So mancher würde seine Vergangenheit am liebsten vergessen. Neuropsychiaterin Cyrille Blake täte alles dafür, sich erinnern zu können. Wer ist der traumatisierte junge Mann, der intime Details aus ihrem Leben kennt und behauptet, vor Jahren ihr Patient gewesen zu sein? Ein unberechenbarer Psychopath, der es auf sie abgesehen hat? Oder weiß er wirklich etwas von dem, was aus ihrem Gedächtnis wie ausradiert scheint? Cyrille macht sich an eine verstörende Spurensuche und fördert Dinge aus der Vergangenheit ans Licht, die vielleicht besser für immer im Dunkel begraben geblieben wären …
Originaltitel: Intrusion |
Die Grundidee der Handlung
Die Neuropsychiaterin Cyrille Blake leitet in Paris eine kleine Klinik, die sich mit der Behandlung von traumatischen Erlebnissen und depressiven Verstimmungen beschäftigt. Verheiratet mit einem Wissenschaftler, der für den Nobelpreis nominiert ist, und erfüllt von ihrer Aufgabe, Menschen helfen zu können, führt sie ein glückliches Leben. Doch der angenehme Zustand ändert sich abrupt, als ein neuer Patient in ihrer Klinik erscheint. Der schwer traumatisierte Julien Daumas gibt an, bereits vor zehn Jahren von Cyrille behandelt worden zu sein und möchte nun seine Therapie bei ihr fortsetzen. Cyrille Blake, die sich sicher ist, diesen Mann noch nie gesehen zu haben, ist verwirrt und beginnt Nachforschungen anzustellen. Und tatsächlich. Julien Daumas war einer ihrer Patienten, als sie vor zehn Jahren in der psychiatrischen Abteilung der Klinik Sainte-Felícité tätig war. Doch warum kann sie sich an den schwer kranken Mann nicht erinnern?
„Begraben“ ist das gelungene Debüt der französischen Wissenschaftsjournalistin Elena Sender, das mit einem clever erdachten Plot überzeugt und einen interessanten Blick in die Traumaforschung ermöglicht. Aus der Sicht einer erfolgreichen Ärztin geschildert, wird der Hörer Zeuge eines wissenschaftlichen Skandals, der ungeheuerlich erscheint. Doch bis es soweit ist und die Verantwortlichen am Pranger steht, begleitet er eine Frau, die mit Selbstzweifel, Angst und Enttäuschung kämpfend auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit geht. Eine nervenzerreißende Schilderung, die gleichzeitig fesselt und bewegt.
Darstellung des Hörbuchs
Als Sprecherin für das Hörbuch fungiert Ulrike Grote, die als Besetzung für den, durch Mark und Bein gehenden, Thriller ideal ist. Mit einer angenehmen Lesestimme und gut gesetzten Nuancen gelingt es der bekannten Schauspielerin und Hörbuchsprecherin, den atemberaubenden Thriller mit Leben zu füllen und die oftmals unheimliche Atmosphäre glaubwürdig zu vermitteln. Und während der Hörer gebannt der Handlung lauscht, stellt er sich zunächst immer wieder nur die eine Frage: Hat die junge Psychologin wirklich Probleme mit ihrem Gedächtnis oder steckt etwas ganz anderes hinter den verwirrenden Ereignissen? Eine Ungewissheit, die Ulrike Grote gekonnt bei der Interpretation der jungen Ärztin zum Ausdruck bringt. So passt sie Tonlage, Lautstärke und Tempo ihrer Stimme der jeweiligen Gefühlslage von Cyrille Blake an und lässt den Hörer Hilflosigkeit und Verzweiflung genauso miterleben, wie plötzlich auftretende Angstattacken. Aber auch allen anderen Figuren setzt sie ins rechte Licht und weiß die Zwiespältigkeit von Cyrills Patienten Julien Daumas genauso lebensecht darzustellen, wie die Naivität ihrer als Sprechstundenhilfe arbeitenden Nichte.
Eine fesselnde Lesung, die jederzeit zu überzeugen vermag. So stört es auch nicht, dass keine weiteren Musikeinspielungen oder Hintergrundgeräusche zur Untermalung der Handlung Verwendung fanden.
Aufmachung des Hörbuchs
Das Cover des Hörbuches ziert einen Raben, der in der Mystik einen hohen Symbolcharakter besitzt. So steht er einerseits für Weisheit und Intelligenz, andererseits für das Böse und den Tod. Elemente, die ausreichend im Thriller enthalten sind. Die Rückseite der festen Kunststoffbox nimmt der Klappentext sowie ein Portraitfoto und eine Kurzvita der Sprecherin ein. Inliegend findet der Hörer neben 5 CDs ein zweiseitig bedrucktes Blatt vor, das neben dem Coverbild wichtige Daten zum Hörbuch und ausgewählte Angaben zu Autorin und Sprecherin enthält.
Fazit
Mit "Begraben" ist Elena Sender ein Thriller gelungen, der sich nicht nur einer überaus fesselnden Handlung bedient, sondern auch mit interessanten Fakten aus der Hirnforschung aufwartet. Ein Hörbuch für das man Zeit einplanen sollte. Denn ist es erst einmal begonnen, kommt der Hörer schwer aus seinem Sog wieder heraus.
Hinweise
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