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Viola Ebner


Wann bzw. wie hast du deine Liebe zur Literatur entdeckt?

Geschichten geliebt habe ich schon immer. Mein Vater war und ist mit einer tollen Fantasie gesegnet und hat mich damit während meiner Kindheit stundenlang unterhalten können. Egal ob abends mit einer Gute-Nacht-Geschichte oder auf einer unserer zahlreichen Wanderungen. Seinen Geschichten lausche ich auch heute noch gebannt.
Aber so richtig los ging der Spaß dann an dem Tag, als ich in der Schule lesen und schreiben lernte. Von dem Moment an war kein Buch, kein Stück Papier mehr vor mir sicher. Da ich Linkshänderin bin, was in den frühen 70ern eher selten und zudem nicht unbedingt wünschenswert war, wurde eine Zeitlang noch versucht, mich „umzuprogrammieren“. Das war eine höllische Zeit und praktisch die Geburtsstunde, wo ich begann, mich in die Welt der Bücher zu flüchten, um wieder einigermaßen klar im Kopf zu werden und wenigstens dort eine heile Welt zu finden. Tja, der Versuch mich umzugewöhnen war nach wenigen Wochen vorbei, aber meine daraus geborene Leidenschaft für Bücher ist geblieben, und bis heute erhalten.


Kannst du dich noch an dein Lieblingsbuch aus deiner Kindheit erinnern?

Puuh... um ehrlich zu sein: ich hatte nicht nur eins, da gab es mehrere. Spontan fallen mir „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende, von Otfried Preußler „Der Räuber Hotzenplotz“ sowie „Der kleine Wassermann“ und „Die kleine Hexe“ und „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren ein. Mit dem wohl berühmtesten Kindermädchen der Welt „Mary Poppins“ von Pamela Lynwood Travers bin ich eine Zeit lang sogar regelrecht eingeschlafen. Dann gab es da noch „Das doppelte Lottchen“ von Erich Kästner und Walter Farley´s „Blitz-Reihe“. Letztere habe ich praktisch verschlungen. Später bin ich mit Enid Blyton´s „Dolly Rieder“ in deren heißgeliebtes und berühmtes Internat Burg Möwenfels gegangen. Für „Hanni und Nanni“ und die Geschichten der beiden oder die Reihe von „Tina und Tini“ habe ich unsere Ortsbücherei damals fast tagtäglich gestürmt. Die Karte von dort sowie die ganzen eben genannten Bücher habe ich im Übrigen heute noch. Und nein, ich habe diese nicht einfach behalten, sondern mir im Laufe der Jahre nach und nach selbst gekauft oder schenken lassen und bis heute in meinem Besitz.


Welches Buch bzw. welche Bücher magst du (derzeit) am liebsten?

Uff, das ist nicht so einfach zu beantworten. Einen speziellen Lieblingstitel habe ich eigentlich nicht. Von Sandra Brown habe ich eben einige Thriller beendet, darunter auch ihren neuesten Thriller, den es in deutscher Fassung noch gar nicht gibt. Auch aus der Feder von Nora Roberts habe ich vor kurzem zwei Titel zu Ende gelesen, und aktuell habe ich von ihr seit einigen Tagen ihr neuestes Werk frisch aus den USA vor der Nase. Wie unschwer zu merken ist, bevorzuge ich die Originalwerke der Autoren. Oder zumindest die, deren Sprache ich beherrsche. Ich finde einfach, dass im Original der Charme des jeweiligen Autors am besten zu erkennen ist. In einer Übersetzung geht da oftmals das eine oder andere verloren. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht auch auf deutsch erschienene Titel lese. Von vielen Titeln habe ich das Original und die deutsche Buchfassung im Regal stehen.


Welche Genres haben es dir besonders angetan?

