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«Man sagt, er habe sie umgebracht.» Diese Warnung erhält die junge Barbara von Habsburg am Vorabend ihrer Hochzeit mit Alfonso d’Este. Der dunkle Herzog steht im Verdacht, seine erste Frau, die bildschöne Lucrezia Borgia, vergiftet zu haben. Ob dasselbe Schicksal auch ihr bestimmt ist? Inmitten von Verschwörungen, Intrigen und Bündnissen nimmt Barbara ihr Schicksal selbst in die Hand ... Liebe, Neid und Intrigen am Hofe von Ferrara: ein berauschendes Sittengemälde der italienischen Renaissance.

 

 

Originaltitel: The Second Duchess
Autor: Elizabeth Loupas
Übersetzer: Anja Schünemann
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 1. April 2011
ISBN: 978-3499255175
Seitenzahl: 448 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung

Die fast schon „sitzengebliebene“ 26-jährige Kaisertochter und -schwester Barbara von Habsburg ergreift freudig die Gelegenheit, durch die Heirat mit dem Herzog von Ferrara dem drohenden Kloster zu entgehen und ist bereit, ihm eine dankbare und ergebene Frau zu sein. Aber dann erfährt sie noch an ihrem Hochzeitstag, dass er im Verdacht steht, seine erste, kaum 16-jährige Gattin, Lucrezia dé Medici, ermordet zu haben (bei der irrtümlich im Klappentext genannten Lucrezia Borgia handelt es sich um die Großmutter des Herzogs) … Barbara treiben Angst und Neugier dazu, der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Entdeckungen bringen sie in Gefahr und erst, als sie einen unerwarteten Verbündeten bekommt, findet sie die ganze Wahrheit über den Tod der ersten Herzogin heraus.

Elizabeth Loupas beschreibt das Leben am Hofe eines italienischen Renaissancefürsten und dessen Macht über alle dort lebenden Menschen, auch über seine Gattin, sehr interessant und bildhaft. Er ist der Herr, sein Wort ist Gesetz, aber steht er selbst darüber? Hat der Herzog von Ferrara wirklich seine erste, ungeliebte, ihm von seinem Vater aufgezwungene Frau vergiftet?


Stil und Sprache

Das Buch wird in der Ich-Form von zwei Personen erzählt. Von der „zweiten Herzogin“ Barbara von Habsburg-Österreich und ihrer Vorgängerin, der ermordeten (?)  Lucrezia dé Medici. Es mutet ein wenig merkwürdig an, dass die Autorin das Opfer selbst zu Wort kommen lässt, als Wesen in einem „Zwischenreich“, das das Geschehen aus der Sicht einer Toten kommentiert und dadurch den Leser immer ein bisschen näher an der Wahrheit sein lässt, als Herzogin Barbara, die diese Informationen - sozusagen aus „erster Hand“ - nicht zur Verfügung hat. Aber gerade durch diesen „Kunstgriff“ wird die Geschichte wirklich spannend. Als Beobachterin von außen verfolgt die Tote, wie Barbara versucht, ihren Mörder zu entlarven und seiner Strafe zuzuführen - zuerst voller Eifersucht und Missgunst, dann aber zunehmend in der Erkenntnis, dass ihre Nachfolgerin ihr wirklich Gerechtigkeit widerfahren lassen will. Beide sind sehr gut zu unterscheiden, da Lucrezias Geschichte in kursiver Schrift erzählt wird.

Das Buch liest sich eigentlich recht flüssig, allerdings benutzt die Autorin sehr häufig italienische Begriffe - bzw. hat wahrscheinlich die Übersetzerin sie so belassen -, die meist nicht näher erklärt sind, die man aber einigermaßen aus dem Verlauf der Handlung erraten kann. Vor allem in den Kommentaren der toten Lucrezia kommen sehr viele dieser teilweise unflätigen, der Fäkalsprache entnommenen Worte vor, die man bei einer so blutjungen, sehr behütet aufgewachsenen Fürstentochter nicht erwartet hätte. Abgesehen davon ist die Sprache, die die fürstlichen Eheleute untereinander und mit ihren Untergebenen pflegen, der damaligen Zeit durchaus angemessen.

Die geschichtlichen Ereignisse, das Verhältnis zum Kaiserhaus, aus dem Barbara stammt und die Rivalität zwischen den italienischen Klein- und Stadtstaaten sind sehr gut in die Handlung integriert.


Figuren

Die beiden Hauptfiguren, nämlich die Gattinnen des Herzogs von Ferrara, könnten unterschiedlicher nicht sein. Barbara ist eine erwachsene, vernünftige Frau, die sich allerdings durch die Befürchtung, das gleiche Schicksal wie ihre Vorgängerin zu erleiden, zu manchen unüberlegten Taten hinreißen lässt. Durch ihre Rolle als Ich-Erzählerin kann der Leser sich sehr gut in sie hinein versetzen und ihre, aus ihren Ängsten und Gefühlen entstandenen Handlungen, wenn auch nicht immer gutheißen, so doch verstehen und nachvollziehen. Lucretia ist sehr viel schwieriger zu durchschauen. Sie wird mit 14 Jahren verheiratet, von ihrem Mann aber von Anfang an nicht akzeptiert und rächt sich durch ihre Untreue und sexuellen Ausschweifungen, die man bei einer so jungen Frau ihrer Herkunft und Erziehung eigentlich kaum glauben mag.
Interessant auch Alfonso d´Este, ihrer beider „Herr und Gebieter“ - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes -, denn eine Ehefrau, egal wie hochgestellt, hatte in dieser Epoche nichts zu sagen, sie war das Eigentum ihres Mannes und wurde von diesem auch als solches behandelt.

Die Autorin hat auch die Nebenfiguren sehr glaubhaft ausgestaltet. Den Hofstaat, in dem treue Diener/innen ebenso zu finden sind, wie bestechliche, die Botschafter fremder Mächte, Herren der Kirche, Ärzte, Ammen, Soldaten und Künstler, sie alle umkreisen das Herzogspaar als glänzenden Mittelpunkt ihres Daseins und geben dem Leser einen guten Eindruck vom Leben an einem Fürstenhof der Renaissance.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt, passend zur Handlung, eine junge Frau in der prächtigen Kleidung und dem kostbaren Schmuck einer hochgestellten Dame der Renaissance. Sie steht vor dem Gemälde einer mittelalterlichen Stadt, das fast den Eindruck eines Fensters erweckt und sich auch über den Buchrücken hinzieht.
Am Anfang des Buches zeigt eine Karte die Stadt Ferrara im Jahre 1565 und ein kleinerer Ausschnitt deren geographische Lage in Italien. Aus einem Stammbaum kann man die verwandschaftlichen Beziehungen der Hauptpersonen ersehen. Einige der 33 Kapitel sind datiert. Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort und eine Danksagung der Autorin. Leider fehlt ein Glossar, um die doch recht zahlreichen italienischen Ausdrücke zu erklären.


Fazit

Aus den Gerüchten, die schon kurz nach dem Tod der jungen Lucrezia entstanden und „hinter vorgehaltener Hand“ ihren Gatten als Mörder nannten, sowie den wenigen bekannten Fakten über seine zweite Frau, Barbara von Habsburg, hat Elizabeth Loupas eine spannende Geschichte gemacht, die, wie auf einem schönen Gemälde des 16. Jahrhunderts, den Leser in eine längst vergangene Zeit blicken lässt.


4 Sterne


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