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Der Magier schaute ihn an und seine grauen Augen funkelten. „Was für ein Gefühl war es?“, fragte er unvermittelt. „Als du gespürt hast, wie die elementare Kraft durch dich hindurchfloss?“ Er drehte die Klinge in der Hand und ein blauschwarzer Energiestrahl flimmerte über das Steinschwert.
„Einen Augenblick lang, Josh, einen winzigen Augenblich lang war es, als wären deine Kräfte bereits geweckt.“ Joshs Atem ging schwer und das Herz hämmerte in seiner Brust. „Aber das ist nicht möglich“, sagte er rasch. Dee lachte. „Und ob es möglich ist. Hier und heute, wenn du es nur willst.“

Mit der Hilfe des berühmten Alchemysten Nicholas Flamel konnten die Zwillinge Josh und Sophie den uralten Mächten, die die Welt bedrohen einmal entkommen. Doch jetzt schlägt ihr schlimmster Feind zurück: Dr. John Dee, der dunkle Magier.

 

  Autor: Michael Scott
Verlag: cbj
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3-570-13378-1
Seitenzahl: 512 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Es sind erst zwei Tage vergangen, kommt den Zwillingen Josh und Sophie allerdings wie eine Ewigkeit vor, dass sie in eine Welt der Magie hineingezogen worden sind. Nichts ist mehr, wie es einmal war; und vor allem befinden sie sich seither in einer gefährlichen Welt. Nun ist nicht nur Dr. Dee hinter ihnen her, sondern auch Niccollò Machiavelli jagt sie durch Paris. Als alle Versuche Flamel auszuschalten und die Zwillinge auf die Seite der Dunklen Älteren zu ziehen fehlschlagen, ruft Machiavelli die Disir zu Hilfe und mit ihnen Nidhogg, eine gefährliche Kreatur, die Dr. Dee mit der Zerstörung des Weltenbaumes befreit hat. Es besteht kaum eine Chance, dass Flamel, Scatty, Saint-Germain, Johanna von Orléans und die Zwillinge eine Chance gegen dieses Wesen haben …


Stil und Sprache
Wie bereits der erste Band, beginnt auch dieses Buch mit einem Tagebucheintrag Flamels in Ich-Form, der das vorangegangene Geschehen praktischerweise kurz zusammenfasst. Das Buch schließt unmittelbar an den ersten Teil an, sodass es nicht schwer fällt, in die Geschichte wieder hineinzufinden. Dazu trägt zudem der Umstand bei, dass der Leser gemeinsam mit den Zwillingen Josh und Sophie nach und nach die Magie kennen lernt; so muss man sich nicht durch seitenlange Erklärungen lesen, sondern bekommt alles Wichtige häppchenweise serviert. Ebenso werden Details aus dem vorangegangenen Buch nebenbei in den Text gestreut, sodass diese in Erinnerung gerufen werden, ohne das aktuelle Geschehen großartig zu unterbrechen.
Der Roman wird in der dritten Person, aus Sicht eines personalen Erzählers wiedergegeben. So erfährt der Leser nur die Gedanken und Gefühle derjenigen Figur, aus deren Sicht gerade erzählt wird. Wechselt die Perspektive, ist dies durch eine Leerzeile oder ein neues Kapitel gekennzeichnet; zudem wird am Anfang auch der Name der Figur, aus deren Sicht nun erzählt wird, genannt. Verwirrungen sind daher ausgeschlossen, der Leser kann der Handlung zu jederzeit problemlos folgen.
Es gibt mehrere Handlungsstränge, die nebeneinander laufen, sich teilweise aber auch kreuzen oder zusammenschließen. Durch den geschickten Wechsel der Handlungsstränge und die Cliffhanger am Ende der Kapitel hält Scott die Spannung stets aufrecht. So enden die Kapitel nämlich meist an spannenden Stellen, doch statt im nächsten Kapitel auf diese Szene einzugehen, wird oft zunächst aus Sicht einer anderen Figur weitererzählt. Es gibt nur wenige Verschnaufpausen, sowohl für die Figuren, als auch für den Leser. Scott weiß außerdem zu überraschen: Selbst in scheinbar ausweglosen Situationen gelingt es ihm, dass seine Figuren absolut unvorhersehbar und dennoch glaubwürdig handeln.

