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Nikolaus Krebs, der junge Jurist aus Kues an der Mosel, im Dienst des Kurfürsten von Trier, findet sich nur schwer mit seinem neuen Auftrag ab, der ihn mitten aus seinen anregenden Studien reißt. Der Baumeister Herrmann Albrecht stürzte vom Turm der Stadtkirche St. Gangolf in Trier. Alles deutet auf einen Freitod hin, doch der geltungssüchtige Domdechant möchte unbedingt mehr dahinter sehen und beauftragt den jungen Gelehrten damit, nach Hinweisen zu forschen, die Grundlage für eine Anklage bilden können. Halbherzig macht sich Nikolaus an seine Aufgabe, doch die Lustlosigkeit vergeht ihm schnell. In der Bürgerschaft ist man zu offensichtlich darauf bedacht, Differenzen und Streitigkeiten zu verschweigen. Nach und nach kommt Nikolaus einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur. Doch gleichzeitig sterben all jene, die etwas wissen und sagen könnten. Der kaltblütige Gegner scheint ihm immer einen Schritt voraus zu sein.

 

 

Autor: Frank Obermeier
Verlag: KBV
Erschienen: April 2011
ISBN: 978-3942446143
Seitenzahl: 302 Seiten


Die Grundidee der Handlung

Nikolaus Krebs, junger Jurist im Dienste des Kurfürsten, ist gerade in der Nähe, als ein Mann vom Turm der Stadtkirche stürzt. Die Aufregung ist groß, aber Nikolaus geht von einem Unfall aus. Allerdings hat er nicht mit dem Dompropst gerechnet, der dahinter mehr vermutet und ihn beauftragt, der Sache nachzugehen und zu ermitteln, ob dies wirklich nur ein Unfall war. Widerwillig machtsich  Cusanus, so wird Nikolaus genannt, auf den Weg und steht bald vor einem Rätsel. Immer undurchsichtiger werden die Ereignisse: Personen verschwinden, werden ermordet oder schweigen aus Angst, und er scheint keinen Schritt voranzukommen.


Stil und Sprache
Flott und ereignisreich beginnt das Buch und der Autor schafft es, von Beginn an Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende des Buches durchzuhalten. Obermeier erzählt aus der Perspektive Nikolaus', den der Leser auf seinem Ermittlungsweg begleiten darf. Man sieht alles mit den Augen des jungen, sympathischen Juristen und kann sich mit seinen Gedankengängen ohne weiteres identifizieren. Die leichte und mitreißende Sprache erlaubt ein zügiges Vorankommen, denn auch Längen, die es zu überbrücken gilt, kommen nie auf. Geschickt ist das Geflecht aus Vermutungen, Andeutungen und Verdächtigen, das es zu lösen gilt. Schritt für Schritt scheint Licht in die Affäre zu kommen, aber was und wer wirklich hinter all den schlimmen Ereignissen steckt, dies lüftet der Autor wirklich erst ganz am Schluss seines Krimis.

Einen schönen Einblick bekommt man in die Stadt Trier, ob allerdings die beschriebenen Gebäude und Straßen wirklich so existieren bzw. existiert haben, werden nur Kenner dieser Stadt wissen. Hinterhöfe, Ställe, schöne Häuser der gehobenen Schicht werden ebenso veranschaulicht wie z.B. das dunkle, düster und bedrückend wirkende Innere einer heruntergekommenen Schankstube. Diese Beschreibungen erlauben dem Leser ein Eintauchen in die damalige Zeit. Diese aber - die damalige Zeit - ist auch ein kleiner Wermutstropfen, denn nirgends im Buch wird erwähnt, in welchem Jahr die Geschichte spielt. Der kluge Leser kann dies nur durch die am Ende des Buches angeführten Fußnoten erahnen. Diese sind aber mitunter etwas verwirrend, da sie im Präsens gehalten sind. So wird z.B. beim römischen Kaiser Konstantin geschrieben „Alleinherrscher seit 324“. Die Geschichte spielt aber – durch Geburts- und Todesjahr des Protagonisten ermittelt – im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts …


Figuren
Darsteller gibt es genug in diesem Buch und man begegnet den unterschiedlichsten Charakteren. Obermeier hat zweifelsohne versucht, den Figuren Form zu geben, aber dennoch bleiben diese alle ziemlich blass. Wirklichen Tiefgang und empathisches Empfinden lassen leider alle missen, wenngleich Nikolaus, der Protagonist und Ermittler, noch am ehesten Farbe zeigt.
Auch viele Beweggründe für das Handeln mancher Figuren werden dem Leser vorenthalten. So erfährt man nie, aus welchem Grund der Dompropst, der Nikolaus mit den Ermittlungen beauftragt, überhaupt vermutet, dass der tödliche Sturz Herrmann Albrechts vom Turm kein Unfall war. Der Krimi basiert rein auf den Geschehnissen und so fallen die Darstellung der Figuren und deren Empfindungen und auch das Identifizieren mit ihnen leider durch den Rost.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein schönes und ansprechend aufgemachtes Taschenbuch. Das Covermotiv, ein Ausschnitt aus dem Bild „Kreuzabnahme Christi“ von Rogier van der Weyden, passt zwar stilistisch hervorragend zur Erzählung, aber das Thema des Werkes hat keinen Bezug zum Inhalt. Zu Beginn des Buches findet sich ein hilfreiches Personenregister und – wie schon erwähnt – am Schluss die Erklärung der Fußnoten.
Ein kleines Highlight ist das Lesezeichen, das dem Buch beigefügt ist. Es ist in der Form eines Messers gehalten, auf dem noch Blutspuren zu sehen sind.


Fazit
Liebhaber des historischen Genres werden das Flair des alltäglichen Lebens im frühen 15. Jahrhundert etwas vermissen, aber dafür werden eingefleischte Krimifans mit der spannenden Erzählung auf ihre Kosten kommen. Im Gesamten eine stringente und kurzweilige Geschichte, die auch einmal wohltuend ohne jegliche Liebesszenen auskommt und sich ganz „auf den Fall“ konzentriert. Das Manko sind leider die Figuren - und diese besser ausgearbeitet und vielschichtiger dargestellt, wären beim nächsten Werk des Autors wünschenswert, hat er doch die Gabe, den Leser spannend zu unterhalten.


3 5 Sterne


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