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Alex Cross ermittelt wieder: In Washington treibt ein perverser Frauenmörder sein Unwesen. Seine diplomatische Immunität und das nach außen intakte Familienleben schützen den britischen Botschaftsangestellten und früheren Geheimagenten Geoffrey Shafer, für den das Leben nachts zum mörderischen Spiel wird. Shafer genießt das Töten, und er will sich sein Spiel von niemandem verderben lassen. Doch dann merkt er, dass er einen würdigen Gegenspieler gefunden hat ...

 

  Autor: James Patterson
Verlag: Lübbe
Erschienen: 29.07.2003
ISBN: 978-3-404-14942-1
Seitenzahl: 399 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Es tauchen immer wieder Leichen von Frauen auf, sogenannten „Jane Namenlos“. Da keine Papiere zu finden sind, es sich zumeist um Prostituierte handelt, die niemand vermisst, werden diese Leichen so genannt. Und niemand kümmert sich darum. In diesem Viertel der Stadt sind Leichen nicht so „interessant“ wie anderswo, denn – wie Alex‘ Chef meint -, der Schmutz beseitigt sich dort selbst. Alex Cross kann dies jedoch nicht hinnehmen, ebenso wie einige seiner Kollegen. Aus diesem Grund ermitteln sie in ihrer Freizeit, versuchen den Mörder dieser Frauen zu finden. Das bleibt nicht ohne Folgen und so kommt, was kommen muss: Alex kommt dem Serienmörder gefährlich nahe, dieser sieht einen wunderbaren Gegenspieler in dem Polizisten und zieht ihn und seine Familie mit hinein in sein perverses Spiel…


Stil und Sprache
Dieses Buch ist stilistisch allen vorangegangenen James Patterson-Büchern angelehnt: Der Prolog aus Sicht des Mörders Geoffrey Shafer zieht den Leser sofort in die Geschichte hinein, die durchschnittliche Kapitellänge von ca. drei Seiten trägt zum hohen Tempo des Geschehens bei und der abschließende Epilog bietet hervorragende Möglichkeiten für weitere Fortsetzungen – auch wenn das Ende nicht unbedingt überraschend ist. Ebenso typisch ist die Wahl der Perspektive: Kapitel aus Sicht von Alex Cross werden von einem personalen Erzähler in Ich-Form wiedergegeben, sodass der Leser einen wunderbaren Einblick in die Gedanken und Gefühle des Protagonisten bekommt und die Ermittlungen anhand dessen hervorragend mit verfolgen kann. Alle anderen Kapitel werden ebenfalls von einem personalen Erzähler wiedergegeben, allerdings in der dritten Person, was ein wenig mehr Distanz schafft.
Die Handlung von „Wer hat Angst vorm Schattenmann“ schließt unmittelbar an das vorangegangene Buch an; es spielt nur eine Woche später. Kurze Rückblenden rufen wichtige Details aus den vorangegangenen Büchern ins Gedächtnis und sind so geschickt in den Text eingearbeitet, dass sie die Handlung nicht großartig unterbrechen. Zudem ermöglichen diese Rückblenden es, auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Bücher mit Alex Cross Zugang zu diesem Roman zu bekommen, ohne dass das Gefühl aufkommt, etwas Wichtiges verpasst zu haben.

Auch wenn natürlich in erster Linie die Aufklärung des Falles in diesem Roman behandelt wird, kommt auch Alex‘ Privatleben nicht zu kurz. Er hat eine Familie, die er liebt und für die er alles tun würde. Doch seine Arbeit macht das Familienleben manchmal schwer und bringt geliebte Menschen durchaus auch in Gefahr. So auch in diesem Roman. Dadurch gibt es eine interessante und spannende Verwicklung von Privatleben und Polizeiarbeit, die die Spannung hoch hält. Der schlichte Sprachstil passt hierzu hervorragend, ebenso wie die teilweise grobe, ehrliche Sprache.
Übrigens tut es der Spannung keinen Abbruch, dass der Leser von Anfang an weiß, wer der gesuchte Serienmörder ist. Im Gegenteil: Es ist spannend zu beobachten, wie Cross nach und nach dem Mörder auf die Schliche kommt und wie sich dieser umgekehrt geschickt versucht, aus der Schlinge zu ziehen.

Neben der guten Darstellung gewalttätiger Szenen, versteht Patterson es auch, erotische Szenen darzustellen. Die Sexszene in diesem Buch ist sinnlich beschrieben, ohne zu detailliert oder gar „ausfallend“ zu werden. Dabei beschränkt sich der Autor mehr auf Andeutungen und überlässt den Rest der Fantasie des Lesers.