Die Sprache ist einfach, teilweise tauchen aber auch moderne Ausdrücken aus der Welt der Computer auf, die den Text allerdings authentisch wirken lassen. Zudem ergibt sich meist aus der Handlung, was diese Fachausdrücke bedeuten. Der Autor spricht alle Sinne des Lesers an, die wohl dosierten Beschreibungen lassen die Schauplätze und Figuren vor dem inneren Auge des Lesers entstehen.
Etwas gestört hat mich allerdings, dass Scott teilweise Details wiederholt, was nicht nötig gewesen wäre. Der Leser kann sich beispielsweise durchaus merken, dass Sphinxe Angst im Dunkeln haben.


Figuren
Alle wichtigen Figuren, die der Leser aus dem ersten Band bereits kennt, lernt er nun noch näher kennen. Sie entwickeln sich weiter – vor allem die Zwillinge Josh und Sophie -, sie zeigen weitere Charaktereigenschaften auf, die sie noch lebendiger wirken lassen. So ist Josh eifersüchtig, dass die Kräfte seiner Schwester geweckt wurden, seine jedoch nicht. Er hat das Gefühl, seiner Schwester nicht mehr so nah sein zu können, wie es vor wenigen Tagen noch möglich war – als sie noch ganz normale Teenager waren. Sophie hingegen würde ihre Kräfte liebend gern wieder abgeben, da das Ganze manchmal zu viel für sie ist. Sie muss lernen, die Magie zu kontrollieren. Flamel hingegen ist noch immer geheimnisvoll und der Leser fragt sich gemeinsam mit Josh, ob man dem Alchemysten trauen kann und vor allem, was er vorhat. Durch Joshs Gedanken erfährt der Leser seine Sorgen, Ängste und Zweifel hautnah und kann sein Verhalten dadurch gut nachvollziehen. Doch diese Zweifel und seine Eifersucht machen es dem Antagonisten Dr. Dee einfacher, Josh auf seine Seite zu ziehen…

Mit Niccolò Machiavelli kommt noch eine weitere, interessante Figur hinzu. Diesmal gelingt es Scott, diese gleich farbenprächtig darzustellen; zudem überhäuft er den Leser nicht mehr mit zu detaillierten Beschreibungen. Ebenso gut ist Saint-Germain ausgearbeitet; er ist durchaus witzig, manchmal auch exzentrisch, was womöglich an seiner künstlerischen Ader liegt. Es ist ein leichtes, sich in die Figuren hineinzuversetzen und sich gemeinsam mit ihnen auf das Abenteuer einzulassen.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung dieses Buches ist an die des ersten Teils angelehnt, was den Wiedererkennungswert beträchtlich erhöht. Diesmal ist es allerdings in rot gehalten, wiederum mit hochglänzenden, goldenen Verzierungen, was dem Buch einen edlen Touch gibt und die Blicke auf sich lenkt. Schade ist allerdings, dass bei einem so liebevoll gestalteten Buch das Lesebändchen fehlt.

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt, bei denen jeder einem Tag entspricht (02. Juni bis 04. Juni; die drei Tage, an denen sich die Handlung dieses Romans abspielt); diese sind wiederum in insgesamt 55 durchnummerierte Kapitel gegliedert. Auch findet sich der Bogen mit den seltsamen Zeichen wieder, der bei jedem neuen Kapitel auftaucht und sich blass bis in den Text hinein erstreckt, ohne die Lesbarkeit zu stören.


Fazit
„Die Geheimnisse des Nicholas Flamel – Der dunkle Magier“ ist ein wunderbares Buch, das man kaum noch aus der Hand legen mag. Es empfiehlt sich allerdings, zunächst den ersten Band („Die Geheimnisse des Nicholas Flamel – Der unsterbliche Alchemyst“) zu lesen, da es ansonsten schwer fallen dürfte, in die Geschichte hineinzufinden. Zieht sich der erste Band zunächst ein wenig hin, ist der Zweite von Anfang an spannend und ereignisreich, die Figuren sind sehr gut dargestellt und es macht einfach Spaß, in diese magische Welt einzutauchen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der unsterbliche Alchemyst

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