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Mit einem Augenzwinkern erzählt die Autorin von einem aufregenden Land, in dem das Leben nicht immer einfach ist, Gastfreundschaft großgeschrieben wird, unterschiedliche Konfessionen sich ihren eigenen Mikrokosmos schaffen – und man immer stutzig werden sollte, wenn die Antwort „nema problema“ (kein Problem) lautet.
1908 gehörte das Land zu Österreich-Ungarn, 1918 wurde es Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, 1941 von Deutschland besetzt, 1945 bis 1980 folgte die Herrschaft Titos, danach ein Staatenbund, 1992 der blutige Krieg, bis dieser 1995 mit dem Vertrag von Dayton beendet wurde.
Was nach über 100 Jahren wechselhafter Geschichte bleibt, sind je ein bosniakisches, ein serbisches und ein kroatisches Staatsoberhaupt im rotierenden System, mit Bosnisch, Serbisch und Kroatisch drei offizielle Sprachen, Polizeistreifen, die immer aus je einem bosnischen und einem kroatischen Polizisten bestehen müssen – und der bunte Alltag in Bosnien-Herzegowina.

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie die SOS-Kinderdörfer in Bosnien-Herzegowina. Für jedes verkaufte Buch fließt ein Spendenbeitrag von 50 Cent an den Verein.

 

Balkan_bittersuess 

Autor: Danijela Albrecht
Verlag: Dryas
Erschienen: 1. April 2011
ISBN: 978-3-940855-11-4
Seitenzahl: 213 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Wie schon in der Inhaltsbeschreibung und auch am Klappentext des Buches angeführt, liegt Bosnien-Herzegowina im Herzen des ehemaligen Jugoslawien. Jedem in Erinnerung (oder durch Berichte darüber bekannt) ist der grausame und brutale Krieg in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, der gerade Bosnier und Kroaten sehr schwer traf.
Danijela Albrecht ist verheiratet, hat in Deutschland studiert und lebt in Mannheim. Ihre Mutter stammt aus Bosnien-Herzegowina und so liegt es auf der Hand, dass die Autorin einen großen Bezug zu Bosnien-Herzegowina hat, lebt dort ihre Familie mütterlicherseits. Ihre Großmutter lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Mostar und Danijela Albrecht besucht sie auch regelmäßig und verbringt und verbrachte viel Zeit dort.

Das Buch ist nicht einfach eine niedergeschriebene Biografie, sondern eine Ansammlung an erlebten Episoden der Autorin. Insgesamt 19 Geschichten hat Danijela Albrecht auf eine ganz besondere Weise festgehalten. Nicht, wie man vielleicht durch die grausamen Geschehnisse des Krieges erwarten würde, in anklagendem verbittertem Ton, sondern mit viel Feingefühl, einem Blick für das Wesentliche und stets einem Augenzwingern. Ihr subtiler Humor trägt dazu bei, auch ernste Themen mit einer Leichtigkeit zu erzählen, die man selten auf so intelligente Weise umgesetzt findet.
Die Autorin liebt ihre „Baka“ (ihre Großmutter) über alles und das kann man stets zwischen den Zeilen herauslesen. Ihre Großmutter ist sehr traditionsverbunden und kann so manches „moderne Handeln“ ihrer Enkelin weder verstehen, noch billigt sie es. So lange ihre Enkelin bei ihr in Bosnien-Herzegowina ist, soll sie sich auch nach den alten Regeln richten, darüber gibt es mit „Baka“ keine Diskussion.
Danijela Albrecht beschreibt Szenen aus dem Alltag des kleinen Bergdorfes, wie z.B. ein (von einem Hund?) massakriertes Huhn zum Streit zwischen zwei alten Dorfbewohnern führt; wie alle Dorfbewohner zusammenlaufen, um eine jungen unverheiratete (!!) Frau, die ein Kind erwartet, zur „Vernunft“ zu bringen;  wie „Baka“ ihrer Enkelin eine Ohrfeige androht, sollte sie es wagen unter einer Leiter durchzugehen (das bringt nämlich Unglück); wie mutwillig Kroaten Bosnier oft beim Grenzübertritt schikanieren oder auch, wie schön es für Danijela Albrecht sein kann, mit ihrem Jugendfreund über Vergangenes und auch Zukünftiges zu philosophieren.

In eindringlich leichter Sprache schildert die Autorin das Leben  in Bosnien-Herzegowina, die gelebten Traditionen und der Familienzusammenhalt der Bevölkerung, aber auch die Probleme, mit denen die Leute zu kämpfen haben, da sie seit Jahrzehnten ein von anderen bestimmtes Leben gewohnt sind und große  Probleme haben, das Leben nun selbst in die Hand zu nehmen. Danijela Albrecht hat den Vorteil, aus einer gewissen Distanz und dennoch auch von „mittendrin“ erzählen zu können, da sie beide Seiten kennt, die deutsche und die bosnische. Immer wieder fließen sowohl die politischen wie auch die traditionellen Probleme mit ein, aber stets auf kluge Weise, die weder anklagt noch mahnt.


Aufmachung des Buches
Eine schöne Taschenbuchausgabe, auf dessen Cover ein ausgesuchtes Bild der Autorin zu sehen ist. In der Mitte des Buches findet man noch mehrere Fotografien aus Mostar, Sarajewo, einem Bergdorf sowie private Bilder.
Ein Vorwort führt in die Geschichten ein und  Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick zu den verschiedenen Geschichten. Am Ende des Buches findet man noch eine Danksagung der Autorin, eine Karte von Bosnien-Herzegowina und eine ausführliche Erklärung zu den Spenden für das SOS-Kinderdorf in Bosnien-Herzegowina.


Fazit
Ein wunderbares Buch voll Menschlichkeit, Verständnis für andere Traditionen und Respekt. Humorvoll und leicht erzählt und dennoch nicht oberflächlich, sondern mit ausgeprägter Empathie und psychologischem Feingefühl. Ein Buch, das man gerne zur Hand nehmen wird und sich ob der klugen und heiteren Erzählweise auch hervorragend als Geschenk eignet.
Eine uneingeschränkte - nein, schon fast eine dringliche - Empfehlung ist dieses wirklich gelungene Werk!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Jedem Leser sei empfohlen, Mostar zu besuchen, denn es gibt dort neben der berühmten „Alten Brücke“, die über die „Neretva“ führt und nach der die Stadt benannt ist, auch eine wunderschöne Altstadt zu besichtigen. Die Menschen sind freundlich und man kann noch wunderschöne Handarbeit zu einem sehr günstigen Preis erstehen – wie lange noch, ist die Frage, wenn die Stadt erst einmal vom Massentourismus entdeckt wird …

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