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>>Ich muss ins Feenreich, nur so kann ich der Sache ein Ende bereiten<<

Auf den ersten Blick könnte man Avi für einen ganz normalen Jungen halten. Was kaum jemand ahnt: Er ist der Thronfolger des Feenreiches, der in der Welt der Sterblichen untergetaucht ist, um mit seiner großen Liebe Hannah ein ganz normales Leben führen zu können. Doch nun hat sein Erzfeind Kellen begonnen, die Mauer zwischen den Welten niederzureißen, um Menschen und Feen gleichermaßen zu unterwerfen. Die Prophezeiungen des Brückenorakels besagen, dass nur Avi ihn aufhalten kann - aber der Preis, den der Junge dafür zahlen muss, ist hoch ...


Weltenwanderer 


Autor:  Melissa Fairchild
Übersetzer: Karin Dufner
Verlag: Pan Verlag
Erschienen: Dezember 2010
ISBN: 978-3-426-28323-3
Seitenzahl: 332 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der zweite Band von "Die Geheimnisse des Brückenorakels" trägt den Titel "Weltenwanderer". Zu Recht, denn wieder einmal reist Avi zurück ins Feenreich, seine Heimat. Dort ist er kein Junge unter vielen, nein, im Feenreich ist er der Thronprinz. Derjenige, der prophezeit wurde, die Welten dereinst wieder zu vereinen. Doch Avi möchte einfach nur ein normales Leben führen und daher hat er am Ende des ersten Bandes beschlossen, wieder ins Menschenreich zurückzukehren, um dort an der Seite von Hannah, seiner großen Liebe, ein ganz normales Leben zu führen. Doch der Frieden bleibt nicht lange bestehen. Die Grenzen zwischen dem Feenreich und dem Menschenreich werden immer dünner und ab und an werden sie gar ganz durchlässig. Seltsame Dinge tauchen in London auf... und eines Tages trifft Avi auf Durin den Wächter. Er berichtet ihm, dass Kellen eine Brücke baut, welche die beiden Reiche miteinander verbinden soll. Auch Brucie, die Elfe, taucht bei Avi auf. Sie überbringt eine Botschaft von seiner Mutter, die gerne hätte, dass er zu ihr zurückkehrt. Avi beschließt schließlich, Kellen das Handwerk zu legen und dafür zu sorgen, dass Kellens Plan, die Welten zu verbinden, nicht gelingt. Doch dazu muss er ins Feenreich zurückkehren.

Die Fortsetzung der Geheimnisse des Brückenorakels spielt ein Jahr nach den Ereignissen im ersten Band. Die Handlung ist noch geraffter als bisher und das ganze Buch wirkt sehr gehetzt.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Bücher von Melissa Fairchild zwar aus dem Englischen übersetzt wurden, eine englische Originalausgabe gibt es jedoch nicht.


Stil und Sprache
Der Erzählstil ist sehr märchenhaft. Es gibt jede Menge fantastischer Wesen, das Feenreich selbst wirkt jedoch sehr morbide. Leider wird in diesem Band nicht näher darauf eingegangen, wie es dazu kam, dass das Feenreich zu einem solch trostlosen Ort wurde. Auch die Stimmung, die überall herrscht, wird dem Leser nicht vermittelt, denn der ist viel zu sehr damit beschäftigt, von einer Location zur nächsten zu hetzen. Dabei bleibt immens viel Potential auf der Strecke.

Der überstürzte Handlungsverlauf ist die größte Spaßbremse des Buches. Frau Fairchild nimmt sich leider nicht die nötige Zeit, die Locations ein wenig intensiver zu umschreiben. Auch die Ereignisse wirken sehr häufig gehetzt und reichlich planlos. An einer Stelle fragte ich mich gar, wieso die Personen jetzt plötzlich wieder zurück sind, denn während der Weg zu dem Ort recht lang dauerte, wurde der Rückweg in einem kurzen Nebensatz abgehandelt. Manche Schlüsselereignisse werden auf wenigen Seiten abgehandelt, der große Showdown wird dann aber auf über 30 Seiten ausführlich dargestellt.

