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Der Journalist Kaspar Lunau erhält einen rätselhaften Anruf. Eine junge Frau fleht ihn an, einen Mord im italienischen Ferrara aufzuklären. Lunau reist in die malerische Stadt und trifft die Anruferin. Tags darauf versucht man, ihn umzubringen. Unversehens ist Lunau in einen Strudel alter Feindschaften und neuer Machtkämpfe geraten. Es bleibt ihm nichts übrig, als in tödlichen Wassern auf den Grund zu tauchen.


Acqua_Mortale 

Autor: Christian Försch
Verlag: Aufbau
Erschienen: 25. Juli 2011
ISBN: 978-3-7466-2736-6
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kaspar Lunau ist Journalist und für einen Radiosender tätig. Früher hat er sich selbst noch auf große Reisen begeben, inzwischen allerdings regelt er alles vom Schreibtisch aus. Eines Tages ruft eine aufgebrachte junge Frau an, die bittet und bettelt, bis Lunau sich breit schlagen lässt und nach Italien reist. Ihr Freund wurde ermordet und sie sieht keine andere Chance der Öffentlichkeit den Fall nahe zu bringen, als die ausländische Presse zu verständigen. Doch kaum ist Lunau vor Ort, ereignen sich bereits seltsame Dinge, die einen ganz anderen Hintergrund haben und nicht mit dem Mord in Verbindung stehen. Der deutsche Journalist lässt sich immer tiefer hineinziehen und weiß selber noch nicht so genau, worum es geht. Doch eins ist bereits klar: Ungefährlich wird es nicht.

Mord, Vertuschung, Machtspiele, all das vereint der Autor in diesem Werk. Es ist wirklich ungeheuerlich, wie manche Dinge einfach unter den Tisch gekehrt werden können. Ein Menschenleben scheint weniger wert zu sein als ein Ruf, den es zu verlieren gilt. Doch neben der Brutalität und der Unglaublichkeit, zeichnet der Autor auch ein wunderschönes Bild von Italien, genauer gesagt Ferrara. Titel und Inhalt haben hier einen direkten Zusammenhang, was auch nicht immer selbstverständlich ist. Dies jedoch auszuführen, würde einen Großteil der Spannung vorweg nehmen.


Stil und Sprache
Das Buch ist in vier Teile unterteilt, an deren Anfang jeweils etwas aus der Vergangenheit erzählt wird. Anzusiedeln ist dies wohl während des zweiten Weltkrieges und sofort ist klar, dass es hier bestimmt einen Zusammenhang zur Gegenwart gibt. Sonst wären diese Situationsbeschreibungen sinnlos. Doch es ist gar nicht so leicht herauszufinden, was Vergangenheit und Gegenwart nun verbindet. Man grübelt die ganze Zeit und versucht einen gemeinsamen Nenner zu finden, doch dieser eröffnet sich erst recht spät, was die Spannung natürlich erhöht.
Generell ist von Anfang an eine Grundspannung vorhanden. Selbst wenn augenscheinlich kaum etwas geschieht, spürt der Leser schon an der Atmosphäre, dass bald etwas wichtiges passieren wird. Die Stimmung ist das gesamte Geschehen über leicht angespannt, weil niemand so genau weiß, worauf das Ganze eigentlich hinauslaufen soll und wird. Somit liegt die Spannung einerseits in der Handlung selber begründet, andererseits aber auch darin, dass man ständig mit Überraschungen rechnen muss.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und leicht zu verfolgen. Er verwirrt den Leser nicht mit komplizierten Verschachtelungen verschiedener Handlungen. Das braucht er aber auch gar nicht, fesselnd ist die Geschichte dennoch. Immer wieder gibt es Vorkommnisse, die gänzlich unerwartet sind und auf den ersten Blick unpassend erscheinen. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass genau diese Wendepunkte das Geschehen am Laufen halten. Auf Grund der beobachtenden Perspektive hat der Leser einen besseren Gesamtüberblick, hat aber trotzdem nicht mehr Wissen als die handelnden Personen.

