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Troubadoure, Ritter und eine dramatische Intrige

Südfrankreich Mitte des 12. Jahrhunderts: Der mächtige Graf von Toulouse will Ermengarda, die junge Erbin von Narbonne, zur Ehe zwingen und so die reiche Stadt in seine Gewalt bringen. Doch das Mädchen widersetzt sich ihm und dem Ehrgeiz ihrer Stiefmutter. Fest entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen, ergreift Ermengarda am Tag der geplanten Hochzeit die Flucht. Niemand steht ihr zur Seite – außer Arnaut und Felipe, die ihr Treue bis in den Tod geschworen haben.

 

 

Autor: Ulf Schiewe  
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen:
4. April 2011
ISBN:
978-3426198872
Seitenzahl:
560 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Ermengarda von Narbona ist 15 Jahre alt und untersteht nach dem frühen Tod des Vaters der Vormundschaft ihrer Stiefmutter Ermessenda. Ehrgeizig und machthungrig sucht diese nach einem Weg, die Regentschaft über die reiche Stadt zu behalten und willigt daher ein, ihre Stieftochter mit dem um viele Jahre älteren Grafen von Tolosa zu verheiraten. Ermengarda, überzeugt, dass ihr Vater diese Verbindung nicht gewünscht hätte, beschließt zu fliehen. Unterstützt wird sie dabei von Felipe und Ramon, zwei jungen Edelleuten, denen die Fremdherrschaft des Grafen schon lange ein Dorn im Auge ist, sowie dem Ritter Arnaut de Montalban und seinem Knappen Severin, die nicht zögern, einer Dame in Bedrängnis beizustehen.

Ulf Schiewe ist ein großartiger Erzähler. Spannend, lebendig und zeitweise mit feinem Humor zieht „die Comtessa“ den Leser in ihren Bann und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los.


Stil und Sprache

Man merkt schon auf den ersten Seiten, wie sorgfältig der Autor Ermengardas Geschichte recherchiert hat. Er beschreibt die wichtige politische Bedeutung, die die Stadt Narbonne im 12ten Jahrhundert hatte, und welche Ziele die verschiedenen Parteien verfolgten, interessant, gut verständlich, aber niemals belehrend. Die eindrucksvolle Schilderung der Landschaft lässt das mittelalterliche Südfrankreich bildhaft vor den Augen des Lesers entstehen und man fühlt sich gleichsam in die Zeit und die Örtlichkeit vor fast 900 Jahren zurück versetzt.
Dazu tragen auch die immer wieder eingestreuten Fremdwörter - lateinisch-okzitanischen Ursprungs - bei, die man im Glossar des Anhangs nachschlagen kann, was sich aber eigentlich erübrigt, denn nach einer gewissen Gewöhnungphase ergibt sich die Bedeutung von selbst.

Die Handlung ist in drei Hauptteile untergliedert und drei wichtigen Akteuren gewidmet - nämlich der Regentin Ermessenda, dem jungen Ritter Arnaut und der Titelheldin Ermengarda - aus deren Perspektive die Geschichte dann auch hauptsächlich erzählt wird, obwohl die Übergänge fließend sind und alle diese Figuren für die gesamte Handlung eine große Rolle spielen. Die wenigen bekannten Daten aus Ermengardas Leben sind sehr geschickt mit der Fiktion verwoben und ergeben ein stimmiges, sehr gut nachvollziehbares Ganzes. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, die vielen prägnanten Beschreibungen der mittelalterlichen Bräuche, der Kleidung und der Gebrauchsgegenstände wecken das Interesse des Lesers an dieser Zeit und lassen keine Längen aufkommen.


Figuren

Ulf Schiewe hat seine Akteure bis in die Nebenfiguren sehr liebevoll und glaubwürdig gestaltet und sie mit menschlichen Fehlern und Schwächen, aber auch vielen liebenswerten Zügen ausgestattet. Behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen schildert er die Entwicklung der jungen Ermengarda vom gehorsamen, durch die Stiefmutter im Hintergrund gehaltenen, noch kindlichen Mädchen zur jungen Frau, die sich der Verantwortung für ihre Stadt und gegenüber dem Andenken des Vaters immer mehr bewusst wird und bereit ist, für ihr Recht und ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Auch die vier jungen Männer, die sie auf ihrem gefahrvollen Weg begleiten, machen dabei - jeder auf seine Weise - einen Reifeprozess durch. Was ihnen Anfangs vielleicht nur als ein ritterliches Abenteuer erschien, erfordert schließlich ihre ganze Kraft, und als Arnault und Felipe plötzlich zu Rivalen um Ermengardas Liebe werden, geraten dadurch ihre Ziele beinahe in Gefahr.
Die Umstände, die die jungen Leute recht schnell und auch „schmerzhaft“ heranreifen lassen, zeigen auch bei den Erwachsenen Wirkung. Auch Ermessenda und Graf Alfons müssen „umlernen“ und Kompromisse schließen, die letztendlich die Geschichte zu einem annehmbaren Ende führen.


Aufmachung des Buches
Das dunkelrote Hardcover zeigt auf beiden Innenseiten einen Kartenausschnitt von Südfrankreich, auf dem die Orte der Handlung und der abenteuerlichen Flucht verzeichnet sind. Zwei Stadtpläne von Narbona am Anfang des Buches ermöglichen es, die Flucht und die Rückkehr Ermengardas nachzuvollziehen. Ein Anhang mit Nachwort und Danksagung des Autors, ein umfangreiches Glossar zu den fremdsprachlichen Begriffen, sowie ein Personenverzeichnis beschließen das Buch.
Besonders gelungen ist die Gestaltung des Schutzumschlages, der auf dem vorderen Cover zwei mittelalterliche Szenen - links eine Dame im roten Gewand, rechts zwei ballspielende Herren -  zu einem ansprechenden Bildnis vereint. Auf der Innenseite findet sich noch einmal ein Verzeichnis der Personen, nach historisch, urkundlich erwähnt und erfunden unterteilt.


Fazit

Wie Ulf Schiewe die wenigen bekannten Fragmente über Ermengardas Leben zu einer spannenden, vor allem aber glaubwürdigen Geschichte verbindet, ist wirklich faszinierend. Man fühlt sich hineinversetzt in die Zeit der Troubadoure und Ritter und bangt und hofft mit den jungen Leuten auf ein glückliches Ende. Ein wunderschönes Buch, das ich sehr gern weiter empfehle.


5 Sterne


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