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Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: Ein Nachtwächter lag mehrere Tage unentdeckt in einem Firmengebäude. Schnell wird klar, es war Mord. Gemeinsam mit Oliver von Bodenstein ermittelt Pia im Umkreis einer Bürgerinitiative, die gegen einen geplanten Windpark kämpft. Dabei stoßen sie auf ein Grundstück im Taunus, das plötzlich zwei Millionen Euro wert ist – und einen Mann das Leben kostet …


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Autor: Nele Neuhaus
Verlag: Ullstein
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-548-28351-7
Seitenzahl: 557 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Pia Kirchhoff, die gerade erst aus ihrem wohl verdienten Urlaub mit ihrem neuen Freund Christoph gekommen ist, wird gleich zu einem neuen Tatort gerufen. Bei der WindPro wurde ein Toter gefunden. Was wie ein Herzinfarkt aussieht, entpuppt sich bald als Mord. Doch wer soll den Nachtwächter Rolf Grossmann auf dem Gewissen haben? Die Ermittlungen gehen schleppend voran, denn Tatverdächtige gibt es viele. Stefan Theissen, der Geschäftsführer der WindPro, liegt mit einer Bürgerinitiative um Ludwig Hirtreiter und Jannis Theodorakis wegen eines geplanten Windparks im Clinch. Als bei einem Bürgerforum eine Massenpanik ausbricht, sind Oliver und Pia vor Ort und kommen nur schwer gezeichnet aus dem Chaos. Oliver scheint sich nicht davon zu erholen und setzt, als er sich in Nika, eine Verdächtige, verliebt seine Karriere aufs Spiel. Er wird von den Ermittlungen entbunden, da auch der Verfassungsschutz Interesse an Nika hat, die in drei Morde verwickelt sein soll. Während Pia verzweifelt versucht, den Fall, bei dem es einen zweiten Toten gegeben hat, zu lösen, versucht Bodenstein seiner Nika zu helfen und bringt sich in die größten Schwierigkeiten. Ludwig Hirtreiter, der zweite Tote, wurde regelrecht hingerichtet und wieder gibt es viele Verdächtige aber auch viele Alibis. Die Jagd nach dem oder den Tätern wird immer schwieriger und nur durch einen Zufall erhält Pia den entscheidenden Hinweis, der sie jedoch in Lebensgefahr bringt.


Stil und Sprache
Das erste, was mir beim Betrachten des Buches in den Sinn kam, war: "Wow, ist das dick"’. Der 560 Seiten-Schinken erschlägt einen förmlich und weckt bei mir die Assoziation von viel Text und wenig Inhalt. Doch weit gefehlt, Nele Neuhaus ist hier ein wirklich spannender und fesselnder Kriminachfolger zu ‚Schneewittchen muss sterben’ gelungen. Als Thema hat sie sich diesmal die wirtschaftlichen Machenschaften einer Windenergiefirma herausgesucht und bringt auch noch locker einen Klimaskandal internationalen Ausmaßes mit unter. Wie auch in ihren vorherigen Bänden um das Ermittlerteam Oliver Bodenstein und Pia Kirchhoff wird der Leser mit kurzen Abschnitten aus der Vergangenheit – die noch ohne Zusammenhang zum aktuellen Fall sind – angeheizt. Ebenso strömen wieder zahlreiche und mannigfaltige Figuren auf einen ein, so dass es schwierig ist, zu Beginn den Überblick zu behalten. Es weckt allerdings auch die Aufmerksamkeit und regt zum Nachdenken an.

Außerdem wird nach und nach Licht ins Dunkel gebracht und die Zusammenhänge werden langsam klarer. Einzig die Geschichte um Nika und Oliver Bodenstein, die locker als Agententhriller durchgehen könnte, wirkt etwas überzeichnet und fehl am Platz. Das Thema Klimalüge und Amigoabsprachen zwischen Regierung und Beratern und die zu viel wissende Forscherin, die in Morde verstrickt wird, wirkt einfach sehr konstruiert und passt so gar nicht zu einem klassischen Krimi und den Rest des Falles. Trotzdem sorgt die Autorin damit für ein gewisses Maß an Spannung und schafft es so, die 560 Seiten eben nicht nur mit Text sondern auch mit Inhalt zu füllen.

Die Szenen und Orte beschreibt sie wie gewohnt sehr real und mit viel Liebe zum Detail. Es ist ein Leichtes für den Leser, die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen zu lassen und sich ganz in die Geschichte zu flüchten. Vor allem die sehr authentisch beschriebene Massenpanik hat mich gefesselt und auch mitgenommen. Eine Szene, die wohl niemand in real erleben möchte, rückt so extrem nahe an einen heran. Leider bleiben zum Schluss einige Fragen offen, "Was wird aus Bodenstein?" und "Ist Pia nun schwanger oder nicht?" sind nur zwei davon. Das Interesse an einem Nachfolger ist entsprechend groß.


Figuren

Die beiden Protagonisten sind immer noch Pia Kirchhoff und ihr Chef Oliver von Bodenstein, der diesmal eine tragische Rolle bekommt. Durch die Trennung von seiner Frau Cosima war er sowieso bereits neben der Spur, doch jetzt verliert er durch die Massenpanik, in der er um sein Leben fürchten musste und das damit verbundene Kennenlernen von Nika völlig den Boden unter den Füßen. Er setzt alles aufs Spiel, den Ermittlungserfolg, seine Kollegen - vor allem Pia - und seine Karriere. Und das alles nur für eine Frau, die er eigentlich gar nicht kennt und die offensichtlich Teil einer großen Verschwörung internationalen Ausmaßes ist. Für ihn Liebe auf den ersten Blick, doch was es für Nika ist, bleibt lange im Dunkeln.

Pia ist nach einer anfänglichen Glücksphase durch einen längeren Urlaub mit ihrem Christoph voller Tatendrang, wird aber durch Misserfolge bei den Ermittlungen und das Verhalten ihres Chefs schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Doch es wäre nicht Pia, wenn sie auch diese Probleme nicht meistern könnte. Ansonsten ist wieder alles mit von der Partie, was man sich als Charakter nur so vorstellen kann. Anfänglich sind auch alle so gestaltet, dass der Leser erst hinter die Fassade blicken muss. Fast keine der Figuren zeigt ihr wahres Gesicht. Das Spektrum reicht vom Psychopaten über Mauerblümchen und skrupellose Geschäftsleute bis hin zum klassischen, hoffnungslosen Verlierer.


Aufmachung des Buches
Der dicke Wälzer im Taschenbuchformat (immerhin fast 560 Seiten) ist nur etwas für das Lesevergnügen zu Hause, denn für unterwegs ist das Buch zu schwer und zu sperrig. Leider wird durch die vielen Seiten der Falz beim Lesen sehr beansprucht und bereits nach der ersten Runde sind auch bei vorsichtigem Lesen Knicke zu erkennen. Auf dem Cover ist ein Rabe auf einem Strommast vor einem Gewitterhimmel zu sehen. Der Titel sowie die bereits aus den anderen Bänden bekannten Blutflecken sind in Reliefdruck aufgebracht und werten die Optik des Buches stark auf. Das eingeklebte rote Stoffleseband ist für den dicken Schmöker zu kurz und wirkt etwas verloren.


Fazit
Ein wirklich spannender Krimi mit Hang zum Wirtschafts-Thriller, der leider am Ende zu viele Fragen offen lässt – ich hoffe auf die Fortsetzung.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist
Fall 1: Eine unbeliebte Frau
Fall 2: Mordsfreunde
Fall 3: Tiefe Wunden
Fall 4: Schneewittchen muss sterben

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