Smaller Default Larger

Roschar ist eine sturmumtoste Welt. Jahrtausendelang wurde Roschar von den Herolden und ihren Strahlenden Rittern regiert, übermenschlichen Kriegern, deren magische Splitterklingen jedes Leben auslöschen konnten. Doch die Herolde sind verschwunden, und nun droht Roschar zu zerfallen.

In dieser Zeit des Untergangs begeben sich vier ganz unterschiedliche Menschen auf die Suche nach neuer Hoffnung. Dalinar, der Bruder des ermordeten Königs von Alethkar und ein alternder Krieger in einem der mächtigsten Reiche von Roschar, wird von verstörenden Visionen aus längst vergessenen Zeiten heimgesucht. Kaladin, ein junger Sklave, muss sein Schicksal in den Kämpfen und Stürmen des Heeres von Alethkar finden. Schallan ist eine junge Adelige, deren Herz sich nach unerforschten Geheimnissen sehnt, deren Familie ihr jedoch einen so frevelhaften wie gefährlichen Auftrag gegeben hat. Und schließlich Szeth, ein mysteriöser Assassine, der nicht nur den König von Altethkar ermordet hat, sondern der für noch dunklere Taten ausersehen wurde. Alle vier erkennen nach und nach, dass die Zukunft Roschars in den Händen derer liegt, die das Geheimnis der Splitterklingen ergründen können …


Der_Weg_der_Koenige 

Originaltitel: The Way of Kings: Book One of The Stormlight Archive (Part 1)
Autor: Brandon Sanderson
Übersetzer: Michael Siefener
Verlag: Heyne
Erschienen: April 2011
ISBN: 978-3-453-26717-6
Seitenzahl: 896 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung

Brandon Sanderson erzählt seine Geschichte aus dem Blickwinkel von insgesamt drei Personen. Diese werden ergänzt durch Rückblicke und zusätzliche Einschübe, welche die Geschichte aus dem Blickwinkel anderer Personen ergänzen. 

Kaladin ist der Sohn eines Chirurgen, der von klein auf alles von seinem Vater beigebracht bekommt. Doch Kaladin träumt davon als ehrenhafter Soldat für den König zu kämpfen, anstatt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. So kommt es, dass er schließlich in der Armee landet, wo er zunächst eine ganz ordentliche Karriere macht. Doch dann versinkt sein ganzes Leben im Chaos ...
Dalinar ist der Bruder des ermordeten Königs Elhokar. Ein Splitterträger, dessen Mut und Kampfgeschick geradezu legendär sind. Er wird von seltsamen Visionen heimgesucht, in denen er längst vergangene Ereignisse sieht. Sie machen ihn schwach und angreifbar, denn viele seiner Gegenspieler lassen verbreiten, er würde verrückt werden.
Schallan, die dritte im Bunde, ist eine junge Frau von adliger Herkunft, deren Vater kürzlich verstorben ist. Das einzige, was er hinterließ, waren Schulden und Verpflichtungen, so dass seinem Haus die Auslöschung durch ein anderes Haus droht. Um ihre Familie zu retten, schmiedet Schallan einen überaus gewagten Plan.

„Der Weg der Könige“, der erste Band der „Sturmlicht Chroniken“, ist ein neuer Vertreter der „Epic-Heroic Fantasy“, wobei auch deutliche stilistische Anteile an „High-Fantasy“ Elementen enthalten sind. Wie bei allen „modernen“ Vertretern dieser Gattung stehen kriegerische Handlungen, sowie höfisches Intrigenspiel und die Gier nach Macht im Mittelpunkt der Geschehnisse. Es gibt also keine „Quest“ wie bei klassischen Werken der Phantastik, und auch eine Heldengruppe oder Party, wie die Rollenspieler es nennen würden, ist nicht vorhanden.
 

Stil und Sprache
Gewalt und Kampfhandlungen sind die hauptsächlichen Stilmittel, mit denen Sanderson seinem Plot mehr Tempo verleiht. Wobei man an dieser Stelle ganz klar erwähnen solllte, dass Sanderson ein Autor ist, dessen Kampfszenen geradezu genial geschrieben sind. Packend und extrem dicht schildert er Gefechte, die einen zum Weiterlesen zwingen. Ansonsten verfolgt man zwar mit großem Interesse das Schicksal der einzelnen Protagonisten, es baut sich bisher aber kaum ein Spannungsbogen auf. Dazu hat er aber auch noch reichlich Zeit, denn die Sturmwind-Chroniken sind auf insgesamt zehn Bände angelegt. Für das gesamte Buch wählt er die Erzählform des passiven Erzählers, also die gängigste aller Erzählarten. Die Sprache ist weitgehend an das Szenario angepasst, ab und an schleichen sich aber Worte ein, die viel zu modern sind. Chirurgen haben in einem eher mittelalterlichen Szenario nichts verloren - Bader, Heiler oder Medikus, wäre hier eine deutlich stimmigere Wortwahl gewesen.

