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Kategorie: Krimis

Allmen, eleganter Lebemann und Feingeist, ist über die Jahre finanziell in die Bredouille geraten. Fünf zauberhafte Jugendstil-Schalen bringen ihn und sein Faktotum Carlos auf eine Geschäftsidee: eine Firma für die Wiederbeschaffung von schönen Dingen. Die Geburt eines ungewöhnlichen Ermittlerduos und der Start einer wunderbaren Krimiserie.

 

Allmen_und_die_Libellen 

Autor: Martin Suter
Verlag: Diogenes
Erschienen: 14. Jan. 2011
ISBN: 978-3257067774
Seitenzahl: 194 Seiten

 

Die Grundidee der Handlung
Martin Suter, bekannt durch zahlreicher Romane und auch Kolumnen, hat mit „Allmen und Libellen“ den Auftakt für eine für ihn ganz andere Sparte einer Reihe geschaffen. Das Buch ist der Beginn einer Krimi-Serie. Aber nicht von Krimis ernster und grausiger Verbrechen, sondern mit – ganz Suter typisch – feinem und subtilen Humor, schlank und auf das Wesentliche reduziert - für Genießer geschaffen.

Obwohl Allmen, der Protagonist, ein sehr bequemer (man könnte auch sagen fauler) Zeitgenosse ist, kann man ihn gut leiden. Er schätzt eben die schönen Dinge und als er bei Jojo, einer Millionärstochter, die er durch Zufall kennen lernt, übernachtet, stößt er bei der Suche nach der Toilette auf eine Vitrine, in der fünf wunderschöne Gallé-Vasen stehen. Er hat zwar keine Ahnung, wie viel diese genau wert sind, weiß aber, dass er von dem Erlös einer Schale bestimmt wieder eine längere Zeit leben  (und vielleicht auch seine Schulden begleichen) kann.

Auf dem Klappentext ist die Rede von „Ermittler-Duo“ und einer Geschäftsidee, was etwas in die Irre führt. Was aber nicht ist, kann ja noch werden, denn dieses Buch ist ja lediglich der Start einer Reihe…


Stil und Sprache
Packend mitreißend, aber ohne jeglichen Schnörkel und überflüssigen Ausschweifungen, reitet der Leser auf großzügigen Wellen in das Geschehen und hat schnell ein Bild vom Wesentlichen. Suters Erzählungen sind stets schlank strukturiert und umfassen das Geschehen in dem Radius, mit dem auch der Protagonist sein Umfeld wahrnimmt. Leicht und locker scheint die Geschichte, die dem Leser als stillen Beobachter erzählt wird und durch den feinen Humor und den subtilen Erzählstil bleibt alles luftig und auch amüsant.

Wie schon vorher erwähnt, ist der Klappentext etwas irreführend, denn von einem „Ermittlerduo“ kann keinesfalls die Rede sein und die Geschäftsidee, die ebenso erwähnt wird, wird erst ganz am Schluss des Buches geboren. Zwar ist das Buch kein Krimi mit einem verzwickten oder komplizierten Fall, aber mit kleineren Überraschungen wartet Martin Suter dennoch auf, was mehr dem (doch schlüssigen) Amüsement als der großen Lösung eines Kriminalfalles dient.

Suter erzählt charmant und flüssig, lässt den Leser wissen, dass dieser Diebstahl wohl kaum unentdeckt bleiben wird und hält so auf sehr smarte Wiese den Spannungsbogen straff.


Figuren
Carlos und Jojo. Das sind die Figuren, denen man neben Allmen am häufigsten begegnet. Johann Friedrich von Allmen wuchs behütet und ohne Entbehrungen auf. Sein Vater hat sich hochgearbeitet und ihm ein Vermögen hinterlassen, das er in wenigen Jahren durchgebracht hat. Aber Allmen ist – wenngleich ein sehr sympathischer – Snob und denkt nicht daran, seinen Lebensstandard einzuschränken, sondern schafft es auf erfinderische Weise, dem angenehmen Nichtstun weiter zu frönen.

Martin Suter hat mit Allmen einen sehr ungewöhnlichen, aber auch liebenswerten Charakter geschaffen, mit dem der Leser sich vielleicht nicht unbedingt identifizieren mag, ihn aber ob der geradezu dreist bequemen Lebensweise für sich einzunehmen vermag. Allmens Lebensdevise ist, seinen Lebensstandard so zu erhalten wie er ist, hat er doch schon einige Zugeständnisse machen müssen, wie auch das, dass er sich auch von seiner Villa (wenngleich auf für ihn noch sehr angenehme Weise) trennen musste.

Carlos ist sein seit Jahren getreuer Begleiter aus Guatemala und arbeitet für ihn auch ohne Lohn. Da versteht es sich von selbst, dass er seinem Herrn auch aus der Bredouille hilft, wenn er in eine gerät (der Diebstahl der Gallé-Vasen erweist sich (zuerst) als nicht sehr klug). Ansonsten introvertiert, verschwiegen und sehr zurückhaltend, erweist Carlos sich als große zuverlässige Hilfe und rettet ihrer beider Kopf. Mit wenigen Worten erreicht Martin Suter, dass der Leser die Figuren kennt. Ihre Stärken und Schwächen, ihr Vorlieben und Abneigungen, Charaktere die leben und auch lebendig wirken und alles andere als blass und eindimensional sind.


Aufmachung des Buches
Eine typisch klassische Diogenes-Aufmachung. Der Hardcover-Umschlag ist edel mit hellgrauen Leinen überzogen und am Schutzumschlag – wie bei Diogenes üblich, weiß mit feiner schwarzer Umrandung auf der Vorderseite – prangt in nüchtern minimalistischen Desgin der Buchstabe A (für Allmen?) und drei Libellen in einem türkisfarbenen Rechteck. Passend auch zu Handlung sind die ersten Innenseiten hinten und vorne im Buch mit zarten kleinen Libellen gestaltet. Eine kurze Anmerkung des Autors und ein Lesebändchen komplettieren das hübsche Buch.


Fazit
Sicher nicht Suters bestes Buch, aber ein smarter und interessanter Auftakt für eine „Krimi-Reihe“ auf deren weitere Bände man gespannt sein darf. Liebhaber feiner Sprache auf hohem Niveau und subtilen Humors werden auch mit diesem Werk Suters auf ihre Kosten kommen.


4 5 Sterne


Hinweise
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