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Der Tod wohnt in der Elbmarsch. Seine Hintermänner kennen keine Skrupel.

Nahe der alten Dynamitfabrik Nobel an der Elbe wird eine Leiche gefunden. Der Tote war Heimatforscher und Vater einer an Leukämie verstorbenen Tochter: ein unbequemer Mann. Bei der Recherche stößt Kommissar Herbst bald auf unter den Teppich gekehrten Dreck aus sechs Jahrzehnten: immer noch sehr geheim, immer noch tödlich. Und er erfährt von einem Amerikaner, der im Frühjahr 1945 mit dem Fallschirm über Feindesland absprang, einen Geigerzähler im Gepäck …

 

 

Autor: Boris Meyn
Verlag: rowohlt
Erschienen: 05/2011
ISBN: 978-3499256226
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Auch wenn der Klappentext recht reißerisch klingt, fängt die Geschichte unspektakulär an: In einem Steinbruch wird eine Leiche gefunden, die wohl in einer Schredderanlage „entsorgt“ werden sollte. Dummerweise ist das Laufband defekt und der Tote wird entdeckt. Kommissar Herbst und seine Kollegen sind zunächst ratlos, denn der Mann hat sehr zurückgezogen gelebt und es gibt keine Anhaltspunkte, warum er sterben musste. Ziemlich tief müssen die Ermittler graben, bis sie dann doch etwas finden und die Sache wird immer verwickelter. Es geht um alte Fabrikgelände, den Zweiten Weltkrieg, Geschehnisse im Jahr 1986 und vieles mehr. Irgendwann muss Gero Herbst feststellen, dass alles irgendwie zusammenhängt und die Folgen bis in die Gegenwart reichen …

Eine gute Idee hat Boris Meyn da gehabt und auch 25 Jahre nach Tschernobyl ist sie aktueller denn je. Die Umsetzung ist allerdings etwas zu überfrachtet ausgefallen, da wollte der Autor wohl einfach zu viel auf den rund 300 Seiten unterbringen.


Stil und Sprache
Boris Meyn vermeidet jeden unnötigen Schnörkel, mit kurzen, einfachen Sätzen erzählt er seine Geschichte. Bei den vielen Details auf relativ wenigen Seiten muss er sich auch jedes überflüssige Wort sparen, will er alles unterbringen. Leider ist es ihm trotzdem nicht ganz gelungen, viele Dinge werden nur angerissen, Zusammenhänge nicht abschließend geklärt und am Ende gehen ein paar Details einfach unter, deren Ausführung durchaus interessant und lesenswert gewesen wäre.
Es bleibt jedoch trotzdem ein recht spannender Krimi übrig, dessen Auflösung die Ermittler weit in die deutsche Vergangenheit zurückführt. Dementsprechend gibt es neben der aus Gero Herbsts Sicht erzählten Hauptgeschichte gerade zu Anfang immer wieder Rückblenden in das Jahr 1945, die allerdings nicht sofort erkennbar sind und daher zu Verwirrung führen können. Später wird dieser Teil der Geschichte in Form von Gesprächen mit Zeitzeugen zu Ende geführt und so der Zusammenhang hergestellt.

Leider gelingt es Boris Meyn auch nicht ganz, die durch seine vielfältigen Ansätze hinsichtlich verschiedener Motive und Täter geschürten hohen Erwartungen an die Auflösung des Falles zu erfüllen. Die Lösung kommt auf den letzten Seiten relativ plötzlich um die Ecke, man verdankt sie eher einem Zufall als akribischer Ermittlungsarbeit und eigentlich ist sie viel zu banal für diesen pompösen Fallaufbau. Schade drum!

 
Figuren
Boris Meyn gibt sich mit seinen Figuren wirklich viel Mühe, besonders Kommissar Herbst ist mit einer authentischen Hintergrundgeschichte ausgestattet. Er hat Familie, eine Vergangenheit und einige kleine Details machen ihn sofort sympathisch. Allerdings gehen ihm schon einige Dinge zu leicht von der Hand. Nach einem Autounfall beispielsweise, nach dem er bewusstlos aus dem Wagen befreit werden muss, rappelt er sich einfach wieder auf, verlässt das Krankenhaus und macht weiter wie bisher, ohne auch nur Kopfschmerzen zu haben. Naja, so etwas erinnert schon stark an James Bond und ist alles andere als realistisch.

Ansonsten hat man vielfach aufgrund der Vielzahl an Zeugen, Verdächtigen und sonstwie beteiligten Personen als Leser seine Mühe, alle Charaktere in den richtigen Kontext einzuordnen und den Überblick zu behalten. Leider sind auch einige Figuren etwas zu bemüht dem gewünschten Handlungsverlauf entsprechend „zurechtgebogen“ worden und wirken überzogen und unecht. Wenn im Frühjahr 1945 eine junge Witwe zwei Monate nach dem Tod ihres Mannes im Wald auf einen amerikanischen (feindlichen!) Soldaten trifft und nichts Besseres zu tun weiß, als ihn in ihr Haus zu schleppen und zu verführen, dann wirkt das zumindest in meinen Augen nicht eben authentisch. Und der Mann aus gutem Hause, der lieber den Freitod als die Strafverfolgung wählt, als seine Taten aufgedeckt werden, nun ja, der passt vielleicht in einen Agatha-Christie-Roman, aber nicht in einen Gegenwartskrimi.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist ganz in Schwarz und Signalgelb gehalten, nur der Titel ist in weißer Schrift gedruckt. Auf dem Cover sieht man den Ausschnitt eines gelben Fasses mit dem bekannten Zeichen für Radioaktivität darauf. Innen gibt es einen Prolog und 28 nummerierte Kapitel.


Fazit
Nach sehr vielversprechendem Anfang und recht spannendem Aufbau ist aus „Kontamination“ zu guter Letzt dann doch nur ein leicht überdurchschnittlicher Krimi geworden, besonders das Ende ist einfach zu belanglos, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.


3 5 Sterne


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