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"Auf dem Boden in der Kirche lag ein zusammengeknüllter Damenslip."
Endlich - Millionen von Fans des größten Kriminalisten aller Zeiten atmen auf: Kommissar Schneider reloaded! Doch es ist der schwerste und komplizierteste Fall seiner Karriere "ohne Zeugen und anscheinend auch bisherige Tat". Wer ist dieser geheimnisvolle apokalyptische Reiter auf seiner Harley-Davidson, der ruhelos die Sierra Nevada durchstreift? Werden sich die Pferde dieser letzten beiden einsamen Helden unserer Zeit kreuzen?

 

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Autor: Helge Schneider 
Verlag: Kiepenheuer und Witsch
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-462-04304-4
Seitenzahl: 138 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Kommissar Schneider steht in diesem Fall vor besonderen Schwierigkeiten, da er nicht weiß gegen wen, warum und wie er überhaupt ermittelt. Die Geschichte selbst ist schnell erzählt, wenn man keine Pointe verraten will. Kommissar Schneider steht kurz vor der Verrentung, hat eigentlich nicht mehr viel zu tun und fällt seiner Frau auf die Nerven. Unabhängig davon erlebt der Leser eine Szene in Spanien, bei der ein Unbekannter auf einem Motorrad einen Gottesdienst stört. Etliche Hinweise, die uns der Autor liefert, lassen allerdings zunächst auf den Gehörnten höchstpersönlich schließen. Ein Puma wird gezähmt und ein Student der Fotografie und Germanistik, der auch noch gerne mit Gift panscht und Fotoshootings für junge Frauen auf Mallorca anbietet - selbstverständlich ohne seinen Opfern die erhoffte Modellkarriere zu ermöglichen -, macht sich ausgerechnet an Nicole, die liebreizende Tochter unseres Haupthelden Kommissar Schneider, heran. So macht dieser sich trotz erheblicher Flugangst auf den beschwerlichen Weg ins überaus sonnenverwöhnte Mallorca. Satan Loco, als welcher sich der eingangs erwähnte Kirchenschänder entpuppt, lebt unterdessen sein wildes und anarchisches Leben in der spanischen Sierra.

Obwohl vielleicht der Eindruck erweckt wird, dass es sich um einen Folgeroman handelt, ist dies nicht so. Die Bücher hängen inhaltlich nicht zusammen - man kann also auch mit jedem beliebigen Helge Schneider-Roman anfangen, ohne etwas verpasst zu haben.  

 
Stil und Sprache
Helge Schneider erweist sich mal wieder als Komponist und Virtuose des einfachen Satzbaus und der leicht verhedderten Zeitformen. Das ist doch spaßig zu lesen, da die Texte dadurch gerne mal an Parodien von Schüleraufsätzen erinnern. Auch bei Satan Loco zeigt sich Helge Schneiders anarcho-dadaistischer Schreibstil als besondere Herausforderung an den Intellekt des Lesers. Zusätzlich gilt es natürlich sich auch von den überaus expressiven, ja gewagten Zeichnungen nicht ablenken zu lassen, denn die Geschichte ist doch sehr verschachtelt und fordert vom Leser eine enorme Konzentration.

Die Geschichte wird aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers geschildert. Hierbei wird sowohl die Situation des Kommissars, als auch Satan Locos und einiger Nebenfiguren beleuchtet, wobei die beiden Haupthandlungsstränge (das Erleben von Kommissar Schneider und die Erlebnisse von Satan Loco) parallel zueinander verlaufen. Das Spannende an Schneiders Büchern ist ja immer, wie er es diesmal schafft, auf wenig konventionelle Art und Weise Geschichten zu erzählen.

Die Zeichnungen sind einfache, mit Kugelschreiber hingeworfene, Skizzen und doch ausdrucksstark. Legumes, der gezähmte Puma des Helden Satan Loco, scheint einen aus dem Bild heraus regelrecht anspringen zu wollen (Seite19).


Figuren
An Figuren wartet Helge Schneider diesmal mit einer überaus bunt gemischten Palette von Charakteren auf, die man eigentlich mit einer kurzen Beschreibung schlecht würdigen kann. Der Kommissar selbst ist uns ja bereits aus zahllosen vorherigen Veröffentlichungen bekannt, er agiert gewohnt souverän im Umgang mit Verbrechern, weniger souverän zur Zeit allerdings in Zusammenhang mit seiner Frau und Familie. Man möchte aber meinen, er gelangt diesmal doch über sich selbst hinaus, besiegt seine Ängste und ist allein in Spanien unterwegs, um seinen Fall zu lösen bzw. zu finden.

Satan Loco, Namenspatron des Buches, ist eine merkwürdige Zwittergestalt: einerseits rabiat und anarchisch, doch auch scheu und ängstlich, wenn es um echte Gefühle und den Umgang mit Menschen geht. Eine äußerst spannende Figur ist auch Legumes, der eigentlich kaum gezähmte Puma von Satan Loco. Er befindet sich ständig auf der Jagd, auch wenn es nur im Traum ist, sinnt über das Töten nach und ist eigentlich eine ständige Bedrohung seinen Herrn.

An wichtigen Nebenfiguren treten noch auf: Des Kommissars Frau und Tochter Nicole, die dem ausgemachten Strolch Jeremy Conzjewskie auf den Leim geht, und ein Schwabe, der eine Vorrichtung zum Fliegenfangen erfunden hat, mit der er überaus erfolgreich ist - wer darin übrigens eine Parallele sieht, darf sie behalten ...


Aufmachung des Buches
Satan Loco ist ein Buch, das optisch passend zur spanischen Umgebung, in der es spielt, vor Stolz und Leidenschaft überzukochen scheint. Auf dem Cover sieht man den Autor selbst als Satan Loco mit Sonnenbrille und langen Haaren im Motorraddress. Man fühlt sich spontan an Easy Rider erinnert. Helge versprüht auf dem Bild die Wildheit und ungebändigte Energie eines Dennis Hopper. Der Aspekt verstärkt sich noch, wenn man das untere Drittel des Bildes betrachtet, dort sitzt ein wahrhafter Höllenhund - er verfügt über zwei rote Hörner und scheint somit die Aura des diabolischen, sonst von keinem so gut verkörpert wie von Jack Nicholson, zu versprühen.


Fazit
Satan Loco ist ein Buch, in dem fast alle wichtigen Protagonisten bis an ihre Grenzen geführt werden. Die Krise von Loco und Schneider weitet sich zum kathartischen Erlebnis. Der Leser wird aber ebenfalls an die Grenzen seiner Belastbarkeit geführt, denn hier tummelt sich geballter Nonsens, der meiner Meinung nach im Vergleich zu den anderen Schneiderbüchern manchmal schon ein bisschen herbemüht zum einen, zu routiniert zum anderen wirkt. Ich weiß auch nicht, vielleicht sollte Helge es seinen Helden gleichtun und im Alter eine andere Platte auflegen: Aber wollen wir Leser das wirklich? - Ein Buch, das Fragen aufwirft.


3 Sterne


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