Kaum haben die Stravaganti, die Mitglieder der geheimen Bruderschaft von Zeitreisenden, den Übergang zwischen ihrer und Luciens Welt wieder stabilisieren können, da taucht eine neue Reisende auf: Georgia, über Nacht aus Luciens London nach Talia versetzt, findet sich unvermutet in Remora wieder, der mächtigsten Stadt des Landes. Hier regieren die gefährlichen Chimici – und hier bereitet man sich außerdem auf ein spektakuläres, jährlich stattfindendes Pferderennen vor. Jeder der zwölf Bezirke Remoras – benannt nach den zwölf Tierkreiszeichen – wird einen Reiter stellen. Aber Georgia wird sehr schnell klar, dass die Chimici das Rennen manipulieren wollen. Mehr als das: Eine üble Lektion für die eigens angereiste Herzogin von Bellezza und ihr Gefolge soll das Rennen werden!

Als der Reiter des Widder-Bezirks, den die Herzogin unterstützt, entführt wird, scheint nur noch Georgia die Ehre Bellezzas retten zu können. Aber nun wird das Oberhaupt der Chimici höchstpersönlich auf sie und ihr Geheimnis aufmerksam. In dem Pferderennen geht es bald um sehr viel mehr als nur um Sieg oder Niederlage ...

Originaltitel: Stravaganza. City of Stars Autor: Mary Hoffman Übersetzer: Eva Rieker Verlag: Arena  Erschienen: 01/2005 ISBN: 978-3-401-05581-X Seitenzahl: 426 Seiten

Die Grundidee der Handlung
Die Versuche der Familie di Chimici, Bellezza in ihren Bund zu bekommen gehen weiter.
Georgia spart eisern für ein kleines geflügeltes Pferd, das im Schaufenster eines Antiquitätenhändlers steht. Endlich ist es soweit und sie kann es sich holen. Ein Kauf der ihr Leben für immer verändern soll. Denn plötzlich befindet sich Georgia in einem Stall wieder und sieht sich merkwürdig gekleideten Menschen gegenüber. Es ist die Nacht des geflügelten Pferdes und Georgia ist in der mächtigsten Stadt Talias, in Remora, gelandet. Die gefährlichen di Chimici regieren hier und hier erfährt Georgia die unglaublichsten Dinge. Sie ist eine Stravagante und sie ist nicht die einzige, aber vor allem – sie trifft Lucien wieder. Gemeinsam kämpfen sie darum, ihr Geheimnis vor Herzog Niccolò zu verbergen und sich auf das Ereignis des Jahres in Remora vorzubereiten: die Stellata, das Pferderennen. Doch auch hier zeigen die di Chimici ihre Macht und ihren Einfluss. Als Georgia und Lucien beschließen Herzog Niccolòs jüngstem Spross Falco, der nach einem Reitunfall stark behindert ist, zu helfen, spitzt sich die Lage zu. Senator Rodolfo ist außer sich vor Sorge und Empörung über das eigenmächtige Handeln der beiden und auch der Herzog scheint dem Geheimnis der beiden auf die Spur gekommen zu sein.

Stil und Sprache
Mit farbenprächtigen und bildgewaltigen Worten ist Mary Hoffman eine sehr gefühlvolle Geschichte gelungen, die „Stravaganza - Stadt der Masken“ in nichts nachsteht. Anfangs etwas verwirrend, entwickelt sich die Handlung schnell zu einer fesselnden Geschichte, in der die Gegensätze zwischen Remora im 16. Jahrhundert und London der heutigen Zeit auf sympathische Weise gezeigt werden. Mir gefällt besonders an der Geschichte, dass sich die Autorin an tatsächlichen Ereignissen, Städten und Personen orientiert und das auf faszinierende Weise mit ihrer Fantasie vermischt. Den personalen Erzähl-Stil hat Mary Hoffman auch in diesem Buch verwendet. Ihr Sprachstil ist weich und harmonisch ohne das dabei Langeweile aufkommt und selbst Szenen, in der es für den einen oder anderen Charakter etwas ungemütlich wird, sind mit Stil, Niveau verfasst und bringen trotzdem Spannung und Abenteuer in die Handlung. Schauplatzwechsel zwischen Remora und London sind durch ein kleines geflügeltes Pferd sowie einen anderen Schrifttyp gekennzeichnet.