Die Liebe des Autors zu Italien wird sehr deutlich. Alle Darstellungen sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet, so dass man hin und wieder überlegt, ob man wirklich noch einen Krimi vor sich hat oder doch eher eine Hommage an Italien. Auch wenn diese Beschreibungen wirklich sehr schön sind, tragen sie an manchen Stellen dazu bei, das Geschehen in die Länge zu ziehen, was den Leser müde macht.


Figuren
Die Figur des Kaspar Lunau ist dem Leser von Anfang an sympathisch. Er lässt sich nicht gerne herumkommandieren und macht lieber sein eigenes Ding. Auch wenn er damit so manches Mal aneckt, am Ende kommt eine viel bessere Story dabei heraus, als wenn er sich an die Regeln gehalten hätte. Auf Grund eines, wie auch immer gearteten, Defekts, hört er mehr als andere Menschen. Das mag zunächst positiv erscheinen, den Schilderungen nach zu urteilen ist jedoch das Gegenteil der Fall. Sein Gehör differenziert nicht zwischen verschiedenen Geräuschen, er nimmt alles in derselben Intensität wahr, so dass große Menschenansammlungen und viel Lärm ihm das Leben schwer machen.

„Acqua mortale“ ist der erste Fall für Kaspar Lunau, weitere sollen folgen. Souverän löst er die Situationen, die sich ihm entgegen stellen. Oft hat er zwar keine Ahnung, worauf er sich einlässt, aber er lässt es einfach auf sich zukommen. Da kommt der Journalist in ihm stark durch, immer auf der Suche nach einer guten Story.

Amanda, die junge Frau, die Lunau nach Italien „lockt“, ist gleichsam sympathisch, wenn auch ein wenig undurchsichtiger. Man erfährt, dass sie aus gutem Hause kommt und ihr Vater eine wichtige Persönlichkeit ist. Aber so genau bekommt man zunächst nicht heraus, warum sie Lunau wirklich nach Italien geholt hat und was sie vorhat. Ihr Verhalten ist nicht vorhersehbar, was sie für den Leser umso attraktiver macht, da man sich dadurch mehr mit ihrer Person beschäftigt.

Die verschiedensten Charaktere haben ihre Finger im Spiel und bald weiß keiner mehr so richtig, wer mit wem zusammen arbeitet. Die Beschreibungen der Personen jedoch ist, ähnlich wie bei der Darstellung der Umgebung, sehr detailliert, so dass ein klares Bild entsteht.


Aufmachung des Buches
Dieses Taschenbuch aus dem Aufbau-Verlag wird durch die Farben blau und blasslila dominiert. An der linken Coverseite sieht man einen Balkon. Würde man auf selbigem stehen, hätte man einen wahnsinnig schönen Ausblick, nämlich mitten über das Meer. Der Horizont ist nicht zu erkennen, da die Grenze zwischen Wasser und Himmel verwischt ist, so dass man nicht sagen kann, wie weit der Blick reicht. Schaut man dieses Cover an, würde man nicht als erstes einen Krimi vermuten, sondern eher einen Roman, der den Leser verzaubert und in eine andere, vielleicht bessere, Welt eintauchen lässt. Doch die Idylle ist trügerisch, weshalb Cover und Inhalt dann doch wiederum gut zusammen passen, denn man kann nie wissen, was in einem Menschen vorgeht, da man ihm auch bloß vor die Stirn schauen kann. Desweiteren befindet sich ganz zu Anfang ein Personenregister, so dass man schnell nochmal nachschauen kann, wer in welcher Beziehung zu wem steht. Dies kann ab und an wirklich hilfreich sein.


Fazit
Christian Försch hat mit „Acqua mortale“ einen soliden Krimi vorgelegt, der für jeden, der klassische Krimis mag, absolut empfehlenswert ist. Es handelt sich um einen schönen Auftakt zu einer neuen Serie, die hoffentlich auf dem selben Niveau weiter geführt wird.
 

4 Sterne


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