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Agatha Christie, geboren 1890, verfasste rund 70 Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten. Die 7 von Peter Naujack ausgewählten Kriminalgeschichten entführen den Leser in das England der Nachkriegsjahre:
- Der Spiegel des Toten (Dead Man’s Mirror)
- Die Ankunft des Mr. Quin (The Coming of Mr. Quin)
- Der tote Harlekin (The Dead Harlequin)
- Die Seele des Croupiers (The Soul of the Croupier)
- Das Mädchen im Zug (The Girl in the Train)
- Villa Nachtigall (Philomel Cottage)
- Gurke (Mr. Eastwood’s Adventure)

  Autor: Agatha Christie
Verlag: Diogenes Verlag
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3-257-23890-7
Seitenzahl: 208 Seiten 


Die Idee, Stil und Sprache
Die von Peter Naujack gewählten Geschichten haben nicht nur gemeinsam, dass sie von der großen Agatha Christie geschrieben wurden, sondern auch, dass sie den Leser fesseln und zwingen, das Buch in neuer Rekordzeit zu lesen.
In "Der Spiegel des Toten’ gibt sich Hercule Poirot, ein französischer Detektiv und eine bekannte Größe in Mrs. Christies Romanen, ein Stelldichein mit der versnobten englischen Aristokratie. Nach einem mysteriösen Brief eines Barons mit dem Namen Gervase Chevenix-Gore, in dem Hercule Poirot um seine Hilfe bei der Aufklärung einer Betrügerei gebeten wird, findet er sich mit einem Selbstmord konfrontiert, der einige Fragen offen lässt. Ist es wirklich Selbstmord oder steckt einer der illustren Gäste hinter dem Verbrechen?
Mystisch wird es dann in den drei Geschichten um Mr. Satterthwaite, einen Lebemann der High Society Londons, der Jeden und Alle zu kennen scheint, und dem Nebulösen Mr. Quinn. Beide lösen mit viel Gänsehaut und aufstellen der Nackenhaare Todesfälle aus vergangenen Jahren, die sich oft als Selbstmord darstellen, jedoch bei näherem Hinsehen als Mord enttarnt werden.
Mit ‚Das Mädchen im Zug’, ‚Villa Nachtigall’ und ‚Gurke’ wird dann die Auswahl von Herrn Naujack vervollständigt. Auch hier geht es wieder Spannungsreich um Liebe, Mord und das Schicksal des Lebens. Zum Beispiel ‚Villa Nachtigall’, Namensgeber der Sammlung. Hier ist Alix die Hauptakteurin, die bereits einen Monat nach dem Kennenlernen ihren Gerald heiratet und viele Jahre überglücklich ist. Bis sie merkt, dass sie ihren Mann ja eigentlich gar nicht kennt. Es beginnen Mutmaßungen um Zeichen und einen sich wiederholenden Traum. Wer ist er und was will er wirklich von ihr?

Agatha Christie besitzt die Fähigkeit in einer klaren und einfachen Sprache zu schreiben, was in der vorliegenden Kurzgeschichtensammlung aufs vortrefflichste Bewiesen wird. Sie schafft es, die Spannung am Anfang aufzubauen und das Geheimnis so lange zu bewahren, bis sie es enthüllen will. Dies sorgt beim Leser nicht selten für Gänsehauteffekte und den Drang, das Rätsel endlich zu lüften. Durch detailverliebte und ausführliche Beschreibungen der Örtlichkeiten und Personen kann man sich sehr gut in die Szene hinein denken, man fühlt sich regelrecht als Teil der Geschichte.
Vor allem die Erzählungen um Herrn Satterthwaite bestechen durch eine mystische Aura. Oft kommt es vor, dass aus der aufgebauten Spannung schnell Grusel wird, am Abend bei Kerzenschein gelesen ein besonderes Erlebnis. Einziger Wehrmutstropfen sind die oft schwer zu lesenden englischen Namen für Personen und Örtlichkeiten. Aber auch dies ist typisch Christie und ohne würde den Romanen die Authentizität fehlen.


Figuren
Agatha Christies Charaktere sind immer etwas Besonderes. Ob es nun Hercule Poirot ist, der französische Detektiv, der mit viel Scharfsinn die Szenen analysiert und selbst kleinste Details, welche ansonsten verborgen bleiben würden, ans Tageslicht bringt. Oder ein Mr. Satterthwaite, der zusammen mit dem mystischen Herrn Quinn lang zurückliegende Todesfälle, die scheinbar unerklärte Selbstmorde waren, neu ans Licht bringt und so teils tragische Lebensgeschichten ans Tageslicht bringt. Jede dieser Figuren besticht durch ihre Einmaligkeit. Mit viel Liebe fürs Detail und das Besondere entstehen sie aus Mrs. Christies Feder. Selbst kurzlebige Personen, die nur für diese eine Kurzgeschichte zum Leben erweckt werden, gibt sie diese Tiefe und Vielfalt mit auf den Weg. Alix, aus ‚Villa Nachtigall’ ist eine eher unscheinbare Angestellte, die zwar auf den ersten Blick eher unspektakulär daher kommt, dann aber trotzdem schnell über sich hinauswächst. Sie fängt eher zufällig an, die Vergangenheit ihres überstürzt geheirateten Mannes Gerald zu ergründen, und plötzlich geben Träume und Zeichen in ihrem Umfeld einen Sinn. Ihr Leben ändert sich schlagartig und sie beginnt zu verstehen.
Mr. Eastwood, der Hauptdarsteller aus ‚Gurke’ ist ein nicht sehr erfolgreicher Schriftsteller, der mit seinen Geschichten zwar gut über die Runden kommt, sich aber insgeheim mehr erhofft. Er träumt davon einen großen Roman zu schreiben und zwar so, wie er sich das vorstellt und nicht wie sein Verleger es wünscht. Plötzlich passieren seltsame Dinge mit ihm und durch seine Naivität gerät er in einen betrügerischen Strudel von Ereignissen.
Perfekt schafft es Agatha Christie ihre Figuren zu beschreiben. Sie sind alle stimmig in die Geschichten eingebaut und durch ihre Vielfalt und Tiefe tragen sie dazu bei, dass diese Geschichten so gut zu lesen sind.


Aufmachung des Buches
Die mir vorliegende Taschenbuchausgabe ist im Diogenes-Verlagstypischen Stil aufgemacht. Das Cover ist in Weiß mit schwarzer Schrift gehalten. Auf der Front befindet sich eingerahmt eine Grafik, die vom Autor und dem Titel in großen Lettern begleitet wird. Dies sorgt für einen großen Wiedererkennungswert des Verlages.


Fazit
Agatha Christie ist etwas Besonderes, genauso wie die von Peter Naujack ausgesuchten Kurzgeschichten. Das Buch sorgt für viel Spannung, einiges an Gänsehaut und extrem viel Lesevergnügen. Kurz: Ein Muss für alle Krimi-Fans.
Volle 5 Sterne, ich würde auch 6 geben.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

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