Die mit Abstand größte Faszination übt sein Weltenentwurf aus. Sanderson ist es gelungen, ein völlig neues Universum zu erschaffen. Dabei hat er nicht einfach Bekanntes modifiziert oder ihm einfach einen anderen Namen gegeben, nein, alles ist völlig ungewohnt. Auch hat er an sämtliche Einzelheiten gedacht. Faszinierende Rassen und Lebewesen, Flora und Fauna, Wind und Wetter, ein sehr einfallsreiches Zahlungssystem, ein Magiesystem, das nicht einfach an den Haaren herbeigezogen wirkt, eine ungewöhnliche Religion… einfach jedes noch so kleine Detail wurde berücksichtigt. Vor allem die Pflanzenwelt ist ungemein reizvoll. Selbst das Getreide wächst in einer Pflanze heran, die den widrigen Wetterverhältnissen angepasst ist. Alle Pflanzen sind hochgradig anpassungsfähig und nichts wirkt vertraut, phasenweise wirkt es fast schon surreal. So sind die „Sprengsel“ eine höchst ungewöhnliche Daseinsform, die eine besondere Erwähnung verdient hat. Wut, Angst, Schmerz, Ruhm, Glück, Wind, Wasser und vieles mehr… alles diese Emotionen und Dinge können sich in Form einer schemenhaften Wesenheit, den Sprengseln, manifestieren.
Das gesamte Ökosystem von Roschar ist vollkommen schlüssig und eröffnet eine Vielzahl an Möglichkeiten. So umfassend und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, war bisher kein Weltenentwurf. Besonders gelungen ist Sanderson dabei die Art und Weise, wie er den Leser/die Leserin Schritt um Schritt in diese Schöpfung einführt. Zunächst streut er nur den Namen einer Sache ganz beiläufig in die Erzählung ein, so als wäre es ganz normal - was es in dieser Welt ja auch ist. An anderer Stelle vertieft er die Komplexität seines Ökosystems, indem er eine Person damit interagieren lässt und dabei auf Besonderheiten eingeht. Dies gelingt ihm so beiläufig und überzeugend, dass alles ausgesprochen glaubhaft und natürlich rüberkommt. Der Autor nimmt sich dafür auch alle Zeit, die nötig ist, um es perfekt zu machen. Lästige Fußnoten, die es erübrigen, etwas sorgsam in den Handlungsverlauf einzubetten, gibt es bei Sanderson nicht. Genauso wenig wie er irgendeine Sache mal schnell, ganz nebenbei, abhandelt. Es ist ein ungeheuer komplexes und vielschichtiges Buch, das allerdings auch nicht ganz einfach zu lesen ist.

Figuren
Besonders beachtenswert in dieser Geschichte sind die ungeheuer realistisch gezeichneten Charaktere. Allerdings fällt auf, dass man auf irritierende Weise seltsam distanziert von diesen Figuren bleibt. Man ist nicht so richtig in der Lage mit ihnen mitzufiebern, baut keine persönliche Bindung zu ihnen auf. Sandersons Figuren sind zu einseitig fixiert. Sie verstehen es nicht sich zu amüsieren, die positiven Dinge im Leben zu genießen. Die Charaktere in „Der Weg der Könige“ sind zwar sehr facettenreich, jedoch fehlen ihnen bislang entscheidende menschliche Eigenschaften, welche die Figuren einprägsam und liebenswert machen. Die ruhigen und heiteren Töne kommen entschieden zu kurz. Keine Kneipenszenen, keine Bezeugungen von Zuneigungen, wenig Humorvolles, über das man mal herzhaft lachen kann - das sind die Defizite dieses Buchs. Allerdings fällt dies erst bei äußerst kritischer Betrachtung auf.