Thriller, Vampire, Liebesromane und Fantasy. Wobei ich aber gestehen muss, dass ich im Bereich Fantasy in letzter Zeit weniger aktiv gelesen habe als in den anderen. Warum das so ist? Keine Ahnung, es hat sich irgendwie nicht so ergeben.
Mich reizt an diesen Genres einfach, dass hier zum einen raffinierte Psychologie (Thriller) zum Zuge kommt und zum anderen die Fantasie keine Grenzen kennt und mich in die herrliche Landschaft des Auenlandes, aus dem Herrn der Ringe, versetzen kann oder in die Welt der Vampire. Andererseits kann aber auch ein Liebesroman sehr stark an das Fantasygenre angelehnt sein. Hier zu differenzieren und zu erkennen, welchem Genre ein Titel nun wirklich angehört (wenn es der Verlag nicht gerade vorgegeben hat), das ist hochinteressant und spannend.


Welche Autoren liest du am liebsten?

Da bin ich wohl im Augenblick eher mainstreammäßig orientiert. Von Sandra Brown über Nora Roberts, Karin Slaughter, Tess Gerritsen, Karen Marie Moning und Julia Quinn bis runter zu Jeaniene Frost und Diana Gabaldon. Die haben den Vorteil, dass man sie leicht und entspannt lesen kann und die Plots nebst der Handlung interessant bis hervorragend sind. Wenn ich viel Zeit habe, in der richtigen Stimmung bin und es auch mal etwas schwerere Literatur sein darf, dann bevorzuge ich die alten Autoren wie Theodor Storm, Theodor Fontane oder russische und amerikanische Autoren. Da ist es dann oft ein Werk von Tolstoi oder Hemmingway. Ich brauche Abwechslung, egal ob es sich um das Genre oder einen Autor handelt.
Auf einen neuen Autor bzw. eine neue Autorin lasse ich mich meist nur ein, wenn das Buchcover ein regelrechter Eyecatcher ist, oder mich die Inhaltsangabe sofort fesselt. Manchmal auch auf besonderen Wunsch eines Lesers, den ich auf der Straße oder beim Einkaufen getroffen habe, oder weil meine Freundin mir das wärmstens empfohlen hat. Das ist etwas klischeehaft, gebe ich gerne zu, aber so bin ich nun mal gestrickt, wenn es um Bücher geht.


Hast du „Leserituale“? Liest du beispielsweise zu bestimmten Tageszeiten, an speziellen Orten, immer ein Buch nach dem anderen oder mehrere gleichzeitig?

Für mich ist es absolut normal, zwei bis drei Bücher gleichzeitig zu lesen. Ab und an kommt es auch vor, dass es vier sind. Die Titel können in unterschiedlichen Genres sein, aber auch mal nur in einem. Kommt darauf an, in welcher Stimmung ich bin und was mich anspricht. Bestimmte Riten habe ich beim Lesen eigentlich nicht – außer, dass ich immer ein Buch mit dabei habe. Deswegen zähle ich auch nur riesige Handtaschen zu meinen fraulichen Besitztümern. Klingt scherzhaft, entspricht aber der Wahrheit.
Egal ob es ein Taschenbuch ist oder ein Hardcover, gelesen wird immer und überall. Im Bus zur Arbeit und nach Hause, in irgendeinem Wartezimmer oder in meiner Mittagspause. Zuhause dann eigentlich nur bequem auf dem Sofa. Im Bett eher selten. Auch wenn das jetzt merkwürdig klingt, aber irgendwie hat das seinen Reiz für mich verloren. Jetzt wo ich darüber so nachdenke, fällt mir nicht mal ein besonderer Grund dafür ein – nur dass ich es irgendwann nicht mehr gemacht habe.


Hörst oder liest du lieber Bücher?

Ganz klar: Ich lese sie lieber. Am liebsten habe ich noch das Buch aus Papier. Das leichte Rascheln der Seiten beim Umblättern ist für mich auch heute noch die reinste Magie. Der Geruch, wenn ich ein neues Buch auspacke, und zum ersten Mal aufklappe – Faszination pur.
Hörbücher waren für mich eigentlich nie wirklich ein Thema. Für meinen Geschmack zum einen zu teuer und zum anderen fehlt mir das wirkliche Buchgefühl – das Gewicht des Buches, der Geruch, das Blättern – einfach alles. Erst als Jana im Rezensenten-Forum damit anfing, begann ich mich intensiver mit dieser Art Buch zu beschäftigen. Schließlich will frau ja informiert sein und – zumindest bis zu einem gewissen Punkt – auch mitreden können. Durch die dann entstandene Zusammenarbeit mit audible war für mich dann klar: Das probierst du mal aus. Das damalige Angebot von audible war klasse und seither besitze ich auch einige englische Hörbücher. Zum Einsatz kommen die aber nur, wenn ich Laufe.


