Bei einer Begegnung mit ihren Eltern erfahren Naoto und Naoya, dass diese sie mittlerweile für tot halten, und dass ein normales Leben für sie nicht möglich ist. Kurz darauf geraten sie in die Fänge der Ark Corporation, einer Organisation, die ihre Finger in mysteriösen Aktivitäten hat. Die Vorsitzende Akiko Okuhara versucht die Brüder auf ihre Seite zu ziehen, doch was sie wirklich im Schilde führt, wird Naoto und Naoya erst nach und nach klar …
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Originaltitel: Night Head Genesis |
Die Grundidee der Handlung
Die Brüder Naoto und Naoya begeben sich zu ihren Eltern, die ein Uhrengeschäft betreiben, müssen aber feststellen, dass diese sie für tot halten. Als auch noch Sonezaki auftaucht und die Eltern der beiden gegeneinander und schließlich gegen sie aufwiegelt, sehen sie sich der gleichen Ablehnung gegenüber, die sie als Kinder erfahren hatten. Damit will Sonezaki ihnen vermitteln, dass sie nur unter ihresgleichen in Ruhe leben können, und will die Geschwister dazu bewegen, sich ihm anzuschließen. Zudem erfahren die Brüder von der Organisation Ark Corporation, die sich als Network-Firma ausgibt, und neue Erkenntnisse und Auseinandersetzungen sind die Folge…
Auch Night Head Genesis 3 bietet eine spannende Lektüre. Die Verbundenheit der Brüder bleibt bestehen, so hat Naoto einen starken Beschützerinstinkt Naoya gegenüber, der wiederum dafür sorgt, dass der leicht aufbrausende Naoto nicht zu überstürzt handelt. Etwas störend ist jedoch der Umstand, dass viele neue Personen in die Handlung integriert werden, die für deren Fortgang unverzichtbar sind, beispielsweise die Vorsitzende der Ark Corporation Akiko Okuhara, Yoshiki Futami oder das Mädchen Sakie Amamoto. Aufgrund des beschränkten Umfangs jedoch können deren Beweggründe für ihr Handeln dem Leser zumeist nicht vollends schlüssig nähergebracht werden und das relativ offene Ende klärt auch nicht alle Fragen, die aufgeworfen wurden, zumal der letztendliche Verbleib von einigen Akteuren unklar bleibt.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Night Head Genesis 3 ist in schwarz-weiß gedruckt und in japanischer Leserichtung angelegt, wird also von hinten nach vorn gelesen. Die Personen sind ihrem Alter und Charakter entsprechend gezeichnet und verfügen über unterschiedliche Gesichts- und Augenformen, beispielsweise besitzen Naoya und Shoko größere Augen als der Assistent Okuharas, der sehr längliche, schmale Augen hat. Den ‚bösen‘ Akteuren wie Sonezaki sieht man entweder durch Geheimratsecken und dicker Nase die hässlichen Wesenszüge oder bei dem Archivar Asano durch den bis auf die Augen völlig in eine schwarze Kutte gehüllten Körper den diffusen Charakter an. Dadurch sind alle Figuren problemlos auseinanderzuhalten und die Mangaka versteht es, Emotionen eindrucksvoll darzustellen. So werden zum Beispiel durch schattierte Gesichter und im Dunkeln liegende Augen Wut und Aggression umgesetzt, aber wenn ein hängen gelassener Kopf dazu kommt auch Trauer verdeutlicht, oder Schreckmomente werden mittels ungläubig geweiteter Augen veranschaulicht. Dabei werden Gefühle so gut umgesetzt, dass es hin und wieder ‚stumme‘ Panels gibt, in denen nicht gesprochen wird, sondern Gestik und Mimik der Personen für den Fortlauf der Geschichte sorgen.
Schön ist, dass die Eltern der Brüder verglichen zu Band 1 sichtlich gealtert, aber aufgrund der ihnen eigenen Gesichtsformen dennoch wiederzuerkennen sind. Ebenso angenehm ist es, dass Einzelpersonen in Menschenmassen mit verschiedenen Gesichtern und Kleidern bedacht werden. Dagegen fällt auf, dass sich die Protagonisten mitunter durch gleichbleibende Kleidungsstücke auszeichnen, zum Beispiel trägt Naoto wie zu Anfang einen langen, dunklen Mantel und Shoko eine aus Blazer und kurzem Rock bestehende Schuluniform. Zwar bedient sich die Mangaka nicht des Gestaltungsmittels von SD- oder Chibi-Einsatz (überzogene Veränderungen und Verniedlichungen der Personen), nutzt aber Überzeichnungen, wenn sie beispielsweise die Augen des Archivars Asano groß und rund darstellt, wenn dieser seine Kräfte einsetzt.
