen, läuft Jodi Picoult hier zu einer Höchstleistung auf.


Darstellung des Hörbuchs
Dem in der Ich-Form aus verschiedenen personellen Perspektiven geschriebenen Buch wird bei der Hörbuchfassung Rechnung getragen. Gleich fünf Sprecher werden für dieses Hörbuch eingesetzt - mit unterschiedlichem Ergebnis. Während Irina Scholz (Mutter), Philipp Schiepmann (Anwalt) und Rolf Berg (Ermittler) in ihren Rollen brillieren, flachen die beiden Jungs Nicolás und Maximilian Artajo spürbar ab. Die Wahl von Nicolás Artajo scheint schon aufgrund seiner verhältnismässig hellen Stimme etwas unglücklich - es ist schwierig, ihn mit der Figur von Jacob zu verbinden. Dies auch, da Jacob - als emotionslos geschildert - eine etwas montone Sprechweise pflegen müsste, die von Nicolás Artajo jedoch nur in bescheidenen Ansätzen gepflegt wird. Maximilian Artjao als Theo ist unspektakulär und wenig ergiebig.

Durch die Aufteilung der jeweiligen Ich-Erzählung auf die fünf lesenden Personen ist es nicht nötig, dass die Sprecher ihre Stimmen variieren. Dass es dennoch Nuancen gibt und dadurch die persönliche Befindlichkeit der jeweils erzählenden Person sehr gut heraus gearbeitet wird, ist auf die hohe Professionalität der eingesetzten Sprecher zurück zu führen. Das Zusammenwirken der fünf verschiedenen Stimmen und die musikalische  Trennung der einzelnen CDs sind gut gelungen. Etwas schwieriger ist da und dort das Verstehen, was die Geschichte selber betrifft. Bei der Kürzung gegenüber dem Buch sind Passagen weggefallen, die wichtig gewesen wären, um die Geschichte in ihrem vollen Ausmaß nachvollziehen zu können. Dies ist bedauerlich und man würde sich wünschen, eine ungekürzte Fassung präsentiert zu bekommen.


Aufmachung des Hörbuchs
Die sechs CDs sind in einem etwas instabilen Kartonschuber untergebracht. Wer das Buch zweimal gehört hat, muss damit rechnen, dass die CDs aus den für sie gedachten Laschen gleiten und dabei beschädigt werden. Für das in seiner sonstigen Präsentation sehr hochwertige Hörbuch wäre eine sorgfältigere Verpackung wünschenswert gewesen. Positiv ist einerseits das Begleitheft, in dem Kurzportraits der Lesenden abgedruckt sind. Auf weitere Informationen wurde hier zwar verzichtet, doch findet sich auf dem Kartonschuber selber unter anderem die Beschreibung des Asperger-Syndroms aufgedruckt. Andererseits ist auch die optische Gestaltung des Hörbuchs durchaus gelungen.


Fazit
"In den Augen der anderen" ist ein bemerkenswertes Hörbuch, das durch den stimmlichen Wechsel beim Lesen an Pfiff und Aussagekraft gewinnt. Sowohl der Stoff selber wie auch die Umsetzung sind gelungen und dürften jeden, der sich mit der Frage der Andersartigkeit auseinandersetzt, ansprechen. Jodi Picoult hat einen soliden und spannenden Roman vorgelegt, der ausgesprochen gut umgesetzt worden ist.


4 5 Sterne


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