Figuren
Lebensechter und realitätsbezogener kann man in einem Kinderbuch die Figuren nicht machen, denke ich. Welcher Teenager kennt die Probleme nicht, die ein neuer Partner eines Elternteils mit sich bringen kann, egal ob durch eine neue Ehe oder eine neue Beziehung, oder das man sich mit Stiefgeschwistern nicht versteht oder verträgt.
Georgia ist am Anfang der Geschichte ein Mädchen, das sich bewusst wie ein Junge gibt. Kurze Haare, Jeans und weite Pullover prägen ihr Aussehen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und der Stiefvater hat einen Sohn mit in die neue „Familie“ gebracht, der älter ist und Georgia quält und tyrannisiert wo er nur kann. Georgia hat dem nichts entgegen zu setzen, außer sich in ihrem Zimmer einzuschließen, so wenig wie möglich daheim zu sein oder ansonsten einen Spießrutenlauf zu machen. Ihr einziger Trost sind ihre Reitstunden, Freunde hat sie keine. Im Verlauf der Handlung macht sie eine bemerkenswerte Wandlung durch, gewinnt an Selbstvertrauen und findet endlich auch einen Weg, sich gegen den ungeliebten Stiefbruder zu behaupten. Ein bemerkenswerter Charakter.
In „Stadt der Sterne“ zeigt Mary Hoffman, was aus Lucien und seinem neuen Leben in Talia geworden ist. Er hat sich den Gepflogenheiten und dem Kleidungsstil angepasst und lernt als Ziehsohn von William Dethridge nach wie vor unter Senator Rodolfo Rossi. Er führt eigentlich ein privilegiertes und gutes Leben. Doch Georgias Auftauchen macht Lucien klar wie sehr er sein Leben in London vermisst und wie groß die Unterschiede doch sind.
Falco di Chimici, der jüngste Spross von Herzog Niccolò, ist ein Charakter für sich. Er schlägt ganz und gar nicht nach dem Rest der Familie und das Wort seines Vaters ist für ihn noch lange nicht Gesetz. Er trauert seinem Leben nach, als er noch richtig Gehen, Reiten und Fechten konnte, und als er die Pläne seines Vaters für sein restliches Leben erfährt, trifft er eine folgenschwere Entscheidung. Ein starker Charakter, der auf den ersten Blick nicht das ist, was er scheint.

Aufmachung des Buches
Zu Beginn des Buches ist eine Landkarte von Talia abgebildet, die dem berühmten Stiefel Italiens sehr ähnlich ist. Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, geht dann über fünfundzwanzig relativ kurze Kapitel, die alle einen eigenen Titel haben und endet mit einem Epilog. Diesem folgen Bemerkungen zur Stellata in Remora und dem Palio von Siena, was mir sehr gut gefallen hat. Am Ende des Buches ist noch ein Stammbaum der Familie di Chimici zu finden.
Das Buch und der Schutzumschlag sind so gestaltet, das der Schutzumschlag einen Blick auf die Gestaltung des gebundene Buches darunter erlaubt. In der Mitte des Schutzumschlagcovers ist ein silberner Tierkreis mit allen Symbolen abgebildet, dessen Mitte den Blick auf ein geflügeltes Pferd vor grün-gelbem Hintergrund freigibt, welches auf dem Cover des gebundenen Buches abgebildet ist. Über dem Tierkreis auf dem Schutzumschlag steht in ungewöhnlicher Schrift in Silber und Weiß der Buchtitel vor marmoriertem Hintergrund in Blau und Lila. Im unteren Teil des Schutzumschlags ist eine Stadt zu sehen, die auch auf dem gebundenen Buchcover selbst abgebildet ist. Auf dem Buchrücken ist der silberne Tierkreis ebenfalls zu sehen, was sich im Bücherregal sehr schön macht. Auf der Buchrückseite steht oben ein kleiner Textausschnitt aus der Handlung und darunter eine kurze Inhaltsangabe zum Band insgesamt. In seiner optischen Aufmachung ist es dem ersten Band nachempfunden und somit unverkennbar als Teil der Stravaganzareihe zu erkennen. Hält man das Buch schräg ins Licht und bewegt es leicht, funkelt das Wort Stravaganza und der Tierkreis auf dem Cover als auch auf dem Buchrücken wie Diamanten. Gefällt mir ausgesprochen gut dieser Effekt.

Fazit
Eine unterhaltsame und sehr stimmungsvolle Geschichte mit teilweise verwirrenden und etwas komplizierten Erklärungen, aber wunderbar für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geeignet. Da die Geschichte des ersten Bandes „Stravaganza - Stadt der Masken“ als Hintergrundhandlung im zweiten Band „Stravaganza - Stadt der Sterne“ weitergeht, empfehle ich zuerst den ersten Band zu lesen, ehe man dieses Buch liest, auch wenn sich die Geschichte gut als Einzelgeschichte lesen lässt.

Hinweise
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Backlist:
Band 1: Stadt der Masken