Etwas Negatives muss ich allerdings auch anmerken: es ist nicht immer leicht, der Geschichte zu folgen. Datumsangaben wären daher nicht schlecht gewesen, denn es ist manchmal überraschend oder gar verwirrend, wenn plötzlich im Text steht, dass eine Begebenheit wie Christines Verschwinden schon fast ein Jahr her ist, es einem vom Geschehen her jedoch so vorkommt, als wären erst wenige Wochen vergangen.


Figuren
Wer Alex Cross aus den vorangegangenen Bücher kennt, hat ihn – und seine Familie - auch schon längst ins Herz geschlossen. Alle anderen bekommen in diesem Buch einen wunderbaren Einblick in sein Leben, sodass man ihn schnell lieb gewinnt und gemeinsam mit ihm lacht und leidet. Es ist ein leichtes, sich in diese wunderbar ausgearbeitete Figur hineinzuversetzen, gemeinsam mit ihm die Ermittlungen durchzuführen. Dabei ist er keineswegs unfehlbar, er ist menschlich. Er hat seine Macken, setzt möglicherweise manchmal seine Prioritäten falsch, doch kann er dies immer überzeugend begründen. Wenn ihm etwas wichtig ist, tut er es auch, und nichts kann ihn davon abbringen. Er ist ein hervorragender und engagierter Polizist – genau wie sein bester Freund und Kollege Sampson. Alex Cross wirkt teilweise wie der einsame Ritter, der für Gerechtigkeit sorgen will und so arbeitet er auch des Öfteren in seiner Freizeit an Fällen, trifft sich dafür mit einigen wenigen ebenso engagierten Kollegen.

Der Antagonist, Geoffrey Shafer, ist nicht minder gut ausgearbeitet und man ist der festen Überzeugung, dass es so einen Menschen tatsächlich geben könnte. Er ist nicht einfach nur der Böse, er hat auch seine guten Seiten – zumindest nach außen hin. Er ist dreidimensional gezeichnet, hat Ecken und Kanten und eine gut ausgearbeitete Vergangenheit, die ihn greifbar macht.

Auch Nebenfiguren sind liebevoll dargestellt und bleiben dadurch im Gedächtnis. Sie sind nicht einfach nur graue Statisten, die schnell von der Bildfläche verschwinden. So sind Alex Kinder Jannie und Damon absolut liebenswürdig, wobei gerade die siebenjährige Jannie ihrem Alter voraus zu sein scheint. Dieser Eindruck entsteht durch ihre frechen und gewitzten Antworten, wobei sie den Nagel auf den Kopf trifft. Nana Mama ist die Seele der Corss-Familie; unendlich liebenswert, robust, aber auch frech und ehrlich. Ihre 70 bis 80 Jahre (das genaue Alter verrät sie nicht), merkt man ihr – wenn überhaupt – nur selten an.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches ist schlicht gestaltet und passt doch hervorragend zum Inhalt, denn Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die aus Fantasy-Rollenspielen bekannten zwanzigseitigen Würfel, die hier in hochglänzend auf jeder Seite des Covers zu finden sind.

Das Buch ist in fünf Teile untergliedert, die alle einen Titel haben und wiederum in kurze, nummerierte Kapitel unterteilt sind.

Der englische Originaltitel lautet „Pop goes the weasel“, auch wenn in der deutschen Ausgabe versehentlich „Pop goes the weastle“ geschrieben wurde. Eine wortwörtliche Übersetzung dieses Titels ist wohl nicht möglich; dieser Satz stammt aus einem Lied, das folgendermaßen lautet:
Half a pound of tuppenny rice,
Half a pound of treacle.
That’s the way the money goes,
Pop! goes the weasel.

Dabei dürfte „weasel“ eine Anspielung auf den Antagonisten des Buches sein, den Alex Cross und „seine“ Männer „Wiesel“ nennen. Insofern passt der Titel deutlich besser, als der Deutsche, denn von einem „Schattenmann“ ist nicht einmal die Rede.


Fazit
Dieses Buch ist für jeden, der eine rasante Handlung und viel Spannung mag, absolut zu empfehlen. Alex Cross-Fans werden dieses Buch eh zur Hand nehmen, allen anderen sei gesagt: Fangt endlich an, diese Bücher rund um den Serienhelden Alex Cross zu lesen. Es lohnt sich absolut!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Morgen Kinder wird's was geben
Band 2: Denn  zum Küssen sind sie da
Band 3: Sonne, Mord und Sterne
Band 4: Wenn die Mäuse Katzen jagen

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