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„Ich bin mir nicht sicher, ob diese Geschichte wirklich schon zu Ende ist. Denn du musst wissen, dass sich Vergangenheit und Zukunft schrecklich verflochten haben. In jedem Augenblick steckt die Ewigkeit.“

Eine letzte große Schlacht wird das Schicksal von Ciri, der Prinzessin von Cintra, und Geralt, dem Hexer, erfüllen. Wird sich die uralte Prophezeiung bewarheiten?

Der fulminante Abschluss der Hexer-Saga

 

Die_Dame_vom_See 

Originaltitel: Pani Jeziora
Autor: Andrzej Sapkowski
Übersetzer: Erik Simon
Verlag: dtv
Erschienen: 03/2011
ISBN: 978-3-423-24817-4
Seitenzahl: 639 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ciri ist auf der Flucht vor dem Killer Bonhart über den Schwalbenturm in eine fremde Welt geraten. Dort wird sie von dem Elb Avallac´h gefangen gehalten und vor eine Wahl gestellt – entweder erfüllt sie eine ungeheuerliche Forderung oder bleibt für den Rest der Zeit in dieser Welt.

Geralt und seine Freunde halten sich zunächst weiter in Toussaint auf, als ihm bewusst wird, dass Fringilla Vigo ihn umgarnt, um ihn lange in dem kleinen, aber märchenhaften Land zu halten. Er reißt sich davon los und verlässt Toussaint, doch die weitere Reise auf der Suche nach Ciri hält Gefahren und den Tod bereit …

Indes entscheidet eine letzte, gewaltige Schlacht darüber, ob die von Nilfgaard unterdrückten Königreiche untergehen und überrannt werden. Die entscheidende Phase des Krieges ist eingetreten …


Stil und Sprache
Das letzte Buch der Saga startet sowohl mysteriös als auch humorvoll, wenngleich genauso offen wie die letzten Teile. Dabei geht es fast nahtlos vom Ende Der Schwalbenturm über. Eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse fehlt erneut – und nach bereits vier erschienenen Bänden zur Serie wäre sie wirklich hilfreich. Zwar gibt es, eingeflochten in die Geschichte, eine knappe Erwähnung von vorangegangenen Ereignissen, aber man sollte die Handlungen präsent haben (oder die Romane in einem Rutsch durchlesen), um direkt wieder hinein zu finden.

Sapkowskis Stil liest sich flüssig, unterscheidet sich aber von dem manch anderer High-Fantasy-Autoren durch seinen Anspruch. Er provoziert die Verwendung von Fremdwörtern zwar nicht im Übermaß, hält sie aber andererseits aus seinen Texten – und besonders Dialogen – auch nicht heraus, und so muss man schon mal über die Bedeutung so mancher Passage grübeln bzw. konzentriert lesen.

Geradezu schrecklich sind Sapkowskis Schilderungen der großen Schlacht bei Brenna. Schonungslos führt er das Grauen des Gemetzels vor Augen, ohne Übertreibung, ungeschönt, die blutige Fratze des Krieges. Dies wird umso eindringlicher, als er durch Szenenwechsel auf verschiedene Schauplätze und insbesondere auf Einzelschicksale eingeht. Gleichzeitig legt er in diesen Teil eine Dynamik, die den Leser mit durch die Schlacht reißt, voran treibt und die Ereignisse vor dem inneren Auge ablaufen lässt wie einen Film.
Ebenfalls sehr temporeich ist der Kampf zwischen Ciri und Bonhart, die Seiten fliegen förmlich dahin. Dabei verwendet Sapkowski Begriffe und Techniken aus dem Schwertkampf, die – sind sie dem Leser nicht bekannt – zwar eine Vorstellung von den Abläufen geben, aber nicht exakt mitverfolgen lassen.

Der Autor beherrscht es meisterlich, trotz des ernsten Hintergrundes der Geschichte immer wieder eine Art Situationskomik einzuflechten und den Leser dabei köstlich zu unterhalten. Schöne Beschreibungen unterstreichen die humorvolle Note, z.B. als es auf Seite 103 heißt: „Er stockte. Er sah aus wie jemand, der ohne Bart nichts hatte, wo er etwas hätte hinein murmeln können. Und das sehr bedauerte.“ Dieser Humor ist angenehmer Ausgleich zum anspruchsvollen Aufbau des Autors und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln bzw. Lachen, z.B. als über den Auftrag, den Sukkubus zu töten, diskutiert wird (Seiten 92 bis 108). In manchen Passagen wird es sogar recht deftig, wenn beispielsweise die Zwerge fluchen oder wenn wieder einmal unpassende Worte aus Angolêmes Mund kommen: „Es kommt irgendwann die Zeit, da muss man entweder scheißen oder den Abort freimachen.“

Gerade viele kleine Andeutungen machen den Gesamtkontext des Romans so liebenswert. Fallen sie nicht weiter auf, ist dies nicht dramatisch, doch zeichnen sie ein besonders schönes Bild für denjenigen, der sie zu verstehen weiß.

