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Kategorie: Romane

Marie hat das beeindruckende Talent, sich ständig in die falschen Männer zu verlieben. Kurz nachdem auch noch ihre Hochzeit platzt, lernt sie einen Zimmermann kennen. Und der ist so ganz anders als alle Männer zuvor: einfühlsam, selbstlos, aufmerksam. Dummerweise erklärt er beim ersten Rendezvous, er sei Jesus. Zunächst denkt Marie, der Zimmermann habe nicht alle Zähne an der Laubsäge. Doch dann entpuppt er sich als der wahre Messias. Er ist wegen des Jüngsten Gerichts wieder auf die Welt zurückgekehrt. Und Marie fragt sich nicht nur, ob die Welt nächsten Dienstag untergehen wird, sondern auch, ob sie sich diesmal nicht in den falschesten aller Männer verliebt hat.

 

  Autor: David Safier
Verlag: Kindler
Erschienen: 01.11.2008
ISBN: 978-3-463-40552-0
Seitenzahl: 304 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Marie lässt ihre Hochzeit platzen, weil sie vor dem Traualtar feststellt, dass sie Sven zwar liebt, aber nicht genug, um ihr restliches Leben mit ihm zu verbringen oder gar eine Familie zu gründen. Eine Katastrophe für beide Seiten. Doch schon am nächsten Tag kommt ein etwas wunderlicher Zimmermann namens Joshua daher und bringt Maries Leben völlig aus den Fugen. Als er ihr eröffnet, dass er Jesus ist, hält sie ihn für übergeschnappt und möchte den Kontakt mit ihm abbrechen. Doch schon bald muss sie feststellen, dass Joshua nicht gelogen hat und das Hufgeklapper der apokalyptischen Reiter schon fast zu Hören ist. Wird das Jüngste Gericht tatsächlich kommen?


Stil und Sprache
Größtenteils wird das Geschehen in Ich-Form aus Maries Sicht wiedergegeben, doch es gibt auch einige Kapitel, die in der dritten Person aus Sicht Pastor Gabriels erzählt werden. Diese sind zudem kursiv gedruckt und entweder mit „Unterdessen“ oder „Ein paar Stunden zuvor“ überschrieben, sodass der Leser gleich Bescheid weiß, dass nun nicht mehr aus Maries Sicht erzählt wird. Aufgrund dieses weiteren Handlungsstranges weiß der Leser teilweise mehr als die Protagonistin, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut.
Marie blickt durchaus ironisch und mit einem Hauch schwarzen Humors auf sich, ihr Leben und ihre Umwelt. Dabei ist der Humor einfach sagenhaft und bringt den Leser durchaus dazu, laut loszulachen. Safier achtet jedoch darauf, es nicht zu übertreiben und den Text zu sehr mit Witz vollzustopfen.
Der Schreibstil Safiers ist locker, ohne Fremdwörter und große Schnörkel und somit leicht und kurzweilig zu lesen. Zudem passt dieser Stil hervorragend zur Geschichte. Auch die gewählten Vergleiche sind originell und neu und passen wunderbar zur Gesamtsituation. Und eben dieser nicht besonders anspruchsvolle Schreibstil und die kurzen Kapitel von durchschnittlich ca. 5 Seiten sorgen für ein hohes Lesetempo.

Das Ende des Romans ist nicht vorhersehbar (das, was man erwartet, tritt nicht ein) und der Autor schafft es – trotz des sonst so humorvollen Schreibstils – den Leser beinahe zu Tränen zu rühren.


Figuren
Marie, die Protagonistin des Romans, betet ab und an zu Gott (vor allem, wenn es um Lottozahlen geht oder sie sich in einem Billigflieger befindet), ohne jedoch richtig an ihn zu glauben. Denn dafür gibt es einfach zu viel Schlechtes auf der Welt, was Gott – wenn es ihn doch geben würde – sicherlich nicht zulassen würde. So leidet beispielsweise ihre geliebte Schwester Kata an einem Tumor in ihrem Kopf.
Marie ist absolut menschlich und gerade dadurch kann man sich hervorragend in sie hineinversetzen. Sie hat ihre Macken, sieht nicht perfekt aus und hat einen Hang dazu, sich in die falschen Männer zu verlieben. Ihr Handeln und ihre Gedanken sind zu jeder Zeit nachvollziehbar und der Leser lacht und leidet mit ihr. Innerhalb kürzester Zeit hat Safier den Leser für Marie eingenommen, was sicherlich auch an der gewählten Perspektive liegt, denn dadurch erfährt man sämtliche Gedanken und Gefühle der Protagonistin.

Jesus – der zunächst als Joshua die papierene Bühne betritt – ist ebenfalls ein gut ausgearbeiteter Charakter. Er ist natürlich selbstlos und hilfsbereit, will mit jedem Armen das Brot brechen und singt liebend gerne Psalmen. Dies alles führt zwangsläufig zu witzigen Situationen. Doch Jesus hat auch noch einiges über das Leben der Menschen in der heutigen Zeit zu lernen, was ihm mit Maries Hilfe gelingt. So mag er Pizza, tanzt gerne Salsa und erfährt, was Ironie ist.

David Safier erweckt seine Figuren auf dem Papier zum Leben und bringt diese dem Leser innerhalb weniger Seiten nahe. Es macht Spaß, sie durch die Wirren dieser nicht alltäglichen Geschichte zu begleiten.


Aufmachung des Buches
Das Cover ist an Safiers Debütroman „Mieses Karma“ angelehnt: Größtenteils in gelb gehalten und mit einer witzigen Zeichnung. So sieht man Jesus mit Heiligenschein und Farbeimer in der Hand und hinter ihm eine Mauer, auf die er ein rotes Herz gemalt hat. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch in rot gehalten, passend dazu das rote Lesebändchen.

Immer wieder findet man kurze Comic-Strips innerhalb der Geschichte. Diese zeichnet Maries Schwester Kata und drücken ihre Gefühle und Sorgen aus. Ein schönes Detail!


Fazit
„Jesus liebt mich“ ist ein witziges, kurzweiliges Lesevergnügen. Wer „Mieses Karma“ gerne gelesen hat, wird auch an diesem Buch seine Freude haben. Safier hält an seinem lockeren Schreibstil fest, bringt den Leser zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. „Jesus liebt mich“ eignet sich auch (oder besonders?) für Nicht-Gläubige Menschen, die witzig verpackt sicherlich noch das eine oder andere aus der Bibel erfahren.


4 Sterne


Hinweise
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