Melissa Fairchild schreibt aus der Sicht eines unabhängigen Erzählers. Sie beleuchtet dabei aber nur Begebenheiten in Avi´s Umfeld, das heißt dass es nur einen einzigen Erzählstrang gibt. Die Erzählung ist dadurch streng linear und auch der Spannungbogen ist etwas flach geraten. Ein Einblick in die Gedankenwelt von Avi´s Erzfeind Kellen bleibt dem Leser leider verwehrt, was sehr schade ist, denn der Roman hätte dadurch sehr viel gewonnen.

Die Sprache ist sehr einfach gehalten und das ganze lässt sich recht flüssig lesen. Allerdings ist die Wortwahl ab und zu etwas seltsam. Hier ein kleines Beispiel: Das Portait zeigte einen bärtigen Mann mit finsterer Miene, der einen gefältelten Kragen aus der Zeit von Königin Elizabeth trug ...   Das Wort "gefältelt" taucht in diesem Buch des öfteren auf. Diese eher altmodische Wortwahl passt dabei überhaupt nicht zum restlichen Schreibstil.


Figuren

Charaktere, denen Avi und Hannah begegnen, werden kaum beschrieben; schon gar nicht wird auf irgendwelche Eigenheiten oder Eigenschaften eingegangen. Auch Kellen, der Gegenspieler, wird niemals näher beleuchtet. Seine Motive sind unbekannt, bzw. bleiben auf reine Machtgier reduziert. Daher ist seine Figur vollkommen stereotyp. Ein klassischer Bösewicht, der eben einfach böse ist und nach immer mehr Macht giert. Auch in Hannahs Emotionen und Gefühle wird der Leser kaum einbezogen, somit ist Avi der einzige, über den wir als Leser ein wenig mehr erfahren. Doch dessen Handlungen sind selten wirklich nachvollziehbar. Zuerst schwört er, Kellens Machenschaften Einhalt zu gebieten, aber jedes Mal wenn sich ihm die Gelegenheit bietet einen seiner Feinde auszuschalten, kann er sich nicht überwinden ein Leben auszulöschen. Als Folge seines unentschlossenen Handelns muss beinahe jedes Mal ein Freund für ihn sein Leben lassen. Man muss sich fragen, ob ihm eigentlich klar ist, dass er Kellen töten muss, um seinem Treiben ein Ende zu setzen. Avi überlegt weder, welche Konsequenzen sein Handeln hat, noch denkt er darüber nach wie er sein Ziel überhaupt erreichen könnte. Das Ganze wirkt in etwa so wie ein Ritter, der in die Schlacht zieht, aber auf dem Schlachtfeld feststellt, dass er ohne Waffen losgezogen ist. Trotzdem reitet er ins Gefecht, anstatt lieber umzukehren. Bei so viel Blödheit kann einem echt die Lust am Lesen vergehen...


Aufmachung des Buches
Wieder einmal beglückt uns der PAN Verlag mit einem sehr liebevoll gestalteten Buch. Es handelt sich um ein sehr schönes Harcover, welches in einem sehr geheimnisvoll wirkenden Grünton gehalten wurde. Der Einband wurde mit reichlich floralen Ornamenten geschmückt. Das zentrale Motiv, welches ein Segelschiff vor einem im Meer versinkenden Mond zeigt, wurde, wie auch schon beim ersten Band, mit Spotlack hervorgehoben. Dadurch wirkt das kleine Büchlein sehr edel und hochwertig. Auf ein Lesebändchen hat man verzichtet, was man aber angesichts des recht günstigen Kaufpreises verschmerzen kann.

Bilder, Karten oder ein Register gibt es nicht, jedoch wird jeder Kapitelanfang mit einer kleinen Ranke optisch in Szene gesetzt.


Fazit
Aus der ganzen Handlung, die in diesem Buch steckt, hätte man locker zwei Bücher machen können, wenn nich sogar drei. Alles wirkt überstürzt, nichts ist richtig ausgearbeitet. Melissa Fairchild nimmt sich keine Zeit, die Stimmung im Feenreich zu vermitteln oder die Zusammenhänge zu erklären. Die Charaktere wirken unentschlossen und scheinen nicht so recht zu wissen, was sie eigentlich wollen. Insbesondere jüngere Leser könnten dennoch sehr gut unterhalten werden.


2,5_Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den PAN-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Backlist:
Band 1: Himmelsauge


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