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Hallo Herr Rothfuss. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben.
Sie sind in Wisconsin aufgewachsen – was wohl Ihr Glück und das der Fans Ihrer „Kingkiller Chronicles“ ist. Die langen Winter und der fehlende Kabel-Fernseher sorgten dafür, dass Sie Ihre Liebe zum gedruckten Wort fanden. Doch nicht jeder, der gerne liest, möchte auch schreiben. Wie sind Sie vom Leser zum Schreiber geworden?

Am Anfang dachte ich wahrscheinlich überhaupt nicht daran, ein Schriftsteller zu werden. Ich dachte wohl eher, dass es cool wäre, ein Buch geschrieben zu haben. Es ist so, wie wenn ein Kind daran denkt, ein Rockstar zu werden. Sie denken daran auf der Bühne zu stehen und alle ihre Fans kreischen. Sie denken nicht daran, jahrelang ein Instrument lernen zu müssen, eine Band zusammenzustellen, zu üben.

Eine Sache, die mich vermutlich dazu brachte, wirklich über das Erschaffen von eigenen Geschichten nachzudenken, waren unter anderem Spiele wie “Dungeons and Dragons”. Solche Spiele animieren einen dazu, eine eigene Figur zu erschaffen, eine Welt zu erschaffen. Dies sind die Bausteine von Geschichten.


An dem ersten Band der „Kingkiller Chronicles“, „Der Name des Windes“, haben Sie alles in allem 14 Jahre gearbeitet. Sieben Jahre hat der Entwurf in Anspruch genommen, sieben Jahre die Überarbeitung, die Agenten- und Verlagssuche. Das ist eine sehr lange Zeit. Haben Sie manchmal daran gezweifelt, Ihr Buch jemals gedruckt zu sehen?

Sie müssen es umdrehen. Die Frage müsste lauten “Haben Sie jemals daran gedacht, dass es überhaupt veröffentlicht würde?” und die Antwort darauf ist einfach: Nein. Das habe ich nicht.

Natürlich hoffte ich, es würde. Aber ich wusste, die Chancen standen schlecht. Ich bin ein praktischer Mensch. Ich wusste, dass ich nichts Besonderes bin und keine speziellen Kontakte habe. Das bedeutet, ich wusste, es bestand statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit, dass mein Buch niemals gedruckt würde.


Im März 2007 wurde der Roman schließlich veröffentlicht. Was war das für ein Gefühl, das Buch endlich gedruckt in den Händen zu halten?

[Hierauf weiß ich keine gute Antwort. Entschuldigung.]


Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Trilogie gekommen?

[Hier das gleiche. Es ist eine viel zu umfangreiche Frage für mich, als dass ich sie in wenigen Sätzen beantworten könnte. Entschuldigung.]


Die Hintergrundgeschichte dieser Trilogie ist sehr umfangreich, die Schauplätze und Figuren sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet. Wie gehen Sie bei der Planung vor? Haben Sie sich Charakterskizzen angelegt und Karten gezeichnet, um selbst den Überblick zu behalten?

Ich lege keine Charakterskizzen an, aber ich entwerfe Karten. Ich bin kein talentierter Künstler, daher benutze ich für den größten Teil ein Computerprogramm. Diejenigen, die ich per Hand gezeichnet habe, sind sehr simpel. Meine Zeichnungen sehen aus wie von einem Kind.


Sie haben in Ihrem Fantasy-Roman auf Wesen wie Elfen, Orks und Drachen verzichtet. War dies eher Zufall oder beabsichtigt? Wollten Sie aus der großen Masse der Fantasy-Autoren herausstechen?

Es war auf jeden Fall Absicht. So viele Fantasy-Bücher, die ich gelesen habe, schienen gleich zu sein. Elfen, Zwerge, Orks und Kobolde. Magische Schwerter. Ich wollte etwas anderes schreiben.


Im April 2009 soll der zweite Band, „The Wise Man's Fear“, erscheinen. Können Sie uns schon ein wenig über diesen Teil verraten?

„Wise man’s fear“ erscheint nicht im April. Ich weiß nicht, warum alle das glauben. Ich arbeite derzeit noch daran, um sicherzugehen, dass ich mein Bestes gegeben habe.

Ich kann Ihnen verraten, dass Kvothe im nächsten Buch ein bisschen erwachsen wird. Letztendlich geht er raus und erkundet ein wenig die große weite Welt.


