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Dr. Chris Shepard hat die junge Frau, die in seine Arztpraxis kommt, nie zuvor gesehen. Alex Morse gibt sich als Agentin des FBI zu erkennen. Sie sei, so sagt sie, auf der Spur eines Scheidungsanwalts, der seinen Klienten einen ganz besonderen Dienst bietet: Ihre Ehepartner sterben auf unerklärliche Weise.

»Okay. Aber warum erzählen Sie mir das?«

»Weil Ihre Frau vor genau einer Woche nach Jackson gefahren ist und zwei Stunden im Büro dieses Anwalts verbracht hat.«

 

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Originaltitel: True Evil
Autor: Greg Iles
Übersetzer: 
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 25.9.2010
ISBN: 978-3404270392
Seitenzahl: 608 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Alex Morse ist Spezialagentin beim FBI und hat in kurzer Zeit die Schwester sowie den Vater verloren. Jetzt liegt ihre Mutter mit Krebs im Krankenhaus und wird bald sterben. Keine einfache Situation für Alex, da sie selber noch mit den Folgen ihrer Verletzungen nach einem schweren Unfall kämpft, bei dem ihr Partner getötet wurde. Trotzdem versucht Alex alles, um das Versprechen, dass sie ihrer Schwester Grace an dessen Sterbebett gegeben hat, einzuhalten, denn Grace war davon überzeugt, dass ihr Ehemann sie umgebracht hat. Im Laufe ihrer Ermittlungen entdeckt Alex unglaubliche Dinge und die Vermutung ihrer Schwester scheint immer mehr bestätigt zu werden.
Das nächste Opfer auf der Liste der skrupellosen Mörder scheint Dr. Chris Shepard zu sein. Alex besucht den Doc in seiner Praxis um ihn zu warnen, stößt aber auf Skepsis und Misstrauen, was sie nicht daran hindert die Ermittlungen voran zu treiben. Die Spur führt Alex zu einem auf Scheidungen spezialisierten Anwalt, der mit dem ersten Eindruck langweilig und bieder erscheint. Es gelingt Ihr mit Hilfe eines alten Freundes ihres verstorbenen Vaters und dem zu Anfang noch sehr skeptischen Doktor weitere Machenschaften des Anwalts aufzudecken. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Die Idee des Autors, eine so unglaubliche Mordwaffe darzustellen wie in diesem Thriller, ist perfekt gelungen. Erscheint es zu Anfang noch absolut unglaublich, eine solche Waffe entwickeln zu können, habe ich während des Lesens den beängstigen Gedanken nicht abwerfen können, dass irgendwann das Unmögliche möglich sein wird.


Stil und Sprache
Mit seinem flüssigen Schreibstil zeigt uns Greg Iles durch sehr detaillierte Darstellungen der Personen und der Handlungen die verschiedenen Orte des Geschehens. Der Autor versteht es mit seinen Worten den Leser so an die Story zu fesseln, dass dieser das Buch nur ungerne zur Seite legt. Neben einzelnen Dialogen, hervorgehoben durch kursive Schrift, lässt der Autor den Leser an den Gedanken der einzelnen Personen teilhaben. Persönlich habe ich jedes Mal das Gefühl gehabt meine eigenen Gedanken zu lesen. Die Schreibweise von Greg Iles ist eine Mischung aus Erzählungen in der dritten Person und den Dialogen zwischen den einzelnen Romanfiguren, was mir sehr gut gefallen hat. Durch die ausführlichen Darstellungen zwischen den Dialogen bekommt der Leser ein gutes Gefühl für die Handlung und die Hintergründe, was sehr genaue Bilder im Kopf entstehen lässt. Eine so real dargestellte Story macht es dem Leser leicht, sich in einzelnen Figuren hinein zu versetzten. Mehr als einmal war ich versucht, Alex zuzurufen: „Tu das nicht" oder ähnliches - und es wird Ihnen sicher nicht anders gehen.

Nachdem die Grundsituation der Protagonistin klar dargestellt ist, beginnt der Nervenkitzel schon mit der Jagd nach dem Täter, der sich dem Leser durch Selbstgespräche oder die Darstellung des Autors zu erkennen gibt. Wer glaubt, dass der Thriller dadurch an Spannung und Raffinesse verliert, weil man ja schon alles über den Täter zu wissen glaubt und ihn kennt, täuscht sich gewaltig. Es ist die Suche nach dem Wie und Warum seiner Tat, die die Spannung ausmacht und die bis zum Ende anhält. Die Story läuft wie an einem Band gezogen durch das Buch, geführt durch die Suche nach Beweisen und Erklärungen für das Handeln des Täters, und durch die Anhäufung von Informationen nimmt die Spannung immer weiter zu. Ohne viel zu verraten kann ich sagen, dass der Nervenkitzel sich einem Höhepunkt nähert, an dem die Situation zu eskalieren droht, denn der Täter arbeitet nicht allein und Alex muss ihr ganzes Können und Geschick aufbieten, um Täter und Komplizen zu stoppen. Es hat mich Mühe gekostet, das Buch - wenn nötig - zur Seite zu legen, denn Alex' Not und Schmerz, Schlaflosigkeit oder hilflose Verzweiflung konnte ich deutlich spüren und hat mich bis zum Schluss nicht losgelassen. Am Ende habe ich das Buch zugeklappt mit dem Gedanken, dass es mehr Menschen geben müsste mit der Willenskraft und dem Mut einer Alex Morse.


