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Rache für eine Kinderseele

Nach der Festnahme des Mannes, der ihrem Sohn so großes Leid angetan haben soll, ist für Eva Seger der Alptraum noch lange nicht vorbei. Sie ist sich sicher, dass der Falsche verurteilt wurde und der wahre Täter frei herumläuft. Doch keiner glaubt ihr. Auch der Ermittler Per Henriksson ist zuerst skeptisch. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als auf eigene Faust nachzuforschen, denn sie spürt, der Täter ist nah, ganz nah, und plant bereits die Erfüllung seines kranken Traumes.

 

Das_Lied_des_Schweigens 

Originaltitel: Gud som haver
Autor: Ingrid Elfberg
Übersetzer: Kerstin Schöps
Verlag: Aufbau
Erschienen: 05/2011
ISBN: 978-3746627069
Seitenzahl: 412 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eigentlich könnte Eva Seger aufatmen: Der Kinderschänder, der sich an ihrem Sohn vergriffen hat, hat gestanden und ist verurteilt. Doch als der Kindergärtner ihr aus dem Gefängnis einen Brief schreibt und seine Unschuld beteuert, kommen ihr Zweifel an seiner Schuld. Sie beginnt nachzufragen und stellt fest, dass die Ermittlungen in dem Fall nur oberflächlich geführt und viel zu schnell abgeschlossen wurden. Doch überall trifft sie nur auf Skepsis und Misstrauen, sogar ihr Mann tut ihren Verdacht als Hirngespinst ab, so dass sie ganz auf sich allein gestellt ist.

Kindesmissbrauch ist ein starkes Thema, das hier sehr behutsam aufgearbeitet und in einen Thriller umgesetzt wurde. Der Missbrauch selbst steht dabei aber nicht im Vordergrund, vielmehr geht es um die Folgen für Opfer und Angehörige, die oft jahrelang leiden, auch nachdem ein Täter verurteilt wurde. Sehr sensibel geht Ingrid Elfberg mit dieser Thematik um, ohne zu verharmlosen oder zu dramatisieren.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog, der aus Sicht des kleinen Sebastian, Evas Sohn, geschrieben ist. Danach erzählt Eva den überwiegenden Teil der Geschichte in der dritten Person, es gibt aber auch Einschübe und ganze Kapitel aus anderen Perspektiven, wenn es zum Erfassen der Situation nötig ist. Irritierenderweise hält die Autorin ihre einmal gewählte Perspektive nicht immer durch, so werden zum Beispiel die Gedanken von Evas Psychotherapeut erörtert, obwohl gerade Eva „dran“ ist. Das ist durchaus gewöhnungsbedürftig, erleichtert aber auch oft die Übersicht.

Von einem Thriller erwartet man ja Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, wenigstens einen gewissen Spannungsbogen sollte es geben. Dieser Teil ist Ingrid Elfberg leider etwas untergegangen, hält sie sich doch sehr lange mit Details aus Evas Psyche auf, plänkelt um die eigentliche Handlung herum, ohne sie vorwärts zu bringen. Sicher beruht Evas „Ermittlung“ in dem Fall auf Kleinigkeiten und Zufallsentdeckungen, aber etwas straffer hätte man das trotzdem an die Leser bringen können. So konzentriert sich alles auf ein – zugegeben – spannendes Finale, braucht aber einfach zu lange, um dort anzukommen.


Figuren
Hier hat sich die Autorin wirklich Mühe gegeben, viele Details und Hintergrundmaterial umgeben ihre Figuren, trotzdem bleiben sie blass und etwas blutleer. Evas Mann zum Beispiel ist viel zu wenig involviert in die Handlung, müsste er doch eigentlich ebenso betroffen sein wie Eva selbst. Auch erfährt man nur einseitig Details aus Evas Gefühlsleben, alles konzentriert sich auf das Verbrechen an ihrem Sohn, regelrecht manisch hat sie für nichts anderes Platz in ihrem Kopf. Dann wieder stürzt sie sich Hals über Kopf in ein Verhältnis zu einem anderen Mann, hat also doch noch andere Bedürfnisse als die Suche nach dem wahren Täter. Vieles an ihr wirkt einfach unecht und unrealistisch, regelrecht „zusammengestrickt“ und für die Geschichte passend gemacht.

Um Eva herum gibt es unglaublich viele Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde und Bekannte, so viele, dass man sich die Namen kaum alle merken kann. Dass von all diesen niemand, aber auch wirklich niemand Eva Glauben schenkt, ist in meinen Augen ebenfalls unrealistisch. Die Krone des Ganzen ist dann der Polizist Per Henriksson, der in seinem Beruf wirklich falsch zu sein scheint. Welche Rolle Evas verschrobene Tante bei dem Ganzen spielt, wird ebenfalls bis zum Schluss nicht klar. So wirkt alles ein bisschen verworren und nicht richtig zu Ende gedacht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch sieht aus wie etwa jeder zweite nordische Krimi und zeigt auf dem Cover eine schwedische Landschaft am Meer mit den typischen roten Holzhäusern und einem dunklen, bedrohlich wirkenden Himmel darüber. So schön diese Aufmachung auch sein mag, würde ich mir doch etwas mehr Originalität wünschen. Innen gibt es einen Prolog, 60 kurze Kapitel und einen Epilog, der einige Zeit nach den Ereignissen spielt.


Fazit
Ein etwas anderer schwedischer Thriller, mit ungewöhnlicher Perspektive und wahrhaft erschreckendem Thema. Leider ist er nicht ganz so spannend geraten wie gedacht, aber dennoch durchaus lesenswert.


3 Sterne


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