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Kategorie: Ab 12 Jahre

Als Lucien von seinem Vater ein altes, marmoriertes Notizbuch bekommt, ahnt er nicht, was für ein Geheimnis sich hinter diesem Geschenk verbirgt. Er schläft mit dem Buch in der Hand ein – und wacht in einer seltsamen Stadt auf, die wie Venedig aussieht ... und doch ganz anders ist. Lucien ist in Bellezza gelandet, einer schillernden Wasserstadt im 16. Jahrhundert. Doch der schöne Schein trügt: In den engen und verwirrenden Gassen der Stadt treiben politische Spione und gedungene Mörder ihr Unwesen. Rinaldo di Chimici, der Botschafter des mächtigen Stadtstaates Remora, plant einen Anschlag auf die schöne Herzogin von Bellezza, um die Herrschaft über die Wasserstadt an sich zu reißen.

Schneller, als ihm lieb ist, wird Lucien in diese Intrigen verwickelt – und plötzlich wird er selbst zur Zielscheibe der Verschwörer. Denn Rinaldo di Chimici hat entdeckt, dass an Lucien etwas auffällig ist: Er hat keinen Schatten – ein sicheres Anzeichen dafür, dass er ein Stravagante ist, ein Mitglied der geheimen Bruderschaft von Magiern, die angeblich durch Zeit und Raum reisen können. Mit Luciens Wissen des 21. Jahrhunderts könnte Rinaldo noch viel mehr Macht gewinnen ...

 

  Originaltitel: Stravaganza. City of Masks
Autor:
Mary Hoffman
Übersetzer: Eva Riekert
Verlag: Arena 
Erschienen: 06/2003
ISBN: 978-3-401-05976-1
Seitenzahl: 360 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Lucien, ein krebskranker Junge aus London, bekommt während einer Chemotherapie von seinem Vater ein wunderschön marmoriertes Notizbuch geschenkt, dass schon bald sein Geheimnis vor Lucien offenbaren soll. In seinen Träumen besucht er die silberne Stadt Bellezza und nach und nach begreift Lucien das es kein Träume sind, sondern Realität - wenn auch in einer Parallelwelt. Eine nicht ganz ungefährliche Welt. Die mächtige und gefährliche Familie di Chimici will Bellezza ihre Unabhängigkeit nehmen und sie in einen von ihr beherrschten Bund zwingen, doch die Herzogin von Bellezza weigert sich beharrlich, und bald ist Lucien in ein gefährliches Spiel aus Intrigen, Verrat und Macht verwickelt. Nur mit der Hilfe Ariannas und dem Senator Rodolfo hat Lucien eine Chance, Bellezza zu retten. Doch als Lucien entführt wird und nicht rechtzeitig in seine eigene Welt zurück kehren kann, wird klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er einen hohen Preis für seine Hilfe an die Herzogin von Bellezza zahlen muss. Einen zu hohen ...


Stil und Sprache
Mary Hoffman hat gefühlvoll und sehr fantasiereich mit „Stravaganza - Stadt der Masken“ eine Geschichte im personalen Erzähl-Stil geschrieben, die beim Lesen eine unglaubliche Atmosphäre aufbaut. Im faszinierenden Gegensatz zwischen der Krankheit in London und dem prallen kunstvoll fröhlichen Leben in Bellezza hat die Autorin eine spannende und fesselnde Handlung verfasst, die farbenprächtige Bilder, eine klare Wortwahl und die Schönheit der Lagunenstadt Venedig in faszinierender Art und Weise gekonnt verbindet.
Schauplatzwechsel sind durch eine kleine Augenmaske und ein unterschiedliches Schriftbild für den Leser gut zu erkennen, und Szenenwechsel werden durch einen Absatz deutlich, egal ob in Bellezza oder London.
Die Geschichte liest sich harmonisch und weich, auch wenn viele Dinge passieren die für die Charaktere nicht unbedingt immer angenehm sind, aber der Sprachstil von Mary Hoffman ist dabei stets niveauvoll und absolut kindgerecht, ohne das Langeweile aufkommt.
Das einzige, was mich anfangs verwirrte, waren die etwas komplizierten und nicht sofort nachvollziehbaren Erklärungen über die verschiedenen Zeitrechnungen in den zwei Welten, die in den Gesprächen zwischen Rodolfo und Lucien besprochen werden.


Figuren
Mary Hoffman ist es auf wirkungsvolle Weise gelungen, ihren Charakteren eine Tiefe zu geben, die ich für ein  Kinder und Jugendbuch erstaunlich und sehr gut finde. Die Hauptfiguren sind sehr vielschichtig angelegt und  auch die Nebenfiguren haben zum Teil eine bemerkenswerte Art sich zu zeigen oder zu handeln. Einige davon sind stark ausgeprägt, andere erscheinen eher am Rande, verschwinden wieder und tauchen nicht mehr auf. Was sich aber nicht als schlimm für die Handlung erweist, sondern Teil der Handlung ist.
Die Figur des Lucien ist im Prinzip als zwei Figuren angelegt. Da ist zum einen der kranke, geschwächte Junge in London, der tapfer gegen den Krebs kämpft, zum anderen der gesunde, kräftige und starke Lucien in Bellezza, der in die Kämpfe um die Stadt hineingezogen wird.
Arianna ist eine Figur, welche die alten, erstarrten Traditionen Bellezzas leid ist. Sie will aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen und von der Insel, wo sie aufwuchs, in die Lagunenstadt Bellezza gehen. Sie kommt dort hin, wenn auch anders als geplant. Aber so sehr sie auch nach Bellezza wollte, so sehr stellt sie doch auch fest, dass sie ihr altes Leben vermisst und das die Inselwelt eine völlig andere ist als die in der Lagune.


Aufmachung des Buches
Das Buch beginnt mit einer Karte von Talia, hat einen Prolog und geht dann über einundzwanzig Kapitel, ehe ein Epilog die Geschichte beendet. Jedes Kapitel hat einen eigenen Titel und ist gut überschaubar. Sehr gut gefallen hat mir, das die Autorin am Ende des Buches jeweils eine kurze Bemerkung zu Talia und die Stravaganza machte. Diese sind sehr aufschlussreich und toll formuliert.
Das Buch selbst hat eine etwas ungewöhnliche Aufmachung. Der Schutzumschlag wird beherrscht von einer kunstvollen silbernen Augenmaske, die über die komplette Breite des Covers geht und durch die man die zwei blauen Augen auf dem gebundenen Buch selbst sehen kann. Unterhalb der Augenmaske ist auf dem Cover des Schutzumschlags ein Bild mit italienischen Palästen und Kanälen zu sehen, und oberhalb in kunstvoller Schrift der Buchtitel. Hält man das Buch etwas schräg und bewegt es im Licht, dann funkeln die Maske und das Wort „Stravaganza“ wie tausend kleine Diamanten - ein toller Effekt. Als Hintergrundfarbe beherrscht ein marmoriertes Muster in Violett das Cover, den Buchrücken und die Buchrückseite. Da die silberne Augenmaske auch auf dem Buchrücken abgebildet ist, ist dieses Buch im Buchregal nicht zu übersehen. Auf der Rückseite des Buches ist ein kleiner Textausschnitt aus der Geschichte sowie eine kurze Inhaltsangabe zu lesen. Ein Buch, das auffällt und raffiniert gemacht ist.


Fazit
Eine ungewöhnliche und faszinierende Geschichte, die nicht nur für Jugendliche ab zwölf Jahren toll zu lesen ist. Auch für Erwachsene, die noch irgendwo ein bisschen Kind in sich haben, ist das Buch überaus lesenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
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