Figuren
Mit der Protagonistin Alex Morse hat der Autor eine Figur gewählt, die dem Leser im Verlauf des Romans zielstrebig, sehr Energie geladen und einfallsreich, aber auch hier und da hilflos begegnet. Erlebt der Leser Alex am Krankenbett als zärtlich und liebevoll, lernen wir die Protagonistin sehr schnell auch von einer starken und tatkräftigen Seite kennen. Als ehemalige Geisel-Unterhändlerin ist Alex der Umgang mit und das Verhalten von aggressiven und uneinsichtigen Menschen nicht unbekannt. Diese Tatsache kommt ihr zu Gute, als sie Doktor Shepard überzeugen muss, dass er das nächste Opfer ist. Er begegnet Alex zuerst sehr abweisend, denn der Verdacht, den die Agentin aufstellt, scheint ihm mehr als unglaublich, da er glücklich verheiratet ist. Mit dem Doc haben wir den Charakter des guten Samariters gefunden. Seine zurückhaltende und skeptische Art der Agentin gegenüber wird im Laufe der Ermittlungen durch den Beschützer in Ihm ersetzt. Er versorgt sie ärztlich als es nötig ist und versucht sie zu Pausen zu überreden bei Erschöpfung.

Ein Freund von Alex verstorbenem Vater, Onkel Will, unterstützt Alex ebenso wie John Kaiser. John Kaiser hat als FBI Agent die nötigen Informationsquellen, welche Alex braucht, um den Täter zu stellen. Er zeigt sich ihr gegenüber hilfsbereit, scheint aber sonst der knallharte Agent zu sein. Figuren wie John begegnen uns fast täglich in TV Krimis und in diesem Thriller fügt sie sich meiner Meinung nach sehr gut in das Gesamtgerüst der Figuren ein.
Onkel Will ist genau das was, der Name verspricht: ein netter Onkel, der sich um Alex sorgt und ihr so gut er kann hilft. Er sieht seine Aufgabe darin, Alex von zu großen Schwierigkeiten bei den Ermittlungen um den zuerst harmlos wirkenden Anwalt Tarver zu beschützen.

Den Charakter des Anwalts würde ich als durchtrieben, gierig und menschenverachtend bezeichnen. Kommt er dem Leser zu Anfang wie der Wackeldackel vor, der zu allem nickt was man ihm sagt, zeigt er uns sein wahres Gesicht als er erkennt, dass sein vermeintlicher Geschäftspartner ihn nur benutzt hat. Ein Partner, der den miesen Charakter des Anwalts durch Grausamkeit und gefährliche Intelligenz noch übertrifft und so zu einem wahren Monster wird. Es ist schwer vorstellbar, dass es Menschen gibt, die zu solchen Grausamkeiten fähig sind und doch zeigt uns die Realität mit Berichten in TV und Zeitung immer wieder, dass dies nicht so ist. Als mir der Grund für das Handeln des Anwalts und seines Geschäftspartner klar wurde, machte sich Unverständnis und Hilflosigkeit bei mir breit.


Aufmachung des Buches
Auf weißem Hintergrund erscheint der Titel in leuchtendem grün, was auf mich wirkt, als hätte die Farbrolle beim aufbringen des Schriftzuges nicht genug Farbe aufgetragen. Eine mit grüner Flüssigkeit gefüllte Spritze unterstreicht den Titel des schlichten, aber bedeutungsvollen Covers. Nach 602 Seiten Spannung, unterteilt in 54 übersichtlich nummerierte Kapitel, beendet der Autor den Roman mit einem Epilog und der Danksagung. Auch in diesem Bastei Lübbe Roman finden sich einige Buchvorstellungen auf den letzten Seiten.


Fazit
Leises Gift ist ein Thriller mit einer ordentlichen Portion Spannung, Menschlichkeit und übersichtlichen Schauplätzen. Mir gefällt es, wenn die Protagonisten in einem Thriller auch Schwächen zeigen und dadurch an Persönlichkeit gewinnen. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen.


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