Wie bist du dazu gekommen, Bücher nicht nur zu lesen/hören, sondern diese auch zu rezensieren?

Oh diese Frage liebe ich! Vor einigen Jahren habe ich mich an der HAF bei der Schule des Schreibens (SDS) eingeschrieben, weil ich das Schreiben so richtig studieren und erlernen wollte. Irgendwann bin ich dann mal aus Neugier in das Schreibforum der SDS rein, das ist ähnlich wie das Forum der Leser-Welt, und hab mich da so durch die unterschiedlichen Threads und Geschichten gelesen. Dabei bin ich an einem strahlenden Sonntagvormittag auf Janas Link zu ihrem (zumindest war es damals noch ihr Forum) Schreibfreunde-Forum bzw. der Wörter-Welt gekommen. Die Hauptseite machte mich neugierig. Mit dunklen Farben (anders als heute), hatte die Seite damals noch ein wirklich individuelles Profil und Charakter. Das und die ungewöhnliche Gestaltung weckten mein Interesse und ich habe mich registriert. Nach dem einloggen war ich begeistert. Es hat nicht lange gedauert und Jana fragte mich per Persönlicher Nachricht (versehen mit einem breitgrinsenden Smiley am Ende: „Ich frag dann mal ganz frech“), ob ich mir vorstellen könnte auf der Seite – die zukünftige Leser-Welt - die sie gerade dabei war auf die Beine zu stellen, als Rezensentin zu schreiben. Ich bin damals vor Freude auf dem Bürostuhl nur so rumgehopst und hab gestrahlt, als hätte ich gerade im Lotto gewonnen. Klar konnte ich mir das vorstellen! Und wie!! Kurze Zeit später war meine erste Rezension „Das Haus der Harmonie“ Online und ich mega happy.
Himmel, das waren noch Zeiten! Nicht, dass heute etwas schlechter wäre, ganz im Gegenteil – aber vor drei Jahren waren wir ja grad mal eine Handvoll Rezensenten und es gab vieles noch nicht, was heute fast schon selbstverständlich ist - wie die Rezensionsexemplare bspw. Die gab es zu Beginn der Leser-Welt noch nicht. Die haben wir uns erst erarbeitet ...


Was macht dir am Rezensieren Spaß, was vielleicht weniger?

