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Amoklauf am Bahnhof Basel SBB. Mit einem Samuraischwert wird ein Mann getötet. Der Täter verschanzt sich mit einer Geisel, einem jungen Mädchen, im Bahnhofsbistro. Kommissar Baumer ist sofort am Tatort und versucht, die gefährliche Situation zu deeskalieren. Zwar kann der Amoklauf gestoppt werden, aber es gibt einen weiteren Toten. Baumer glaubt nicht an einen willkürlichen Gewaltausbruch mit zufälligen Opfern. Gegen alle Widerstände macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Bistromorden. Hilfe bekommt er von Wachtmeister Heinzmann, Gerichtmediziner Reggazoni und Zeitungsreporter Danner - ein außergewöhnliches Team.

 

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Autor: Roger Aeschbacher
Verlag: Polibris Verlag
Erschienen: April 2010
ISBN: 978-3935263716
Seitenzahl: 232 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Es gibt eine Geiselnahme im Bistro "Il Cafe" und obwohl Andi Baumer versucht, die Situation zu retten, muss ein junger Mann sterben. Der Fall scheint eindeutig, doch daran glaubt der Kommissar nicht. Gelassen und entgegen den Anweisungen seines Chefs geht er der Sache nach und entdeckt Dinge, die er nicht entdecken sollte. Zusammen mit seinem Freund, dem Wachtmeister Heinzmann, dem Reporter Danner und Gerichtsmediziner Reggazoni werden die vier Männer zu einem höchst ungewöhnlichen Team.

Die Idee des Autors, einen Kommissar in und um Basel ermitteln zu lassen, finde ich perfekt umgesetzt. Mit seiner detaillierten Beschreibung der Umgebung und einzelner Schauplätze erhält der Leser ein anschauliches Bild von Basel. Der tägliche Weg von der Wohnung des Andi Baumer zum Kommissariat war mir zum Ende des Buches so vertraut, als wäre ich ihn selbst gegangen. Für mich der Beweis einer gelungenen Darstellung.


Stil und Sprache
Der in der Gegenwart spielende Krimi tut sich zu Anfang etwas schwer, dem Leser Spannung zu vermitteln. Nachdem der Autor uns im ersten Kapitel  den Protagonisten Andi Baumer mit seinen Macken und Gewohnheiten näher gebracht hat, bekommen wir in lockerem Schreibstil einen Krimi zu lesen, der mit seiner Art von Spannung so ganz anders ist als die Krimis, die ich bisher gelesen habe. Ich hatte keine Gänsehaut oder andere Anzeichen von mörderischer Spannung, sondern einfach ein angenehmes Kribbeln im Bauch vor Aufregung und Spannung, wie es denn weiter geht.

Andi Baumer erinnert mich mit seiner ruhigen Art an einen bekannten TV Kommissar, der auch mit kleinen Hinweisen, anscheinend nebensächlichen Fragen und Details das große Puzzle zusammensetzt und so zum Ziel kommt. Nach zwei Dritteln des Buches glaubte ich, den Fall gelöst zu haben, aber weit gefehlt. Das ungewöhnliche Team läuft zu Hochform auf und der Leser ist gefangen in einem Netz aus Fragen und Hinweisen, Informationen zu Personen im Täterumfeld und Verdächtigen.

Jedes der Teammitglieder um den Kommissar ermittelt auf seine Weise. Andi Baumer hat das Gespür, die richtigen Fragen zu stellen und hört auch die nicht ausgesprochenen Worte der Befragten. Als Wachtmeister ist Heinzmann mit seinem über die Jahre geschulten Blick fürs Detail der ideale Beobachter und begleitet den Kommissar oft zu den Befragungen. Der Gerichtsmediziner  Regazzoni  hat die Möglichkeit an interne Informationen zu kommen, die von Baumers Chef zurückgehalten werden. Die guten Beziehungen des Zeitungsreporters Danner zu Politikern, Prominenz und die Unterwelt, ermöglichen eine weitere Informationsquelle für die Ermittlungen des Kommissars. Der Treffpunkt des Teams ist so komisch, das ich mir als Leser ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

