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„Komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu deinem Schaden sein!“

Immer wieder hört Krabat, der vierzehnjährige Waisenjunge, im Traum diese Worte – und neugierig macht er sich auf den Weg. Es scheint ein großes Geheimnis um diese Mühle im Koselbruch zu geben, und Geheimnisvolles geschieht auch, sobald Krabat dort eintrifft, um sich als Lehrling zu verdingen …

 

  Autor: Otfried Preußler
Verlag: Der Club Bertelsmann
Erschienen: 2008 (erstmalig 1971)
ISBN: 978-3-522-13350-0 (Ausgabe bei amazon.de)
Seitenzahl: 256 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der Junge Krabat träumt dreimal hintereinander denselben Traum, in dem er aufgefordert wird, nach Schwarzkollm in die Mühle zu kommen. Auf dem Weg dorthin warnen ihn die Einwohner des Dorfes, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht, doch Krabat lässt sich davon nicht abschrecken. Was soll ihm schon passieren? Und als er bei der Mühle eintrifft, bietet ihm der Müller einen Platz als Lehrling an! Was kann sich ein Waisenjunge mehr wünschen? Er muss zwar hart arbeiten, doch er hat ein Dach überm Kopf und ausreichend zu Essen. Zudem sind elf weitere Mühlknappen im Dienste des Müllers, besonders mit Tonda freundet Krabat sich schon bald an.
Doch es dauert nicht lange, da muss Krabat einsehen, dass die Dörfler recht hatten: Es geht tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu auf der Mühle. Dass sie dort die Kunst der Schwarzen Magie erlernen, ist dabei wohl noch das harmloseste. Es dauert lange, bis Krabat hinter das letzte, große Geheimnis kommt, denn immer in der Silvesternacht stirbt einer der Mühlknappen. Kurz darauf tritt wiederum ein neuer Lehrjunge in den Dienst des Müllers… Als nächster ist Krabat dran, in der Silvesternacht zu sterben. Schafft er es, seinem Schicksal zu entgehen?


Stil und Sprache
Preußlers Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Er schreibt teilweise umständlich, was wahrscheinlich an der altmodischen Art liegt; immerhin wurde das Buch erstmalig 1971 veröffentlicht. Zudem greift er in den Dialogen auf den Sprachstil der Zeit zurück, in der das Buch spielt: die Lausitz zur Zeit des Großen Nordischen Kriegs (17. Jahrhundert) – auch wenn man vom Krieg nicht wirklich viel mitbekommt. So ist die Wortwahl für heutige Verhältnisse ungewohnt, manche Worte sind mir nicht einmal bekannt gewesen, wurden jedoch aus dem Zusammenhang heraus klar. Der Satzbau ist ebenfalls teilweise umständlich, die Sätze sind immer wieder verschachtelt, und doch schafft Preußler es, dass sie dennoch gut lesbar sind. Zudem ist ein regionaler Akzent deutlich zu erkennen, wie zum Beispiel die Wendung „Schauermärlein“ anstatt „Schauermärchen“.

Die Geschichte selbst ist zunächst nicht sonderlich interessant: Krabat arbeitet, isst, schläft. Doch sein seltsamer Traum, seine noch seltsameren Entdeckungen (die er teilweise auf magische Weise schon bald darauf vergisst), die Andeutungen und das seltsame Verhalten der Mühlknappen wecken die Neugier des Lesers und sorgen dafür, dass man Seite um Seite weiterblättert. Dennoch schafft der Autor es kaum, Atmosphäre aufzubauen. Die Beschreibungen sind zu spärlich, das Geschehen oft zu undurchsichtig und zu wenig bis gar nicht erklärt. Die Gefühle und Gedanken der Figuren fehlen größtenteils ganz, höchstens von Krabat erfährt man diese hin und wieder. Zudem bleiben zu viele Fragen unbeantwortet. Es wäre sicherlich sinnvoll gewesen, das eine oder andere detaillierter darzustellen, statt es lediglich mit einigen wenigen Sätzen abzuhandeln – auch wenn das Buch dadurch einen deutlich größeren Umfang gehabt hätte.

Ein schöner Kniff ist, dass Preußler das Buch nicht nur in drei Teile geteilt hat („Das erste Jahr“, „Das zweite Jahr“ und „Das dritte Jahr“), wobei jeder Teil einem Lehrjahr Krabats auf der Mühle entspricht, sondern dass sich das Geschehen innerhalb jedes Jahres wiederholt. Natürlich nicht alles bis ins Detail, doch die Grundzüge sind dieselben. So nimmt Krabat im dritten Jahr beispielsweise Tondas Stelle gegenüber dem neuen Lehrjungen ein, die Tonda seinerzeit Krabat gegenüber hatte. Er hilft dem jungen Lobosch heimlich, die Strapazen zu überstehen und ihm das seltsame Geschehen etwas näher zu bringen. Dabei verwendet Krabat teilweise sogar die gleichen Wörter wie sie auch Tonda benutzt hat; auf diese Weise schließt sich der Kreis.


Figuren
Die Figuren werden sehr distanziert dargestellt, sodass es nicht leicht fällt, sich in sie hineinzuversetzen. Das größte Problem ist sicherlich – wie zuvor bereits erwähnt – dass man, außer von Krabat, nichts von den Gedanken und Gefühlen der Mühlknappen oder des Meisters erfährt. Auch werden Krabats Gedanken nur spärlich wiedergegeben, sodass nicht immer klar ist, was in ihm vorgeht. Er erlebt so viel auf dieser Mühle und doch scheint ihn das Meiste kaum zu kümmern. Auch fragt man sich, warum der Meister so ein unsympathischer Mensch ist, warum er Angst vor dem Herrn Gevatter hat und wer dieser Herr Gevatter eigentlich ist. Nicht zuletzt bleibt die Kantorka sehr blass, obwohl sie zum Ende des Buches eine sehr wichtige Rolle spielt. Auch wenn Krabat dieses Mädchen sehr lieb gewinnt, doch zu ihrem eigenen Schutz kaum Gelegenheit hat, sie kennen zu lernen, riskiert sie für ihn ihr Leben. Das ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Vielleicht hätte Preußler einige Kapitel aus ihrer Sicht schreiben sollen, um sie dem Leser nahe zu bringen und ihr Verhalten nachvollziehbar zu machen. Lediglich eine Figur weiß den Leser zu überraschen, doch dazu soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden.
Alles in allem kann man sich nur schwerlich mit den Figuren identifizieren, ihr Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar und doch ist man an ihrem Schicksal interessiert und entwickelt für die eine oder andere Sympathien.


Aufmachung des Buches
Das Cover hätte mich nicht zum Kauf bewegt, da es doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Es zeigt die Mühle, zudem zwölf Raben und ein Pferdegespann, wodurch es gut zum Inhalt des Buches passt. Doch es wirkt recht lieblos gestaltet.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt, diese wiederum in mit Überschriften versehene, meist recht kurze Kapitel.


Fazit
„Krabat“ ist ein Buch, das ich nicht unbedingt zu denen zählen würde, die man in seinem Leben gelesen haben muss. Otfried Preußler hat sich als Vorlage zu dem Buch „Krabat“ einer sorbischen Volkssage bedient. Die Umsetzung ist ihm jedoch nicht sonderlich gut gelungen. Dazu bleiben zu viele Fragen unbeantwortet, die Figuren zu blass und die Spannung hält sich ebenfalls in Grenzen. Schade! Die Sage hätte auf jeden Fall mehr hergegeben.


3 Sterne


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