Am meisten Spaß macht mir das Lesen der Bücher, ist doch klar ;-). Das ist es schließlich, warum ich Rezensentin geworden bin und das in jeder Sekunde genieße. Immer ein Buch vor der Nase, zu dem ich meine Meinung schreibe, sofern ich es rezensiere. Oh ja, es gibt auch Titel, die lese ich einfach nur so ;-) Nein, ernsthaft. Während des Studiums habe ich einen anderen Blick für Bücher bzw. deren Inhalte entwickelt. Das ergab sich im Laufe der Zeit ganz automatisch und so ist es für mich bei jedem Buch eine unglaubliche Entdeckungsreise, die Charaktere kennenzulernen, sie zu beobachten, zu verstehen bzw. zu beurteilen. Der eine Charakter kann der reinste Engel nach außen hin sein, ist aber mit einem faszinierenden Tiefgang versehen, während ein anderer Charakter eigentlich als absolut böse erscheinen soll und vom Autor vollkommen seicht und leer zu Papier gebracht wurde. Solche Gegensätze, der Aufbau und Struktur einer Handlung oder eines Plots, die Herangehensweise eines Autors an einen Szenenaufbau, die Gestaltung eines Dialogs oder die Handlung selbst – all das fasziniert mich, übt eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich aus.
Um einem Buch dann in einer Rezension gerecht zu werden, ist es absolut notwendig, den Respekt vor der geleisteten Arbeit des Autors bzw. der Autorin zu bewahren, schließlich hat hier ein Mensch wochenlang wenn nicht sogar monatelang daran gearbeitet. Selbst wenn ich ein Buch zerreißen muss, kann ich nicht einfach vulgär werden. Eine billige Kritik kann jeder schreiben, der lesen kann und es mehr oder weniger beherrscht einen PC zu bedienen. Eine Rezension muss mit Stil und Niveau geschrieben werden, schließlich war und ist es noch nie meine Art oder die der Leser-Welt gewesen, ein Buch oberflächlich zu beurteilen und nicht von allen Seiten zu betrachten. Daher habe ich stets einen Notizblock bei mir und notiere mir darauf alles. Vom ersten Eindruck direkt nach dem Auspacken des Buches über dessen Zustand bis hin zum Gesamteindruck. Aber die meisten meiner niedergeschriebenen Bemerkungen und Notizen mache ich unbewusst während des Lesens selbst. Richtig wahrnehme ich diese erst, wenn ich fertig bin mit dem Titel. Das hab ich mir während des Studiums so angeeignet und diese Methode hat sich für mich bewährt – die Rezension schreibt sich danach fast von alleine. Freilich kommt nicht alles, was im Notizblock steht, dann am Ende auch in die Rezension, aber das Wichtige, das, was sich herauskristallisiert hat, das ist drin. Die Sterne vergeben ist nicht ganz so einfach und vielleicht das einzige, was ich am Rezensionen schreiben nicht ganz so prickelnd finde. Aber ich vertraue hier meinem Gefühl, das sich während des Lesens einstellt. Damit bin ich bisher immer noch am besten dran gewesen.


Bei der Menge an Literaturportalen stellt sich die Frage, warum du dich entschieden hast, die Leser-Welt mit deinen Rezensionen zu unterstützen?

Ganz einfach, Jana und ich sind ehemalige Kommilitoninnen der SDS. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden, ticken in vielen Dingen ähnlich und sind unabhängig. Im Vergleich zu anderen Rezensentenseiten hat Jana von Beginn an ein sehr hohes Niveau für die Leser-Welt angestrebt, erreicht und bis heute gehalten. Das spiegelt sich in den einzelnen Rezensionen, was den Schreibstil sowie die Ausdrucksweise angeht, wieder, und zeigt sich auch im Umgang innerhalb des Rezensententeams selbst. Das hat mir gleich sehr gefallen. Faule Kompromisse gibt es nicht. Unser ganzes Team, mittlerweile sind wir ja rund 30 Leseverrückte, arbeitet harmonisch miteinander und unsere freundschaftliche, um nicht zu sagen familiäre, Atmosphäre ist schon legendär. Und das denke ich merkt der Besucher der Leser-Welt auch im Endresultat – der Leser-Welt selbst und den Rezensionen. Trotzdem bin ich eine individuelle Rezensentin in diesem tollen Team geblieben, kann meine eigene Meinung haben und äußern und die regen Diskussionen, die wir oft haben, die sind äußerst anregend und gewinnbringend – zumindest für mich. 
Dass die Leser-Welt dann noch zu den seriösesten Rezensionsseiten im Internet zählt, bei den einzelnen Verlagen einen extrem hohen Stellenwert genießt und sich einer ungemein großen Beliebtheit bei den Leseinteressierten erfreut, das ist für mich toller Ansporn und Belohnung zugleich. Es zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mittlerweile ist es eine absolute Ehre, für die Leser-Welt rezensieren zu können bzw. zu dürfen und es erfüllt mich mit absolutem Stolz, ein Teil davon zu sein. Bis zum heutigen Tag ist es eine spannende und interessante Reise gewesen, die Entwicklung der Leser-Welt von Anfang an bis jetzt mitzuerleben und zu verfolgen - und das wird mit Sicherheit auch so bleiben.


Vervollständige bitte folgenden Satz: Lesen ist für mich …

... so lebensnotwendig wie das Atmen und Genuss pur.

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