Natürlich begegnen uns auch einige typisch Schweizer Ausdrücke, zum Beispiel „Quartier“ (was sich mit "Stadtteil" übersetzen lässt - Seite 19), die sich dem Leser aber schnell von selbst erklären. Jede der Ein-Wort-Überschriften innerhalb der Kapitel: z.B. Zigeuner / Vielleicht / Schien (Seite 68-69) gibt kurz Aufschluss auf den Inhalt der folgenden Passage. Mich hat das zu Anfang ein wenig irritiert, wobei mir nicht ganz klar ist, ob der Autor dem Leser damit etwas Besonderes mitteilen möchte oder es einfach nur zum Schreibstil gehört.


Figuren
In diesem Krimi finden sich sehr unterschiedliche Charaktere. Der Protagonist Andi Baumer ist ein wortkarger und in sich gekehrter Mensch, der ruhig und besonnen seinen Job macht. Täglich begegnet ihm auf dem Weg zum "Il Cafe", wo er das Frühstück einnimmt, sein autistischer Nachbar, der nur zwei Worte spricht “Kommt Schnee“. Der Leser erfährt von Baumers gescheiterter Liebe und seinem Problem zu großer Füße, was ihm schon so manchen Spott eingebracht hat.

Dem Kommissar zur Seite stehen sein Kumpel Heinzmann, das passende Gegenstück zu Baumers Charakter – offen und direkt, außerdem der Gerichtsmediziner Reggazoni und der Zeitungsreporter Danner. Der Gerichtsmediziner ist ein mürrischer Kerl, der schnell beleidigt ist, wogegen der Zeitungsreporter Danner eher als Draufgänger daher kommt. Andi Baumers Chef ist ein unangenehmer Mensch, der es versteht die Menschen zu manipulieren oder mit seiner Autorität zu erdrücken.

Aber neben den ganzen Ermittlungen erlebt der Leser auch den Menschen Andi Baumer. Alle Figuren im Roman sind lebhaft und sehr real dargestellt, so dass der Leser schnell die Vorzüge oder Macken der einzelnen erkennt. Hier hat der Autor bei der Zusammensetzung der verschiedenen Figuren ein gutes Gespür bewiesen. Es ist ein feines Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere entstanden, das dem Leser das Gefühl vermittelt, mittendrin zu sein.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild von „Kommt Schnee“ erweckt den Eindruck, den Blick durch eine Fensterscheibe auf die Stadt am anderen Flussufer zu haben.  Ein Bild der Künstlerin Elisabeth Schiess zeigt uns einen Ausschnitt von Basel mit Blick auf die Martinskirche über den Rhein hinweg. Das Größenformat weicht ein wenig vom normalen Taschenbuchmaß in der Höhe ab und wirkt so eher wie eine gebundene Ausgabe. "Kommt Schnee" ist Roger Aeschbachers erster Basel-Krimi, der in 13 nummerierte Kapitel eingeteilt ist, welche nochmals in kleine Kapitel ohne Überschrift unterteilt sind. Freuen würde ich mich, wenn es im nächsten Buch eine Karte von Basel und eine Übersetzung der Schweizer Ausdrücke geben würde, denn die hat mir gefehlt.


Fazit
Ich habe diesen leichten Krimi genossen, den Kommissar mit den großen Füßen und seinen Macken und freue mich schon auf den nächsten Roman ("Schweizer Ware"). Empfehlen kann ich diesen Krimi all den Lesern, die es leicht und unterhaltsam mögen. Freunden von Blutlachen, wilden Schießereien und Verfolgungsjagden rate ich an dieser Stelle ab. Lassen Sie sich entführen in die Welt des Andi Baumer und kommen sie nach Basel auf einen Espresso ins "Il Cafe".


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