Im Laufe der Kapitel begegnet man verschiedenen Handlungssträngen, mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit. Doch Sapkowski hat sie sauber zu trennen verstanden, so dass nie unklar ist, wo sich der Leser gerade aufhält. Ein Teil der in der dritten Person formulierten Geschichte wird rückblickend erzählt. Candwiramus, Träumerin und Oneiromantin, absolviert ein Praktikum bei der Dame am See, die die Erforschung der Legende von Ciri und dem Hexer Geralt zu ihrer Profession, ihrem Lebenswerk gemacht hat. Condwiramus träumt für Nimue, und so erfährt der Leser Bruchteil für Bruchteil der Begebenheiten im Zwiegespräch. Doch dies ist nicht die einzige Form, in der sich der Autor Rückblicken bedient.

In der Prophezeiung der Itlina, die hier eine große Rolle spielt, verarbeitet Sapkowski realistische klimatische Gefahren, die der Erde und anderen Welten auch in dieser mittelalterlichen Zeit drohen. Die Parallelen in unsere Gegenwart sind durchaus erkennbar und tragen dazu bei, hierüber nachzudenken.


Figuren
In dem letzten Teil der Saga begegnet man wieder vielen alten Bekannten, einige von ihnen lernt man nun auch näher kennen, aber auch neue Charaktere betreten die Bühne. Entsprechend ihrer Bedeutung für die Geschichte ist die Ausarbeitung der Figuren mal sehr aufwendig, mal zurückhaltend. Dennoch sind sie alle sehr glaubhaft und realistisch. Sie alle hier aufzugreifen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, so stark und vielfältig ist Sapkowskis Welt bevölkert.

Ciri, die Prinzessin von Cintra, gibt sich – besonders gegenüber den Elfen, die sie gefangen halten – trotzig, stolz und unberührt, doch bricht sie ob ihrer Situation immer wieder in Zorn aus, ist fast nicht in der Lage, ihr Mundwerk zu halten oder Geduld aufzubringen. Diese Züge machen sie gegenüber den Elfen nur umso menschlicher und dem Leser gegenüber sympathisch.

Condwiramus ist eine junge und erfolgreiche Frau, eine der besten Adeptinnen der Universität in der Träumerei und Oneiromantik, doch eben dieser Erfolg lässt sie auch arrogant agieren. Bis zuletzt kann man sich nicht sicher sein, ob sie sich an das Gebot Nimues, die Finger vom Fischerkönig zu lassen, wirklich hält.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur orientiert sich an der Gestaltung der bisherigen Bände und ist daher sofort der Hexer Geralt Saga zuzuordnen. Auf dem sehr schön gestalteten Cover ist ein an der Wand befestigter Schild mit einem Löwen zu erkennen, der von einer Hellebarde gekreuzt wird. Zudem sind Konturen von Schild und Stoßwaffe, genau wie die des Autoren-Namens, nach außen geprägt. Der Name und der Titel ist mit Spotlack versiegelt, ein insgesamt edel wirkendes Konzept. Auf der Rückseite findet sich neben der oben angegebenen Inhaltszusammenfassung das Symbol von Geralts Wolfsamulett, welches ebenfalls mit Spotlack hervorgehoben wird.

Auf der vorderen Klappe befindet sich eine umfassendere Zusammenfassung dieses Bandes, auf der hinteren Informationen zum Autor. Wie in den bisherigen Teilen auch, wurde in „Die Dame am See“ keine Karte von Sapkowskis Welt mit aufgenommen, welche es dem Leser durchaus erleichtert hätte, die Truppen- und Kriegsbewegungen sowie die Lage der König- und Kaiserreiche besser zuzuordnen.


Fazit
Gewaltig und faszinierend, mitreißend und dramatisch endet die Hexer Geralt Saga – ein würdiger Abschluss der Serie. Sapkowski versteht es auch in dem letzten Teil seiner High-Fantasy-Serie, Anspruch und gute Unterhaltung zu kombinieren. Absolut lesenswert.


5_Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Das Erbe der Elfen
Band 2: Die Zeit der Verachtung
Band 3: Feuertaufe
Band 4: Der Schwalbenturm

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