Vorkommende Tiere wie Möwen und Eichhörnchen sind realistisch wiedergegeben, und die Hintergründe sind selten leer, zeigen unter anderem Stadtansichten, das Innere einer Kirche, eine Wüstenlandschaft, Ruinen, Leichen und Interieur, wobei diese Illustrationen sehr detailliert ausfallen können, beispielsweise wenn in Straßenschluchten Ampeln, Laternen und Werbeplakate an den Häusern zu sehen sind oder in einem Uhrengeschäft von einer Kuckucksuhr bis zu digitalen Zeitmessern oder Standuhren verschiedene Uhrenarten dargestellt werden. Fehlen Hintergründe, dann befinden sich hinter den Figuren Stimmungsbilder, Grauverläufe oder Muster und durch den Einsatz von Speedlines wird Dynamik und Dramatik erzeugt.
Die Panels sind linear angelegt, werden aber häufig durch Sprechblasen und manchmal durch Soundwörter, Personen und Gegenstände durchbrochen. Dadurch, dass die Panelgrößen und -formen variieren, wird verhindert, dass die Anordnung zu starr wirkt. Der umgangssprachlich formulierte Text ist durchgängig in Versalien gedruckt und besondere Betonung wird mittels Fettdruck und/oder durch Setzung in eine größere Schrifttype vermittelt. Die Soundwörter sind übersetzt, und die Sprechblasenzuordnung ist unproblematisch, wobei das, was Sonezaki den Brüdern per Telepathie mitteilt, in Blasen steht, die mit mehreren, unsteten Linien umrandet sind.
Aufmachung des Manga
Der im Kleinformat broschierte Manga ist auf ähnliche Weise wie die anderen Higuri-Titel im Verlagsprogramm gestaltet, was sich beispielsweise bei der Schriftart niederschlägt, in der Titel und Co. gehalten sind. Zudem finden sich die glänzenden, eingestanzten Lettern wieder, ebenso der metallisch glänzende Buchrücken. Die Farbe, der bei Night Head Genesis 3 Glanz verliehen wurde, ist ein dunkles Rot, welches schon bei den vorherigen Bänden Verwendung fand. Das Cover zeigt diesmal die beiden Brüder Naoto und Naoya nebeneinanderstehend. Das schließt die Serie schön ab, da es bei den beiden Vorgängerbänden so war, dass entweder Naoto oder Naoya im Vordergrund war, der jeweils andere im Hintergrund. Hinter den Geschwistern ist ein bewölkter Himmel und um sie herum sind Möwen zu sehen.
Im unteren Drittel der Buchrückseite ist der Klappentext gedruckt, über dem ein kleines Bild der beiden Brüder platziert ist, hinter ihnen Stahlträger und die Erdkugel. Diese Illustration findet sich zu Beginn des Mangas nochmals als Farbseite wieder und auf ihr ist in weißer Schrift mit schwarzer Umrandung das Inhaltsverzeichnis gedruckt, wobei die Abbildung im Manga die Zeichnung in ihrer ganzen Größe wiedergibt. Dadurch erkennt man, dass die Stahlträger, die eine Kreuzform bilden, Teil einer Trümmerlandschaft sind, in der Naoto und Naoya sich befinden. Eine zweite Farbseite zeigt die Geschwister und das Mädchen Shoko.
Die Kapitelillustrationen bilden zumeist auch Naoya und Naoto entweder einzeln oder zusammen, manchmal aber auch andere Charaktere wie Sonezaki oder Akiko Okuhara ab. Am Ende des Mangas folgen schließlich noch Danksagungen seitens des Autors George Iida und der Mangaka You Higuri. Verwirrend ist stellenweise die Bezeichnung des Mädchens Shoko als Shouko. Außerdem fällt der höhere Preis auf, für den der Abschlussband der Reihe vertrieben wird. Dieser resultiert allerdings aus dem größeren Seitenumfang des Mangas und ist deswegen akzeptabel.
Fazit
Night Head Genesis 3 bietet einen spannenden, wenn auch nicht ganz zufriedenstellenden Abschluss der Serie, da aufgrund des beschränkten Umfangs die Beweggründe einiger Akteure zu unklar bleiben und das relativ offene Ende auch nicht alle Fragen klärt. Die brillanten Zeichnungen hingegen lassen nichts zu wünschen übrig.
Hinweise
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