Kaladin ist der einzige Lichtblick. Er ist ein Mensch, der sehr gebildet ist, der aber durch falsche Entscheidungen und unglückliche Begebenheiten ganz unten landet. Sein Leben ist ein einziger Scherbenhaufen, er besitzt keinerlei Lebensmut mehr. Doch dann, kurz bevor er seinem Leben ein Ende setzt, fasst er wieder Hoffnung. Obwohl er jeden Tag damit rechnen muss, in der Schlacht von Pfeilen getötet zu werden, beginnt er sich für seine Kameraden einzusetzen und versucht ihr Leben zu bewahren. Tapfer beginnt er einen Kampf auszufechten, ohne jede Aussicht auf Erfolg. Eine sehr symbolträchtige Figur, die ungeheuer viel Hoffnung vermittelt. 

Schallan wurden bisher zu wenige Kapitel gewidmet, um eine Aussage machen zu können, wie sie sich entwickeln wird. Der Leser/die Leserin lernt sie kaum kennen und auch was sie selbst eigentlich möchte erschließt sich noch nicht. Dalinar, der dritte im Bunde, hat da schon deutlich mehr zu bieten. Er ist einer der mächtigsten Männer im Reiche Roschar. Sein Mut, seine Tapferkeit und sein Kampfgeschick sind legendär, doch er wird von seltsamen Visionen heimgesucht, was seine Feinde gnadenlos ausnutzen, um ihn als alten Irren darzustellen, dem man nicht mehr trauen kann. Dalinar, der sich in jungen Jahren blind in jede Schlacht stürzte, ist zu einem weisen Mann geworden, der sein ehemaliges Verhalten bitter bereut. Er ist jedoch von höfischen Zwängen und Intrigen in seinem Handeln beschränkt. 

Schmerzlich vermisse ich bislang einen Erzählstrang aus dem Blickwinkel der Antagonisten. Die „Parschendi“ sind die Feinde, gegen die Krieg geführt wird, weil sie vermeintlich den letzten König ermordet haben. Einblick in ihre Sichtweise der Dinge wird jedoch nicht gewährt.
 

Aufmachung des Buches
Das Buch kommt in einer sehr opulent gestalteten Hardcoverausgabe daher, die zudem über ein ausgesprochen schönes Covermotiv verfügt. Auf den Vorsatzpapieren befinden sich farbige Karten und Motive. Im Innern gibt es weiteres Kartenmaterial und Illustrationen in monochromem Druck. Der Beginn eines jeden Kapitels ist mit einem Schmuckbogen ausgestaltet und man höre und staune, das Motiv ist jedes mal etwas verändert.

Der Heyne Verlag hat sich dazu entschlossen, die deutsche Fassung des Buches in zwei Teile zu splitten. Das vorliegende Buch ist mit seinen 896 Seiten ein richtig umfangreicher und extrem unhandlicher Wälzer geworden. Beim Vergleich von Büchern mit ähnlichem Seitenumfang stellt man fest, das diese durchschnittlich 1-2 cm dünner sind. Des weiteren war man darauf bedacht möglichst viele Seiten zu füllen, indem man einen Satzspiegel gewählt hat, der an allen Seiten breite Ränder hat. Auch die Schriftgröße müsste längst nicht so groß ausfallen. Hier hätte man sicherlich 200-300 Seiten einsparen können. 

Eine weitere Sache verstärkt den Unmut noch zusätzlich. Der deutsche Text wurde nur sehr unzureichend Korrektur gelesen. Immer wieder stolpert man über Textstellen die keinen Sinn ergeben. Hier zwei Beispiele:
"Dann sie trug ihre Umhängetasche, indem sie diese […]" (Seite 94)
"Die Armee überquerte sie erst, und danach trugen sie sie Brücke weiter." (Seite 158)
Leider kommen diese Fehler recht häufig vor, was das Lesevergnügen deutlich schmälert. Etwas mehr Sorgfalt wäre wünschenswert gewesen.
 

Fazit
„Der Weg der Könige“ ist für jeden, der epische Fantasy mag, eine absolute Pflichtlektüre. Die Welt von Roschar ist übervoll mit facettenreichen Lebensformen und man darf sehr gespannt sein, was in dieser wundervollen Welt noch alles geschehen wird. Leider ist es auch eine sehr kriegerische Welt, in der den schönen Dingen nur wenig Aufmerksamkeit gezollt wird. Gerade in Geschichten, die realistisch wirken möchten, sollte man auch für die alltäglichen Freuden und das Schöne im Leben einen Platz haben. Denn diese existieren auch in einer bizarren, lebensfeindlichen Welt wie Roschar.


alt


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo