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Die Welt der internationalen Geheimdienste kannte die junge Washingtoner Wissenschaftlerin Sarah Fontaine bislang nur aus dem Kino. Das ändert sich, als sie vom Mord an ihrem Mann Geoffrey in Berlin erfährt und sich auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit macht. Ein Albtraum beginnt, bei dem sie nur einen Verbündeten hat, der zu ihr hält: Nick O`Hara, enger Mitarbeiter des Botschafters in Washington. Gemeinsam verfolgen sie eine heiße Spur nach London, kommen hinter ein bizarres Doppelleben, das Geoffrey geführt hat. Doch bevor sie verstehen, was passiert, sind sie Gejagte in einem mörderischen Spiel, in dem Informationen alles und Menschenleben nichts bedeuten ...


Der_Anruf_kam_nach_Mitternacht 

Originaltitel: Call After Midnight
Autor: Tess Gerritsen
Übersetzer: Roy Gottwald
Verlag: Mira Taschenbuch
Erschienen: 05/2011
ISBN: 978-3-89941-852-1
Seitenzahl: 300 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sarah Fontaine, eine junge Wissenschaftlerin, lebt ein einfaches und unspektakuläres Leben. So unscheinbar wie ihr Labor ist auch ihr Aussehen. Aufregend sieht anders aus. Doch ihren Mann Geoffrey, ein äußerst attraktiver Adonis, scheint das nicht zu stören. Sarah ist daher einfach nur glücklich. Ein Anruf von Nick O`Hara aus dem Außenministerium ändert dies aber schlagartig. Er erklärt der fassungslosen Sarah, dass ihr Mann bei einem Brand in einem Berliner Hotel auf tragische Weise ums Leben gekommen sei - für Sarah der Beginn eines Alptraums. Ihr werden Fragen über Fragen gestellt, auf die sie keine Antworten weiß, und als sie schließlich ein mysteriöser Anruf erreicht, reicht es Sarah endgültig. Sie fliegt nach London, dem Ursprung des Anrufs, und macht sich auf die Suche nach Geoffrey. Eine blutige Hetzjagd nimmt ihren Lauf und Sarahs einziger Verbündeter scheint ausgerechnet der Mann zu sein, dessen Fragen sie nicht beantworten kann: Nick O`Hara.


Stil und Sprache
Ein Thriller ohne besondere Ansprüche, weder an den Leser noch an die Handlung. Der Plot ist denkbar einfach und alles andere als neu, und dem aufmerksamen Leser ist im Grunde von Beginn an klar, dass hier die Dinge ganz anders sind, als zu Beginn dargestellt. Die Handlung plätschert im personalen Erzählstil der dritten Person mal durch Sarah und mal durch Nick O`Hara ohne große Überraschungen vor sich hin. Wirklich spannend und actionreich wird es erst im letzten Drittel des Thrillers - in meinem Augen aber viel zu spät und nicht ausreichend, um hier den Unterhaltungswert noch herumzureißen. Der Thriller bleibt Durchschnitt und ich habe mich des öfteren gefragt, warum am Anfang des Buches so ausdrücklich erwähnt wird, was Sarah beruflich macht und wo sie angestellt ist, wenn dies für die restliche Handlung dann offensichtlich von keinerlei Bedeutung mehr ist.
Wer in dem Thriller den sonst von der Autorin verwendeten direkten und auf den Punkt gebrachten Schreib - und Sprachstil erwartet, der wird hier enttäuscht werden. Tess Gerritsens Tonfall ist in Der Anruf kam nach Mitternacht sehr ruhig, fast schon gedämpft und selbst brutale Szenen werden beinahe gleichgültig beschrieben und erzählt. Das Prickeln, welches mich beim Lesen ihrer anderen Thriller sonst gepackt hat, ist hier nicht mal ansatzweise zu spüren.

Am amüsantesten fand ich in einigen Passagen die niederländischen Sätze. Der deutsche Leser muss hier aber kein Wörterbuch zur Hand nehmen, da Tess Gerritsen deren Bedeutung durch die Handlung bzw. den restlichen Dialog wunderbar übersetzt oder erklärt hat. Einzig die Aussprache dürfte sich für Nichtkenner des Niederländischen etwas kompliziert gestalten. Was mir auch gut gefallen hat: am Ende bleiben keine Fragen mehr offen. Es wird alles mehr oder weniger logisch aufgeklärt.


Figuren
Tess Gerritsen hat ihre Figuren unscheinbar bis blass und ohne größeren Tiefgang zu Papier gebracht. Dies trifft auch auf die Nebenfiguren zu. Der Leser kann locker anhand der Auftritte der einzelnen Figuren ausmachen, welche hier Haupt- und welche Nebenfiguren sind. Mich hat das etwas verwundert, da ich von der Autorin sonst anderes gewohnt bin. Wer in diesem Thriller nach besonderen Merkmalen oder Gegensätzen wie in ihrer Rizzoli & Isles-Reihe sucht, der wird enttäuscht werden. Von Spannungen oder gar Besonderheiten bei den einzelnen Charakteren kann überhaupt keine Rede sein.
Sarah Fontaine ist eine unscheinbare graue Maus, die praktisch in der Welt der Mikrobiologie lebt und darin vollkommen aufgeht. Nick O´Hara ist ein sehr reservierter und trockener Mann, der routiniert arbeitet und keinerlei Leidenschaften zu besitzen scheint, außer der, dass ihm sein Posten schon lange nicht mehr gefällt. Das Zusammenspiel dieser beiden Figuren wirkt eher wie das Auftreten eines alten Ehepaares, das sich im Prinzip nicht mehr wirklich etwas zu sagen hat, aber aus Bequemlichkeit, und weil es das Leben so einfacher macht, den Schein aufrecht erhält.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist auf faszinierende Art und Weise gestaltet und weicht äußerst positiv von den sonstigen mehr oder weniger geschmackvollen Thrillergestaltungen ab. Blau- und Violetttöne sind die vorherrschenden Farben. Über das gesamte Cover sind Zeilen abgedruckt und ein Hochglanzfoto einer Stadt ist zu sehen, was in mir den Eindruck einer Postkartenszene erweckt. Die Poststempel und der Luftpostaufkleber sind an diesem Gesamteindruck auch nicht ganz unschuldig. Auf der Buchrückseite bildet diese optische Gestaltung den Hintergrund für die Inhaltsangabe. Abgerundet wird die Aufmachung durch eine Kurzvita der Autorin.
Was mir überhaupt nicht zusagt - geschweige denn gefällt -, ist der auf dem Cover aufgebrachte orangefarbene Aufkleber. Das stört die Gesamtoptik. Zudem nimmt der Aufkleber beim Ablösen leider einen Teil der Hochglanzprägung mit - das wirkt optisch alles andere als schön.


Fazit
An ihre berühmte Rizzoli & Isles-Reihe reicht dieser Softthriller bei Weitem nicht heran. Der Anruf kam nach Mitternacht ist kein Werk, das einen vom Hocker reißt. Schade, von Tess Gerritsen habe ich hier viel, viel mehr erwartet. 


2 Sterne


Hinweise
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