Schreiben Sie bereits am dritten Band oder existiert dieser bisher nur in Ihrem Kopf?

Viel davon ist bereits fertig. Aber es ist noch viel Arbeit, bis es endgültig fertig ist. Es sind viele Dinge nötig, bevor ein Buch wirklich gut ist. Es ist wie Kuchen backen ohne Rezept. Wenn du alles bis auf eine Sache richtig machst, ist der Kuchen dennoch ruiniert.


Haben Sie schon Pläne für die Zeit, wenn die „Kingkiller Chronicles“ abgeschlossen sind?

Einige. Ich glaube ich würde gerne Urban Fantasy ausprobieren. Oder vielleicht ein modernes Märchen. Ich habe ebenso ein finsteres, sonderbares Kinderbuch, das beinahe fertig ist. Dieses soll später in diesem Jahr in den US erscheinen.


Haben Sie bestimmte Rituale, die Sie beim Schreiben einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Ich pflege nachts zu schreiben, aber ich muss es nicht. Ich bin größtenteils einfach ein Nachtschwärmer. Ich mag Kaffee oder auch starken Tee, um mein Gehirn anzukurbeln.

Eine Sache die ich brauche, um gute Arbeit zu leisten, ist eine bestimmte Tastatur. Es ist eine ältere Tastatur, die IBM hergestellt hat. Die Tasten klicken wenn man schreibt und wenn man sie runter drückt machen sie ein kleines „ping“, dass man bis in die Fingerspitze spürt. Andere nichtklickende Tatstaturen zu benutzen fällt mir schwer. Diese fühlen sich an, als würde ich versuchen mit einer Schüssel Haferflocken zu schreiben.


Was machen Sie, wenn Sie nicht schreiben? Wie kann man sich einen Tag in Ihrem Leben vorstellen?

Heh. Mein durchschnittlicher Tag ist nicht sehr aufregend. Ich maile viel. Ich bleibe mit meinen Fans und Verlagen in Kontakt, Ich hänge bei „Facebook“ rum (Anmerkung der Redaktion: Facebook ist das englische Pendant zu „StudiVZ“), spiele Computerspiele, gehe mit meiner Freundin Essen und schaue Filme. Gewöhnlicher Kram.


Sie haben bereits einige Auszeichnungen, wie zum Beispiel den „Quill Book Award“ in der Kategorie Science Fiction, Fantasy und Horror erhalten. Was bedeutet Ihnen das?

Meine Lieblingsauszeichnungen bisher sind die, die ich von ALA (American Library Association) bekommen habe. So viele Auszeichnungen werden aus seltsamen Anlässen verliehen. Aber Bibliothekare sind anders. Alles, was sie interessiert, ist, Menschen gute Bücher an die Hand zu geben, die es lieben werden, diese zu lesen. Ich liebe Bibliothekare.


Sie würden gerne einmal Kreatives Schreiben unterrichten. Was fasziniert Sie daran?

Alles. Ich denke die ganze Zeit über Geschichten nach. Warum sie funktionieren. Was Figuren interessant macht. Spannung, Handlung, Tempo, der Gebrauch der Sprache. Das alles fasziniert mich. Ich mag es zu glauben, dass ich in den letzten zwanzig Jahren etwas herausgefunden habe. Es wäre schön, diese Gedanken mit Menschen zu teilen, die ebenfalls gerne über das Schreiben nachdenken.


Was lesen Sie selbst gerne?

Hauptsächlich Fantasy. Aber ich lese so ziemlich alles, wenn es gut ist. Kürzlich habe ich einige Bücher von Terry Pratchett nochmal gelesen. Er ist so ein exzellenter Schriftsteller.


Gibt es etwas, dass Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Wenn du es liebst zu schreiben, schreib wegen der Freude daran. Ärger dich nicht zu sehr über das, was Leute dir sagen, dass du tun oder nicht tun sollest. Finde deinen eigenen Weg. Mach deine eigenen Fehler. Finde heraus, was für dich wichtig ist, und konstruiere deine Geschichten rundherum.


Ich danke Ihnen für das Interview.


Herzlichen Dank an Catharina Lüke, die mir bei der Übersetzung sehr geholfen hat!

Hier gehts zur englischen Version des Interviews.

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